Ein Nachtrag ist nötig zum Fest in
Chanac: gegen Abend spielte die örtliche
Blaskapelle - drei Stunden lang bliesen sie kräftig an gegen die laute Popmusik aus den Lautsprechern der Boxauto-Bahn.
Nie habe ich eine solch schlechte Blaskapelle gehört, fast kein Ton wurde getroffen, aber das Engagement war aller Ehren
wert. Nur einmal stimmte die Tonfolge: als der Gewitterregen aufzog, bliesen sie dagegen an mit der Marseillaise,
da sangen die Leute lautstark mit; der Regen wurde dennoch heftig.
In Vitoria-Gasteiz
tue ich mich schwer mit der Orientierung, obwohl die Altstadt nicht sehr groß ist. Jedenfalls lande ich zuerst - ungeplant
- an der neuen Kathedrale.
Meine Kiste läuft, das Wetter wird etwas besser - es wird Zeit, die Stadt anzuschauen.
In der Kathedrale
von Barbastro gibt es diese hier hoch verehrte
Christusfigur aus dem 13. Jahrhundert.
Eines ist mir jetzt schon klar: die Kirchen in Spanien quellen über vor Ausstattung und Reichtum im Vergleich zu denen
in Frankreich; keine Revolution mit Bildersturm und dazu die katholische Kirche als Staatsreligion bis zum Ende der
Franco-Diktatur - das macht einen Unterschied!
In Frankreich ist Feiertag, das nutze ich zum Besuch in
Montpellier; große
Städte an Sonn- und Feiertagen zu besuchen, hat sich bewährt: Verkehrs- und Parkplatzsituation sind sehr viel entspannter.
Die im 14. Jahrhundert gebaute Kathedrale - veranlasst von Papst
Urban V. - präsentiert sich gewaltig; leider ist sie
an staatlichen Feiertagen geschlossen.
Heute ist Freitag, Fastentag - also der richtige Tag, den
Papstpalast in
Avignon zu besuchen. Dunkel stellt er sich dar gegen die Sonne - und mit unzähligen Menschen. Was sofort auffällt: die
meisten sprechen Italienisch. Auch später in der Stadt: überall Italiener, auch die Werbung vieler Geschäfte und
Restaurants ist an erster Stelle Italienisch. Als ob die in
Rom noch nicht genug
Päpste hätten - erst am letzten Wochenende waren ja sozusagen vier bei der Heiligsprechung von
Johannes XXIII. und
Johannes Paul II. gleichzeitig zugange ...
Ich will nach Cannes; nicht wegen der Filmfestspiele, die jetzt eh noch nicht sind, sondern wegen der vorgelagerten
Lérins-Inseln, einem
Ausgangspunkt des mönchischen Lebens in der abendländischen Kirche und einer Stätte des Geistes. Dazu fahre ich über die
schmale und kurvenreiche Küstenstraße. Diese und die Schönheit der Landschaft erinnern an die
Amalfi-Küste und
braucht den Vergleich nicht zu scheuen - die Wohlhabenden wissen, warum sie sich die Côte d'Azur ausgesucht haben. Das Wetter
ist wechselhaft, letzte Nacht gab es ein kurzes Gewitter, dennoch sind schon Leute am Strand und (in der Bildmitte
erkennbar) eine Frau schwimmt sogar.
Es ist Karfreitag, es ist kühl
geworden - und es ist noch immer still - und friedlich. Ich mache mich auf den Weg zum eigentlichen Kloster - und es
gelingen mir dort schöne Bilder, obwohl die
Sonne sich versteckt hält.
Ich bin endlich wieder unterwegs - es hatte gedauert!
Nach der Rückkehr aus der Türkei war wenige Tage später meine Mutter gestorben, im gesegneten Alter von fast 89 Jahren
ist sie friedlich eingeschlafen. Anschließend gab es einiges zu tun in ihrem Haus in Esslingen; was anfangs nach wenigen
Renovierungsarbeiten aussah, entwickelte sich doch zur recht umfangreichen Baustelle mit monatelangem Handwerk - wenn man
schon mal angefangen hat ...
So wurde es nichts mit dem Überwintern in Nordwestafrika, der Winter (der auch bei und ja keiner war) ist vorbei.
Neues Ziel deshalb: Südfrankreich und Spanien (und möglicherweise ein bisschen Portugal). In Spanien war ich (außer bei
der Durchfahrt nach Marokko 1991 und
Portugal 1992 noch nie. Die Resie soll hauptsächlich dem Besuch von Orten
der Heiligen und Recherchen fürs Ökumenische Heiligenlexikon dienen - Ziele dazu
gibt es in Frankreich und Spanien mehr als genug.
Ein erster Besuch unterwegs galt dem kleinen Kloster in
Beinwil, das
Esso von Beinwil gründete.
Gestern Abend haben meine Campingplatz-Nachbarn etwas gefeiert - und dabei wurde gelacht. Da fiel mir auf, dass ich die ganzen
10 Wochen keinen Erwachsenen lachend oder auch nur sichtlich fröhlich erlebt haben; die Türkei scheint ein Land, in dem es
nichts zu Lachen gibt. In meinem Reiseführer steht, die Redeform der Ironie sei den Türken fremd, man solle sie vermeiden.
Ja: es ist ein humorloses Land - das Leben zu hart, der Koran zu rigide, die Regierung zu repressiv? Schade! Das gilt
nicht für die Kinder: die sind meist sichtlich fröhlich, oft ausgelassen, genießen die Freiheit, die sie (noch) haben; gelesen
habe ich, sie gingen auch sehr gerne in die Schule.
Der Abschied vom Campingplatz - hier der Blick von meinem Stellplatz auf das Haus des Besitzers - fällt nicht sonderlich
schwer; es war alles Notwendige vorhanden, aber eben selbstgemacht, und das Wasser war kein fließendes, sondern in
Tanks gelagert und schmeckte schal mit leichtem Fäkaliengeruch. Ab dem zweiten Mal habe ich die Zähne mit gekauftem
Wasser geputzt und nach dem Duschen habe ich mir den Geschmack mit viel Fanta aus dem Mund gespült. Aber das Meer hier war
schön!
Mein Weg geht wieder ein Stück weit nach Osten, nach
Akhisar, das frühere
Thyatira, auch eine der sieben Gemeinden der Sendschreiben der Offenbarung; neben Lob empfängt die Gemeinde auch Tadel, weil
dort eine selbsternannten Prophetin Teile der Gemeinde zur Unsittlichkeit und dem Verzehr von Götzenopferfleisch
verführt. Aber auch Lydia von Philippi, der
erste Christenmensch Europas, wurde hier geboren.
Erhalten sind mitten im Zentrum der modernen Stadt die Mauern einer
Basilika, die im 5. / 6. Jahrhundert an der Stelle der
früheren Agora erbaut wurde.