Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Zu Märtyrern in die Berge

   J. Schäfer          

Donnerstag, 21. Mai

Frómista ist heute mein Ziel - wegen der Post und weil Petrus Gonzáles dort geboren wurde - der Heilige der Seeleute stammt aus der wasserarmen Provinz. Die große Kirche San Pedro bewahrt sein Andenken …


… ebenso wie dieser Gedenkstein davor …

… und das alte Vortragekreuz in der Kirche.

Dort ist auch dieses Bild der Jungfrau vom Hügel.

Die Kirche San Martín in Frómista, ein sehr gut erhaltenes frühromanisches Bauwerk, wurde 1066 von der Königswitwe gestiftet.

Großartig sind die - restaurierten - Kapitelle im Inneren.

Zurück nach Castrojeriz fahre ich wieder über die alte Brücke über den Fluss Pisuerga.

Der Weg von Castrojeriz nach Frómista ist teil des klassischen Jakobsweges und deshalb von vielen begangen.
Die Sonne auf den Bildern täuscht: sie scheint, hat aber keine Kraft, es ist lausig kalt, gestern Abend habe ich erstmals auf der ganzen Reise die Skisocken über meine Socken angezogen, in der Nacht hatte es 2°!

Freitag, 22. Mai

Im kleinen Bauerndorf Itero Seco bei Palencia wurde der Bürgerkriegs-Märtyrer Fortunato Merino Vegas geboren. Dort wurde das Schiff der alten Kirche zur Scheune umfunktioniert, nachdem ein Verwandter des Märtyrers 1983 einen neue Kirche gestiftet hatte.

Payo de Ojeda ist ebenso flaches Land, die Kirche ist Justa und Rufina geweiht.

Hermann Anacario von der Unbefleckten (Empfängnis Mariä) wurde in Becerril del Carpio geboren; auch hier ist die alte Kirche in eher beklagenswertem Zustand, unweit gibt es ein neues Gemeindehaus für den Ort mit vielleicht 20 Häusern - die nicht mehr alle bewohnt sind.
Die EU-Landwirtschaftspolitik des Wachsen oder Weichen zeigt ihre krassen Auswirkungen: wenige verbliebene Bauern bewirtschaften mit Mega-Maschinen riesige Flächen, viele mussten aufgeben und dann abwandern, weil die Entfernungen zu Städten mit Industrie sehr groß sind. Die kleinen Dörfer haben offenbar ihr Leben verloren, es gibt keine Geschäfte mehr, man sieht nur selten Menschen.

Noch kleiner ist Quintanilla de la Berzosa, aus dem Hermann Philipp vom heiligen Michael Ruiz Fraile stammt: 1 Haus und eine Martin geweihte Kirche.

Im Hauptort Aguilar de Campoó kann man dieses Haus im Zentrum kaufen.

In dessen Stiftskirche gibt es diese Statue - und ich komme leider nicht drauf, wen sie darstellt.

Ich komme aus der Ebene nun in die südlichen Ausläufer des kantabrischen Gebirges. Auf der Vorbeifahrt fällt diese Kirche in Pisón de Castrejón aus dem 13. Jahrhundert auf.

Das herrliche Portal stammt aus dem 15. Jahrhundert.

In Muñeca wurde Diego Hompanera París geboren, im Ort gibt es diese Agatha von Catania geweihte Kapelle, etwas außerhalb auf einem Hügel eine Eulalia geweihte Kirche.
Nahe beim Ort wird auch heute noch Kohle abgebaut, unweit davon produziert ein großes Kohlekraftwerk Strom

Ich fahre tiefer in die Berge, vorbei an zwei Stauseen, deren Wasser man v.a. für die Landwirtschaft im Süden braucht.

Mein Fahrt hat heute keine Sehenswürdigkeiten im eigentlichen Sinn auf dem Programm, sondern nur kleinste Dörfer - alles Heimatorte von Märtyrern des spanischen Bürgerkrieges. Die Kirche rekrutierte ihren Nachwuchs damals offenbar fast ausschließlich in solchen Provinznestern. Deshalb komme ich - tief in den Bergen - auch nach La Lastra, wo Julius vom Herzen Jesu Mediavilla Consejero geboren wurde.

