Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Palermo, die Schöne

   J. Schäfer          

Samstag, 11. März, bis Mittwoch, 15. März

Beim Stadtrundgang in Palermo begrüßt mich das Teatro Massimo, das Opernhaus, 1875 bis 1897 gebaut, eines der größten und bedeutendsten in Europa.


In der zum Oratorium umgebauten Kirche Sant'Ignazio all'Olivella, wo Ignatius Capizzi lebte, wird bald eine Trauerfeier stattfinden, der Sarg ist schon da und vor der Kirche warten viele Männer in verschiedenen, aber allesamt schicken Uniformen.

Ein Gedicht in Stuck ist das heute dem Orden der Grabesritter von Jerusalem gehörende Oratorium Santa Caterina d'Alessandria all'Olivella, angeblich das Elternhaus von Rosalia von Palermo.

Nicht alles ist in Topform: hier die Kirche Santa Maria del Piliere - Maria von den Säulen.

Palermo ist Hafenstadt: die Kirche San Giorgio dei Genovesi

Die Mamilianus von Palermo geweihten Kirche - wohl die erste Kirche nach der Befreiuung von den Arabern, dann Kirche des Dominikanerklosters, in dem Johannes Liccio wirkte, - war früher Zita geweiht.

Zita hat man nun das an die Kirche angebaute Oratorium Santa Cita geweiht - noch ein Gedicht in Stuck. Und was man nicht sehen kann: aus vielen Fenstern hört man in diesem Stadtviertel Instrumente oder Gesang, auch in der Kirche singt ein Chor - erbaulich!

Zitas Reliquienschrein im Oratorium Santa Cita.

Die Kirche Santa Maria di Valverde war die Kirche des 1118 gegründeten Karmeliterklosters, das 1315 von den Augustinern übernommen wurde und ab 1522 wieder von Karmelitern bewohnt wurde.

In der - wie immer - großen Dominikanerkirche ist ein Gedenkstein für Giovanni Falcone, den bekannten Mafiajäger, der 1995 im Alter von 53 Jahren mit einem Attentat von der Mafia ermordet wurde. Die Cosa Nostra hatte 300 kg (!) TNT unter der Autobahn vergraben und ferngesteurt gezündet, als er darüberfuhr.

Vor der Dominikanerkirche: die hohe Marienstatue. Im Kloster hier lebten Dominikus Spadafora und Petrus Geremia.

Hier, im Herzen der Stadt, wartet man auf Touristen - es gibt aber fast keine. Auf meinem Campingplatz - dem einzigen mit Anschluss an die Stadt, stehen zwei bis vier Wohnmobile, lange bleibt keiner. Die Stadt hätte besseres verdient! Als Goethe weiterreist, bedauerte er, dass wir uns nun selbst mit der Abreise aus diesem Paradies bedrohen müssen. 1

Reich verziert: das Portal aus dem 14. Jahrhundert an der 1255 gebauten Kirche San Francesco; innen ist das Grab von Gerhard Cagnoli.

Verkehrsregeln. Insgesamt aber ist es mit dem Autofahren nicht so schlimm, auch hier ist der Ruf der Stadt schlechter als die Wirklichkeit. In meinem alten, geliebten und noch immer mitbenutzen Bausenhardt-Reiseführer 2 steht: Vor der Einreise in die Inselmetropole noch einmal tief durchatmen, einen letzten abschiednehmenden Blick auf das makellose Blech werfen …. Dabei ist es ganz einfach: der Schnellere und Größere hat Vorfahrt, wo 10 cm Platz ist, wird der genutzt, aber jeder nimmt auf den anderen Rücksicht; Vorschriften gelten also nicht (nur rote Ampeln werden geachtet - und Fußgänger immer); wer sich an die Regel hält, kommt durch.

Der Palazzo Chiaramonte vom Anfang des 14. Jahrhunderts ist heute Sitz des Rektorats der Universität, an der Jakob Cusmano studierte.

direkt am Hafen: die Kirche Santa Maria della Catena, Maria der Ketten, vor 1330 gebaut. Der Name kommt daher, dass der Hafen früher nachts mit Ketten gesichert wurde.

Reste des ehemaligen Großen Krankenhauses, das Bartholomäus geweiht war, in ihm hatte 1624 eine vornehme, schwer kranke Frau eine Vision der Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, die ihr sagte, man werde in einer Höhle eine Heilige finden: der erste Hinweis auf Rosalia von Palermo.

Stadttor am Beginn der Straße, die von dieser Stelle am Meer kerzengerade an den Normannenpalast und weiter bis zur Kathedrale in Monreale führt.

