Nachdem der Wetterbericht nach längerer Zeit für Donnerstag den ersten schnee- und eisfreien Tag vorhergesagt hatte, habe ich mir diesen
für die Fahrt zu meiner Tante nach Aigle in der Schweiz ausgesucht.
Tatsächlich wurde es eine entspannte Tour, sogar ohne Stau.
Für den nächsten Tag war dann schon wieder Schnee angesagt; er kam am übernächste und, wie man sieht: in großer Menge. Für die
Weiterfahrt entscheid ich mich deshalb gegen die direkte Route über den Tunnel durch den
Großen St. Bernhard - dessen Einfahrt liegt auch schon auf
über 1900 Metern - und für den Umweg über Genf und den
Mont-Blanc-Tunnel - alles Autobahn und nur rund 1300 Meter hoch. Gleich hinter Aigle begann wieder heftiger Schneefall, auch die
ordentlicher Schweizer bekamen ihre Autobahn nicht geräumt, bis hinter
Lausanne ging's im Schneckentempo. Die Vorstellung, in zwei Tagen
das Ziel auf Sizilien zu erreichen, war endgültig dahin.
Immerhin: nach dem Tunnel, in Italien: kein Schnee, sogar Sonne. Am Abend bei
Modena sagte ich meiner Tante am Telefon, das Thema Winter
sei für mich definitiv vorüber. Ein Irrtum!
Im Januar soll es wieder losgehen: Tunesien ist diesmal mein Ziel.
Dort war mit Karthago ein wichtiges Zentrum des frühen Christentums, aber auch an anderen Orten lebten und wirkten Christen.
Die Einreise nach Algerien wäre möglich, aber man kann dort nur in vorgebuchten Hotels wohnen und sich oft nur in Polizeibegleitung durch's Land bewegen, das will ich mir nicht antun.
Nach Tunesien geht's deshalb - voraussichtlich im Februar - zurück nach Sizilien und dann durch Süditalien, hoffentlich schaffe ich auch Rom noch, bevor ich im Juli zurückkehren muss.
Donnerstag, 15. September, bis Donnerstag, 22. September
Von Valencia aus hatte ich mich umgesehen nach
Überfahrtsmöglichkeiten nach Mallorca und
festgestellt, dass sowohl Fähre als auch Flugzeug aus Spanien sehr teuer sind; viel preiswerter ist ein Pauschalreise
von Stuttgart aus - und bietet die Gelegenheit,
noch im September südliche Sonne zu genießen.
Jahrelang hatte ich gedacht und wie andere geschrieben,
Villaret - eine Streusiedlung in den Bergen
bei Villard-sur-Doron, sei die Heimat von Petrus
Faber. Vor Jahren war ich dort und habe fotografiert; aber es ist nicht
Villaret in Savoyen, sondern richtig
ist Le Villarret in Savoyen, nämlich Le
Villaret, ein Ortsteil von St-Jean-de-Sixt in Savoyen, und dort steht an der Stelle seines Elternhauses seine
Kapelle. Auf dem Heimweg war nun Gelegenheit, den richtigen Ort und die Kapelle zu besuchen.
Zum Abschied von Segovia noch der Blick auf den
Aquädukt. Eine sympatische Stadt, leider mit
sehr mangelhaftem Campingplatz: der Besitzer samt
Frau gibt sich als vornehmer Patron, Arbeit ist nicht seine Sache.
In Numancia de la Sagra, wo
Johanna vom Kreuz geboren wurde, ist die Straße
um die Kirche noch vorbereitet für die
Fronleichnamsprozession, die hier offenbar am heutigen
Sonntag stattfindet, weil der Tag selbst in Spanien ja kein Feiertag ist.
Inzwischen hatte ich herausgefunden, wo in Belmonte das
ehemalige Jesuitenkolleg
zu finden ist, an dem Johannes von Castillo
augebildet wurde, und weil es auf dem Weg liegt, fahre ich nocheinmal dorthin. Es ist heute Stadttheater; der Eingang zeigt von
rühmlicherer Vergangenheit - wenn da nur nicht immer diese Kabel in der Luft wären! Die 1558 erfolgte Gründung des Kollegs war die
letzte, die Ignatius von Loyola persönlich
gebilligte hatte.
Über eine kleine Kapelle
nahe Foios bei Valencia, die an der Stelle eines früheren Klosters steht, in dem
Attila von Zamora Mönch war, komme ich nach
Llíria bei Valencia, wo
Teresa von Jesus im Ordenshaus lebte und starb.
