Mittwoch, 25. September, bis Mittwoch, 2. Oktober
Nun geht es nach Hamburg; in der Speicherstadt zeigte Google-Maps viele Parkplätze, die allermeisten sind aber privat, die
anderen belegt. Dort wohnte an dieser Stelle des
heutigen Speichergebäudes Niels Stensen
1683/1684, nachdem er Paderborn aus Protest verlassen
hatte.
Stattdessen finde ich einen - halblegalen - Parkplatz direkt an dieser
Kirche St. Katharinen, an der
Philipp Nicolai als Hauptpastor wirkte. Alles
andere als glücklich ist aber das Wetter: kühl und windig, Spaß macht der Gang durch die Innenstadt so nicht.
Dort, wo jetzt die Börse und Handelskammer diesen mächtigen klassizistischen Bau hat, stand bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg
das von Adolf IV. von Schauenburg
gestiftete Maria-Magdalenen-Kloster.
Friedrich Gottlieb Klopstock wohnte
in Hamburg nicht im heutigen
Klopstockhaus
- dessen Name ist nur eine Marketing-Idee eines Immobilienhändlers - sondern - neben anderen Wohnungen - v. a. an der Stelle
eines heutigen modernen Wohnblocks. Nachdem meine
Recherchen ins Leere führten, half ChatGPT - er weiß alle Details. Kein Glück habe ich mit dem Schiet-Wetter, es regnet jetzt
immer wieder, Hamburg bestätigt das Vorurteil. Dennoch stolz: dieses
Rathaus.
Diese Markierungen bezeichnen den Standort des 1805 abgerissenen
(Alten) Mariendomes von Hamburg, dessen Vorgängerbau
1805 von Erzbischof Ansgar von Hamburg errichtet worden
war. Auch Adaldag von Hamburg,
Adalgar von Hamburg,
Hoger von Hamburg,
Liawizo von Hamburg,
Rimbert von Bremen-Hamburg,
Unni (Wimo) von Hamburg und
Unwan waren hier Erzbischöfe.
Benno von Hamburg war Verwalter des Bistums,
Heridag dort der erste Priester, von
Sixtus von Reims gab es
Reliquien.
In der - abgegangenen -
Doktorei
südlich der Kirche
St. Petri wohnte Johannes Bugenhagen in
seiner Zeit in Hamburg. An der Kirche St. Jacobi,
in der ich dieses - auch ohne Plattdeutsch-Kenntnsse selbst erklärende - Bild sah, war
Erdmann Neumeister Hauptpastor. Ich komme
noch zur Kunsthalle, in der einige im
Heiligenlexikon verwendete Bilder hängen, dann breche ich ab, der Regen ist inzwischen zu heftig, die nächsten Ziele mache
ich mit der Kiste.
Nach der Kirche St. Georg, an der
Johann Hinrich Wichern die Sonntagsschule
leitete, komme ich zum Krankenhaus St. Georg, in dem
Karolina Fliedner arbeitete, und dann zum
Amalienstift, das
Amalie Sieveking gründete und wo
Karolina Fliedner die Schule besuchte. Dann
geht es weit nach draußen zum ehemaligen
Konzentrationslager Neuengamme, in dem
Marian Konopiński zunächst gefangen gehalten
wurde, und dort zum Haus des Gedenkens, vor dem
diese Inschrift erinnert.
Nach dem
Rauhen Haus
, das
Johann Hinrich Wichern gründete und in
dem er sozusagen den Adventskranz erfand,
besuche ich sein Grab auf dem Alter Hammer Friedhof.
Daneben steht dieses Denkmal, dahinter zu erkennen ist das
Mausoleum für
Amalie Sieveking.
Das ehemalige zweite Wohnhaus von
Matthias Claudius in Wandsbeck - heute der
Stadtteil Wandsbek von Hamburg - ist diesem modernen Gebäude gewichen, an dem ein Schild an ihn erinnert. Unweit steht für
ihn ein Denkmal. Generell hat Hamburg im
2. Weltkrieg schwer gelitten, von historischer Bausubstanz ist praktisch nichts übrig, und was damals verschont blieb, wich
dann alsbald dem Verwertungsinteresse von Immobilienhändlern. Das einst idyllische Wandsbeck hat sich zu einem eher
problembeladenen Stadtteil entwickelt, gefeiert wird auf dem Marktplatz - dennoch oder deswegen - ein großes
Oktoberfest
.
Wie erwartet auch nicht ganz erfreulich: die eher laute Nacht an der
Raststätte Hamburg-Stillhorn.
Und auch wie erwartet: die Fahrt von der Raststätte
zum ersten Ziel am heutigen Donnerstag, diesem Haus,
in dem Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz
zeitweise lebte, wird im Berufsverkehr mit viel Stau ebenfalls unerfreulich - und ebenso wenig Freude macht das Wetter:
noch mehr Regen und Wind als gestern.