Attraktion des Ortes in herrlicher Bergwelt laut Schild für die Touristen: dass es hier einen Stein gab, auf dem die Hirten ihr Brot backten - daher der Ortsname.

Auch Märtyrer, aber schon 1631: Johannes von Prado, in dessen Heimatort Morgovejo ihm eine Kapelle errichtet wurde; die Pfarrkirche erinnert aber gleich an vier Märtyrer des spanischen Bürgerkrieges.

Einen Spielplatz gibt es auch neben der Kirche.

Die Fahrt durch die Berge ist wunderschön …

… und über einen fast 1900 Meter hohen Pass erreiche ich Kantabrien, das kleine Bundesland, das dem ganzen Gebirge den Namen gab. Und auch die Temperaturen sind jetzt angenehm, das nahe Meer macht sich bemerkbar; die letzten Tage in Kastilien waren wirklich schier unerträglich.

Samstag, 23. Mai

Nahe der Höhle, in der Turibius von Astorga als Einsiedler lebte, wurde das nun nach ihm benannte Kloster Santo Toribio de Liebana gegründet, hoch in den Bergen bei Pottes.

Hier wird nun auch die Kreuzesreliquie verehrt, die er von seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land mitgebracht hatte.

Der Gebirgszug des Picos de Europa umfasst etwa 200 Gipfel mit über 2000 m Höhe, der höchste hat 2648 Meter.

Der Atlantik ist ganz nah, die Luft meist feucht, deshalb ist es sehr grün, selbst viele Felsen schimmern grün, weil sie mit Flechten überzogen sind.

Ich fahre zum spanischen Nationalheiligtum Covadonga, das von seiner Basilika gekrönt wird.

In der Höhle Covadonga, wo Maria König Pelayo - in der Überlieferung gerne zusammengebracht mit dem Märtyrer Pelagius von Córdoba - erschien, wird heute von vielen eine Rosenkranzandacht gefeiert.

Wer wird hier dargestellt? Der König oder der Märtyrer? Das Denkmal lässt es - wohl bewusst - offen.

Auch die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.feier in der Basilika ist schon am Samstagvormittag gut besucht.

Salaman von Dobach war möglicherweise der Sohn des Herzogs von Asturien, der damals in Cangas de Onís residierte. Später stiftete der Sohn von König Pelayo diese Kapelle, erbaut 737.

Auf der Weiterfahrt durch die Berge sitzen hinter einer Kurve plötzlich viele große Vögel mitten auf der Straße; ich bremse, denn sie machen nur sehr zögerlich Anstalten, die Straße frei zu machen: es sind furchtlose Steinadler, die in großer Zahl hier versammelt sind und dann durch die Luft schweben. Glücklicherweise ist hier ein Parkplatz und ich kann fotografieren - mühsam genug bei ihrem schnellen Flug.

Im kleinen Dorf San Sebastián de Garabandal hoch in den Bergen erschien Maria in den Jahren 1961 bis 1965 vier Mädchen als Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel, woran im Ort dieses Plakat erinnert.

In der kleinen Kirche beten Menschen vor dem Gnadenbild. Vor dem Dorf gibt es einen größeren Parkplatz für die Pilger.

Auch dieses Dorf ist nicht der Nabel der Welt ….

… hat aber schöne alte Häuser.

Vor dem Dorf steht ein Denkmal aus dem Jahr 2001 mit Maria, die das Tal hinaus Richtung Meer blickt, das an Maria als Beschützerin der Auswanderer erinnert.

Im Dorf Saja, wo vier Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges starben, zeigt die Rückseite der Kirche, dass auch hier die besten Jahre vorüber sind. Gegenüber verbringt eine Familie den Samstag im Garten und ruft mir offenbar unfreundliches zu - das erste Mal, dass ich so etwas erlebe. Es scheint Alkohol im Spiel, aber wohl auch Scham, dass ein Fremder diese Zustände sieht und auch noch fotografiert.

Schon bei der Hin-, jetzt wieder bei der Rückfahrt von Saja finde ich mich mitten in einem Mountainbike-Rennen wieder, das streckenweise auch über die Straße führt. Die Autos der Zuschauer am Straßenrand, der normale Verkehr - wegen der Ausflügler an diesem schönen Samstag stark - und hunderte Radfahrer im Wettbewerb drängen sich auf der Straße - ein Chaos ohnegleichen, das das Bild leider nicht so zeigt.