Die Kirche „Mariä Himmelfahrt” beherrscht mit ihrer
mächtigen Fassade den Hauptplatz der Stadt.
Gestern Abend war ich nochmals in Gandía an der von
Franz de Borja y Aragon gegründeten
alten Universität, die
damals von den Jesuitenorden betrieben wurde - seit 1806 sind
dort Schulen der Piaristen. Davor stehen Denkmale für die ganze
Sippe der Borgias, darunter das von Papst Callistus III.
In Caravaca de la Cruz
wurde der als Märtyrer des Spanischen
Bürgerkrieges gestorbene Juan de Francisco Pío geboren. Die Stadt begrüßt mit dem Barock-Pavillon, der einen Brunnen birgt;
in diesem wird seit 1384 alljährlich das allerheiligste und wahre Kreuz von Caravaca gewaschen; die
Basilika der Stadt, erbaut auf dem höchsten Punkt im ehemaligen
Kastell der Mauren, bewahrt nämlich einen (der vielen) echten Partikel des Kreuzes
Jesu Christi, das von Kaiserin
Helena gefunden worden war.
Auf dem Campingplatz
in Torrox blieb ich dann ganze 14 Tage, auch weil für die zweite Woche der Wetterbericht schlecht war und es tatsächlich einige
Regentage gab, aber auf dem Platz ideale Arbeitsbedingungen.
Im Vatikan-Newsletter las ich am vergangenen Donnerstag, dass die Türkei jetzt alle Kirchen in
Diyarbakır verstaatlicht
hat und nun keine Gottesdienst mehr stattfinden können. Vor drei Jahren war ich dort,
Im Herzen des wilden Kurdistan, habe diese Kirchen besucht und die Toleranz gelobt.
Jetzt sind außer den Kirchen auch 6300 weitere Grundstücke in der Altstadt nach monatelangen Kämpfen schwer zerstört, noch immer
wird dort gekämpft. Und die deutsche Bundeskanzlerin? Ruft am Sonntag danach Erdoğan an, um sich für Satire um deutschen
Fernsehen zu entschuldigen. Erbärmlich, werte- und skrupellos, diese Pfarrerstochter!
Auf dem sympatischen Campingplatz
Terre d'Ocean bei Agadir
genoss ich das Wetter, die Ruhe, die gepflegten Sanitärs, die perfekte Umgebung zum Arbeiten.
Die Zahl der Überwinterer wird jetzt weiniger, viele Plätze sind schon frei, noch vor 14 Tagen gab es kaum einen Platz,
erzählen einige. Wie schon zuvor beobachtet, fällt die Zurückhaltung der vielen Franzosen auf: ein bonjour, kaum mehr.
Es gibt hier nun erstmals auch einige Deutsche, die empfinden genauso; eine Frau aus
Tauberbischofsheim sagt,
sie wolle deshalb nicht wieder nach Marokko kommen - schade. Mein ebenfalls deutscher Nachbar hat trotzig die Deutschland-Fahne
gehisst - ob das hilfreich ist, wage ich sehr zu bezweifeln.
Im Juli letzten Jahres schrieb ich hier nach der entscheidenden EU-Ratssitzung in
Sachen Griechenland: Merkel hat verloren, Griechenland bleibt im Euro. In der deutschen Presse wurde das damals als
großer Erfolg dargestellt, die Kanzlerin habe sich durchgesetzt, die Haushaltsdisziplin gelte nun für ganz Europa. Das war
Wunschdenken: Europa hat damals gelernt, dass die Deutschen unbelehrbar sind und über Leichen gehen - das kann man
angesichts des Zusammenbruchs des Gesundheitswesens in Griechenland, der vielen Griechen, die sich ihre Medikamente nicht mehr
kaufen können und der drastisch gestiegenen Selbstmordrate durchaus sogar wörtlich nehmen. Europa zahlt das nun Deutschland
heim in der Flüchtlingsfrage. Und unserer europäischen Mitbürger haben ihre Zurückhaltung wieder aktiviert. Von Adenauer über
Brandt bis Kohl: deutsche Politik hat 60 Jahre lang daran gearbeitet, dass uns die Leidgeprüften anderen es schließlich
geglaubt haben: Wir wollen ein Volk guter Nachbarn sein. Merkel hat das konsequent zerstört, um der neoliberalen
Ideologie willen.