Nach dem Gymnasium Johanneum, das auf
Johannes Bugenhagen zurückgeht, spare ich
mir das Universitätsklinikum Eppendorf, wo
Alexander Schmorell studierte und
Sapientia Heymann, eine Gefährtin von
Maria Paschalis Jahn arbeitete.
Dann komme ich zur Kirche St. Anschar, an der
Erich Sack Pfarrer war, und zu diesem
Gefängnis Holstenglacis, in dem
Eduard Müller,
Hermann Lange,
Johannes Prassek und
Karl Friedrich Stellbrink
hingerichtet wurden.
Auch in Hamburg gibt es eine Prokop von Ustjug
geweihte russisch-orthodove Kirche. Gesehen haben
muss man in Hamburg natürlich auch den Hafen und diese
St.-Pauli-Landungsbrücken; ich fahre dorthin, weil
Maria Barbara von der
Allerheiligsten Dreifaltigkeit von dort nach Rio
de Janeiro fuhr.
Letztes Ziel in Hamburg ist dann diese Christianskirche in Hamburg-Ottensen, auf deren Friedhof das
Grab von
Friedrich Gottlieb Klopstock ist.
Auch wenn das Wetter ungemütlich war und die historischen Bauten selten: Hamburg ist eine schöne Stadt; als ich kurz dort
studiert habe, habe ich mich hier sehr wohlgefühlt.
Vor der
Dom
genannten Kirche in Ramelsloh,
die - so die Überlieferung - Ansgar von Hamburg gründete,
steht noch dieser alte Kirchturm aus Holz.
In Harsefeld bei Stade wurde an ihrer 969 errichteten Burg vom neuen Herrschergeschlecht eine
Gangolf geweihte
Kirche gegründet, der später ein
Benediktinerkloster angegliedert wurde - daran soll diese
Statue des
Erzabtes
erinnern.
In St. Joost - einem Ortsteil von Stinstedt bei Cuxhaven - gab es eine einsam am Waldrand gelegene,
Jodokus geweihte Kapelle, an ihrer Stelle wurde
nun diese Gedenkstätte errichtet.
Am Abend darf die Kiste wieder einmal auf dem Schiff fahren: mit der Fähre geht es über die Mündung der Weser hinüber nach
Blexen - heute ein Stadtteil von Nordenham - zur
Kirche. Hier starb Bischof
Willehad von Bremen, schon zuvor erlitten
seine Gefährten Attroban,
Benjamin,
Emming,
Folkard,
Gerwald und
Grisold den Tod beim Kampf gegen die Sachsen.
Eine sehr ruhige Nacht verbringe ich am Ortsrand
von Blexen.
Gründer dieser Kirche in Buxthoeven / Bexhövede bei
Cuxhaven war Albert, der dann der dritte Bischof von Livland wurde
als Nachfolger von Meinhard von Livland.
In Lesum - heute der Stadtteil Burglesum von Bremen - steht unterhalb dieser Kirche das
Denkmal für
Emma von Lesum.
An dieser Kirche St. Martini in Bremen war
Joachim Neander tätig, er wohnte und starb im
daran angebauten Neanderhaus.
Durch diese Böttcherstraße genannte, im historischen
Stil nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg wieder aufgebaute Gasse …
… geht es zum eindrucksvollen Rathaus von
Bremen …
… vor dem dieser mächtige, fast 30 Meter hohe Roland von 1404 - das Symbol der Stadtfreiheit - steht.
Daneben steht der Dom.
Adaldag,
Adalgar,
Ansgar,
Rimbert von Bremen-Hamburg,
Unni (Wimo),
Unwan,
Willehad von Bremen und
Willerich von Bremen waren hier Bischöfe,
Clemens II., war Hofkaplan und
Vicelin von Oldenburg Scholastiker,
Emma von Lesum und
Poppo von Schleswig wurden hier begraben.
Eine Fundgrube ist das angeschlossene Museum, in dem ist zu sehen diese Statue des Bremer Bischofs Adalbrand / Bezelin, der
1035 bis 1043 regierte.
Von Stolz und Reichtum der Bürger der Hansestadt Bremen zeugen diese Häuser am Marktplatz. Und auch wenn die Sonne scheint: es
ist kalt und es bläst ein stürmischer, böiger Wind - auf den Weserbrücken kann man sich kaum auf den Beinen halten. Den Gang
zum Standort der ehemaligen Ansgariikirche, die auf
Ansgar zurückging und an der
Heinrich Zütphen wirkte, und zum ehemaligen
Kloster St. Katharinen, an dessen dort beherbergter
Schule der Vater von Joachim Neander wirkte,
erspare ich mir deshalb. Auch auf die Fahrt zur ehemaligen
Bürgerweide - dem heutigen Messegelände - die auf
die Schenkung von Emma von Lesum zurückging und
zum Landesmuseum mit der Begräbnistafel von
Unni (Wimo) verzichte ich.