Gegenüber genießt die Jugend der Stadt den Samstag.

Von diesem Grünstreifen am Meeresufer, dem Foro Italico, geht der Blick über den Hafen auf den Monte Pellegrino, den Berg des Santuario für Rosalia von Palermo. Goethe jubelte über den Berg: seine schöne Form lässt sich mit Worten nicht beschreiben 3. Auch Genies sind nicht unfehlbar.

Die Kirche Santa Maria della Pietà, ab 1678 Sitz der Dominikanerinnen, …

… ist auch innen wieder ein barocker Traum.

Der Palazzo Abbatelli aus dem 15. Jahrhundert ist Sitz der Nationalgelaerie von Sizilien

… mit einer Grabplatte von 1521.

Die Kirche Santa Maria degli Angeli war Kirche des Klosters der Franziskaner-Observanten.

Zum dritten Jahrestag der Befreiung durch Garibaldi 1863 errichtet auf dem Platz der Revolution: der Brunnen, auf dem der Genius von Palermo die Schlange besiegt.

In der Altstadt: man beachte die Straßenschilder: die sind hier alle dreispachig: Italienisch, Hebräisch und Arabisch - eine schöne Verbeugung vor und Anerkennung der Geschichte.
Der Erzbischof von Palermo hat im Januar 2017 eine Auszeichnung erhalten, denn er stellte der jüdischen Gemeinde eine Kirche zur Verfügung und ermöglichte so ein Wiederaufblühen der kleinen jüdischen Gemeinschaft von Palermo, die nun eine Gebetsstätte zurückerhält; vor genau 524 Jahren ließ die spanische Königin Isabella I. und Ferdinand der Katholische 1493 alle Juden aus Sizilien vertreiben.

Und auch heute noch: fast wie im Orient.

Die Kirche San Cataldo ist Catuldus von Tarent geweiht. Sie wurde bis 1160 aus einer Moschee zur Kirche im normannisch-byzantinischen Stil gewandelt und ist UNESCO-Weltkulturerbe.

Direkt daneben steht Santa Maria dell'Ammiraglio, gebaut um 1140 im byzantinischen Stil als Privatkapelle, dann außen barock verschandelt, heute Konkathedrale des Bischofs der Albanischen-Orthodoxen Kirche in Süditalien; die Albaner sind eine seit Alters her hier ansässige Minderheit.

Die Kirche Santa Caterina, Kirche des Dominikanerinnenklosters, im Ursprung um 1311.

Gewohnt repräsentativ: die Jesuitenkirche del Gesù. Hieronymus von den Engeln trat hier in den Orden ein, Jakob Cusmano wurde hier ausgebildet.

Und innen: eine Orgie aus Stuck.

Und sind wir nicht reich, dann doch fromm …

… und reinlich und natürlich Handy-Besitzer.

Auf die Gründung eines Klosters durch Papst Gregor „den Großen” geht die Kirche San Giovanni degli Eremiti zurück, Agatho war hier Mönch. Unter arabischer Herrschaft wurde sie 842 Moschee und nach der Rückeroberung 1132 durch Wilhelm von Vercelli im Auftrag von Roger I. wieder zum Kloster umgewandelt; heute ist die Anlage Museum und UNESCO-Weltkulturerbe …

… ein Ort der Ruhe in einem kleinen Park …

… mit Fresko des segnenden Jakobus „dem Älteren”

… und Blick zum Himmel.

Der Normannenpalast ist von außen eine wilde Mischung verschiedenster Baustile. Innen - nach Eingangskontrollen wie am Flughafen - ist manches zu besichtigen, große Teile sind Sitz des Regionalparlaments von Sizilien.

Sehenswert: die wie die Kathedrale in Monreale ganz mit Mosiken ausgekleidete Palastkapelle aus der Zeit von König Roger II., geweiht 1140.

Darüber: die Decke mit Mukkarnas, den aus Gips geformten Stalaktiten der arabischen Baukunst.

Hier tagt das Parlament, das es seit 1130 (!) unter Roger II. gibt. Seit 1799 sind an den Wänden Bilder von Giuseppe Velasco, die alle Herkules darstellen. Parlamentarier sein ist Herkulesarbeit.
Und das wäre doch ein Vorschlag für den in Stuttgart geplanten neuen Parlamentsbau: die Volksvertretung soll ins Schloss, nicht wie jetzt die Verwaltung.

Im Vorraum: Archimedes, der rechnen konnte, als Statue von 1883.

Draußen: ein wehrhafter Baum mit Früchten wie Auberginen.