Letztes Ziel für heute ist - wegen des Radrennens schon recht spät am Abend - Santillana del Mar. Der Ort nahe des Meeres mit für Autos gesperrter Altstadt - herrlich! - ist ein beliebtes Ausflugsziel, ganz auf Tourismus eingestellt.

Mich interessiert die Stiftskirche aus dem 11./12. Jahrhundert, wo Juliana von Nikomedien verehrt wird.

Am Abend erfahre ich: der VfB Stuttgart hat doch noch den Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft, weil er seit dem Tag, an dem ich in Santiago de Compostela war, alle Spiele gewonnen hat. Na also! Und hier am Meer sind auch die Nächte angenehm warm. Geht doch!

Sonntag, 24. Mai, bis Dienstag, 26. Mai

Düster ist es am Pfingstmontag in Santander, wo das Foto der Franziskanerkirche entsprechend aussieht. Emmanuel Ruiz, der 1860 als Märtyrer in Damaskus starb, kam von hier.

Wie in jeder Stadt gibt es auch hier eine Markthalle …

… davor hat man den Marktfrauen ein Denkmal gesetzt.

Im Zentrum am Hafen gibt es dieses Denkmal für die Leiden der Menschen beim großen Stadtbrand von 1941, der wegen eines Sturmes nicht gelöscht werden konnte und dem deshalb die gesamte Altstadt zum Opfer fiel.

Und direkt neben dem Denkmal der Franco-Zeit steht das Denkmal für dasselbe Ereignis in modern.

Am Eingang zur wiederaufgebauten Kathedrale, neben der das Feuer begann und die völlig abbrannte, grüßt Petrus.

Im Innern der Kathedrale, in der die Stadtpatrone Emeterius und Celedonius verehrt werden, ist das Auffälligste diese Kinderbank.

Eindrucksvoller ist die Unterkirche, in der auch Ausgrabungen aus römischer Zeit mit Resten eines christlichen Oratoriums aus dem 3. Jahrhundert zu sehen sind.

An der Kathedrale verläuft die Hauptstraße der Stadt: so sieht sie am Feiertag um 17 Uhr aus: nichts los, gar nichts!
Dass heute Feiertag ist, hatte mich überrascht, ich wusste, dass es in Portugal keiner ist. Auf dem Campingplatz an einer riesigen Sandbucht sind v. a. Dauercamper, aber schon am Sonntag war hier tote Hose, die wenigen Gäste sind abends gegangen. Das Wetter ist so mild, dass die Spanier in ihrer Wohnung bleiben können, also bleiben alle dort, das kostet nichts. Am Strand, in der Stadt, auf den Straßen: ich bin fast allein.
Langsam zeichnet sich das Ergebnis der gestrigen Wahlen ab: die regierende Volkspartei (PP) hat fast ein Drittel ihrer Wähler, über 10%-Punkte, verloren, bleibt knapp stärkste Partei, verliert aber weitgehend ihre Landesregierungen und die Mehrheit in den Städten.
In Madrid bleibt die PP zwar stärkste Kraft, errang aber nur einen Sitz mehr als eine von Podemos angeführte Allianz, die mit Unterstützung der sozialdemokratischen PSOE nun wohl die Stadtregierung stellen wird. In Barcelona hat die von Podemos unterstützte Protestbewegung Indignados, die Empörten, die Mehrheit gewonnen, auch hier muss die PP die Macht abgeben. Und auch die PP-Hochburg Galicien konnten die von Podemos unterstützten Kandidaturen in den Städten gewinnen, auch in Santiago de Compostela. Sogar die PP-Hochburg Kastilien-La Mancha ging verloren, obwohl extra die Wahlkreise vor den Wahlen neu auf die PP zugeschnitten wurden, was die Opposition als Wahlbetrug bezeichnet hatte.
Die Leute haben die Austeritätspolitik satt, sie wollen wieder leben.

Auch am nächsten tag ist das Wetter nicht besser; in Villacarriedo im Hinterland, wo Alfredo Parte Saiz - wieder einer der Märtyrer des Spanischen Bürgerkrieges - unterrichtete, gibt es aber dieses schöne Hotel. Ich bin dennoch mit meiner Kiste zufrieden.

geschrieben am 24., 25. und 26. Mai 2015


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