Bei der Weiterfahrt ist nun der böigen Winde wegen auch im Auto hohe Konzentration erforderlich, damit die Kiste nicht von
der Straße abkommt. Und da die Landstraßen hierzulande Alleen mit meist dicken alten Bäumen direkt am Straßenrand sind, wäre
das nicht nur fatal, sondern wohl tödlich. So komme ich nach Verden an der Aller zum
Dom, wobei dieser Eingang zu ihm merkwürdig anmutet.
Adalward von Verden,
Erlulf von Verden,
Kortyla von Verden,
Patto von Verden,
Suitbert von Verden,
Tanko von Amorbach waren hier - teils
legendär Bischöfe, von Marian von Bardowick
gab es Reliquien. Im
Sachsenhain bei Verden ließ
Blutgericht von Verdenangeblich 4500 Sachsen niedermetzeln, nachdem diese sich geweigert hatten, das Christentum anzunehmen. Sachsenführer Widukind gab später den Kampf auf und wurde Christ.
An dieser Stadtkirche in Walsrode war der Vater
von Ludwig Harms Pfarrer, dort wurde Ludwig geboren.
Im damaligen Kriegsgefangenenlager - später eine
Kaserne - in Nienburg an der Weser war Marian Konopiński inhaftiert. Auf
der Stammesversammlung der Sachsen in Marklô - möglicherweise das heutige Marklohe, in dessen
Kirche ich Zeuge einer Konzertprobe wurde -,
missonierte Lebuin von Deventer erfolglos.
Die Stiftskirche in Bücken an der Weser geht auf ein
von Rimbert von Bremen-Hamburg gegründetes Kloster
zurück; Adaldag von Hamburg kümmerte sich um dessen
Erhalt, von Maternianus von Reims, den
ich hier neu entdecke, gab es Reliquien. Dieser Apostelbalken mit Triumphkreuzensemble
vor dem Querhaus der Kirche stammt aus um 1265.
In der Stiftskirche von Bücken auch sehenswert:
diese Predella am Hochaltar mit Gottvater und den vier
Kirchenvätern.
Zum Übernachten fahre ich noch ans nächste Ziel, den Ort Freistatt, wo es einen Stellplatz mit Toilette geben soll. Den
Stellplatz gibt's, die Toilette ist verschlossen,
dafür bläst der schon den ganzen Tag anhaltende Sturm nun in der Nacht noch heftiger und mit allerlei Begleitgeräuschen;
geparkt hatte ich zur Vorsicht so, dass kein evtl. stürzender Baum die Kiste treffen wird.
Am Morgen sehe ich dann - bei schönem windstillen Sonnenschein - das
Haus
Moorhort
, das erste Haus in der später
wachsenden Kolonie Freistatt, die
Friedrich von Bodelschwingh
gegründet hatte. In dieser Stiftskirche in Bassum
zeigt sich der Chor mit vielen Fresken. Luitgard
von Bassum hatte das Stift für Frauen gegründet, Ansgar von Hamburg hat es geweiht,
Adaldag von Hamburg brachte
Gebeine von
Viktor von Xanten dort hin. Das Stift ist
seit der Reformation evangelisch und noch immer aktiv.
In das damalige Stift in Wildeshausen bei Oldenburg, dessen
Kirche und dieser daran angebaute ehemalige
Speisesaal der Stiftsherren erhalten sind, kamen Gebeine
von Alexander von Rom. In der ehemaligen
Burg in Wildeshausen
wurden Johannes „Teutonicus” und wohl auch
Widukind (Wittekind) geboren.
In Oldenburg in Oldenburg sehe ich zuerst das
Schloss, in dem
Aleydis von Oldenburg geboren wurde, und
unweit diese Lambert von Maastricht
geweihte Lamberti-Kirche. In der Stadt ist heute
der Auftakt zum Volksfest
Kramermarkt
, entsprechend ist viel los, aber um die Mittagszeit war es noch erträglich. Nur,
dass die Kirche wegen des Volksfestes
geschlossen ist - in
Celle war das ebenso - verstehe ich nicht: gerade
dann, wenn viele Leute in der Stadt sind, bietet es sich doch an, bei ihnen Interesse an der Kirche zu wecken. Schließlich
komme ich noch zum Gefängnis, in dem
Titus Maria Horten starb.
Zum Arbeiten habe ich mir den Campingplatz in
Nordloh ausgesucht - ich will zeitig dort sein, weil die Feiertags-Woche ansteht, damit ich noch Platz bekomme. Das wird dann
kein Problem, der Platz ist sehr schön rund um einen kleinen See gelegen und alles ist hier top in Ordnung. Nur das Wetter
könnte angenehmer sein - und Besserung ist nicht in Sicht. Und das WLAN ist eine Katastrophe, was aber nicht Schuld des
Campingplatzes ist, auch der Mobilfunk-Empfang ist mehr als lausig, selbst telefonieren ist nur schwer möglich.
Tracks
Stillhorn
Blexen
Freistatt
Nordloh
geschrieben vom 28. bis 1. Oktober 2024
Im Norden, Osten und Süden von NiedersachsenNiedersachsen und Schleswig-Holstein