Neben dem Palast: die Porta Nuova aus dem 16. Jahrhundert mit den Reliefs der vier gefangenen Mohren. Zur Zeit der spanischen Herrschaft war es vorbei mit Toleranz, als Erinnerung an arabische Zeiten mussten Mohren gefangen sein.

Riesig: das Priesterseminar, an dem Ignatius Capizzi ausgebildet wurde. Heute ist der Priestermangel auch in Italien allerorten spürbar.

Die Kathedrale, im Vordergrund die Statue von Papst Agatho.

In der Kathedrale von weitem strahlend: die Kapelle mit Reliquien von Rosalia von Palermo. Auch Reliquien von Agatha von Catania, Christina von Bolsena und Mamilianus von Palermo werden hier verehrt.

Der Chor der Kathedrale lässt am ehesten noch normannische Reste erkennen.

Auch Palermo erhebt - fälschlich - den Anspruch, Heimat von Agatha von Catania gewesen zu sein; die Kirche Sant'Agata alla Guilla steht angelich an der Stelle ihres Gebiurtshauses.

Einige Ausgrabungen römischer Bauten gibt es nördlich der Kathedrale.

Im Basilianerinnenkloster an Santissimo Salvatore - die heutige Kirche wurde 1681 bis 1699 gebaut - wurde Rosalia Nonne.

An der Kirche San Giuseppe dei Teatini im Herzen der Stadt trat Josef Maria Tomasi in den Theatinerorden ein.

An allen vier Ecken dieser einst wichtigsten Straßenkreuzung haben sich die spanischen Vizekönige verewigt - immerhin: mit ihren Frauen.

Das Rathaus von Palermo mit Banner, das zum Kampf gegen die Mafia aufruft.

Sonntags geht es in die Außenbezirke: die Schwesternschaft dei Poveri wurde von Jakob Cusmano gegründet.

Die Messe im Kapuzinerkloster Santa Maria della Pace, wo Franziskus von Sacco lete und Bernhard von Corleone starb, ist gut besucht.

Die Kirche San Giovanni dei Lebbrosi im Stadtteil Brancaccio ist die Kirche, an der Pino Puglisi Pfarrer war. Sie ist eine der ältesten der Stadt, schon 1071 gebaut an der Stelle eines Kastells der Sarazenen und - da weit vor den Stadttoren - 1150 zur Heimstätte für Leprakranke geworden.

Auch hier ist die Messe bestens besucht.

Der Stadtteil Brancaccio hat auch elende Quartiere und war - wohl nicht nur damals - deshalb von der Mafia beherrscht.

Als ich schon wieder im Auto sitze, kommen zwei junge Männer und fragen, warum ich hier fotografiert habe. Natürlich verstehe ich sie nicht - das habe ich schon vor langer Zeit von Migranten gelernt: wenn man nicht will, versteht man die Sprache nicht. Nach ihrem dritten Anlauf - denn Foto ist ja eindeutig -, frage ich sie, ob sie fotografiert werden wollen und sie stellen sich in Pose.
Ja, es gibt solche Stastviertel in Palermo. Schon am ersten Abend auf dem Weg zum Kloster San Martino delle Scale bei Monreale hatte mich das Navi durch einen Außenbezirk geführt, in dem man nachts nicht sein Diamentencollier spazierenführen sollte. Dennoch: ich habe Palermo als sehr freundliche, lebendige und höchst sehenswerte Stadt erlebt, nicht unsicherer als andere Städte, aber ein faszinierendes Gemisch aus Europa, Orient und Afrika: die Leute, die Gerüche, das Essen, die Handwerker und Händler.

Das Castello di Maredolce war 1071 der erste Sitz des Normannenherrschers Roger II. nach der Rückeroberung von den Sarazennen, zuvor Burg der Araber mit Hammam und Fischteich in einem Park. Später Sitz verschiedener Edler, wurde es 1992 enteignet und nun restauriert. Die Kapelle darin ist dem legendären Philippus von Agyrion und Jakobus „dem Ältere” geweiht.

Im Franziskanerkloster Santa Maria di Gesù in den Bergen vor Palermo lebten Archangelus von Calatafimi, Bartholomäus von Montalbano und Benedikt der Mohr.

1 Goethe: Italienische Reise. Hg. von Herbert von Einem, 3. Aufl. der Sonderausgabe. C. H. Beck, München 1985, S. 237

1 Hans Bausenhardt: Sizilien, 2. Aufl. Verlag Martin Velbinger, Gräfelfing 1987

3 Goethe, aaO., S. 266

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Logbuch
Reiselogbuch - 2017-1-4

geschrieben am 12., 13. und 14. März 2017



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