Nach zwei weiteren Tagen auf dem Campingplatz Hellas
- die Recherchen für Thessaloniki sind aufwändig -
geht es endlich weiter, zuerst durch eine weite Ebene - der Liebe Gott hatte die Lust am Falten verloren - in die Berge
nach Anatoli zu dem Kloster, das
Damian der Jüngere gegründet hat und in
dem David von Euböa zum Diakon geweiht wurde.
Auf den 17 km von der Hauptstraße bis zum Kloster auf fast 1100 m Höhe begegnet mir auf der gut ausgebauten Straße kein
einziges Auto - auf der Rückfahrt auch keines.
Zum Übernachten hatte ich mich für die nahe
Autobahnraststätte bei Schimantari entschieden,
da die Ebene um Thiva nichts anbot. Aber
auch hier gab's Schnaken, Hitze und dazu den üblichen Raststätten-Krach - na ja!
Also ging am Morgen wieder zurück, um zur
Metropolitankirche in Livadia zu gelangen,
wo einst die - angebliche - Kopfreliquie von
Georg dem Märtyrer verwahrt wurde.
Weitere vier Tage verbringe ich arbeitend auf dem
Campingplatz bei Eretria, vor allem, um
zentral- und mittelgriechische Heilige zu recherchieren. Von Jahresende 2018 bis heute habe ich nun 206 Biografien von -
meist orthodoxen - Heiligen neu verfasst. Es
ist sehr heiß - darunter leidet der Arbeitseifer, viel Schweiß fließt schon beim Nichtstun.
An den Wocheneden ist der Platz gut gefüllt mit Griechen; als ich am Samstag im Vorbeigehen wie üblich welche grüße, die
beim Mittagessen sitzen , bekomme ich fünf Minuten später auf dem Rückweg einen großen Teller Spaghetti Bolognese in die Hand
gedrückt; ich sei doch der, der da allein ist. Das erinnert an das Video
Unglaubliche Gastfreundschaft - eigentlich ein Werbefilm
für Kreta, dennoch nicht wirklich übertrieben, sondern treffend.
In den Nachrichten wird berichtet über Proteste in
Hasankeyf, die Höhlenstadt im Tal des
Tigris in der Türkei. Deren Besiedelung ist schon für das 9. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen, eine große Brücke aus dem
12. Jahrhundert teilweise erhalten. Dass Adam und
Eva hier lebten, ist nicht überliefert - aber irgendwo
in der Nähe war es
Das alles ist nun vorbei, man hat einen Staudamm gebaut, der ist fertig wird nun geflutet, sein Wasser bedeckt dann
alles. Ich hab es glücklicherweise 2013 noch
gesehen.
Der Weg in die Stadt geht wie in einer Großstadt üblich mit Omnibus und dann U-Bahn, beide sind ganz ok. Ich lande zuerst
an der Athener Trilogie aus Nationalbibliothek, Universität und hier der ab 1856 errichteten
Akademie. Die drei von deutschen und
österreichischen Architekten zur Zeit der Regentschaft von König Otto - weitgehend aus Spenden finanzierten - Gebäude
sollten die antiken Vorbilder nachahmen, nachdem Athen 1834 die Hauptstadt geworden war und aus dem Dorf von 4000 Einwohnern
eine Stadt werden sollte.
Zwei weitere Tage arbeite ich auf dem Campingplatz
Verdelis - in der Abendsonne fällt der Blick auf die Halbinsel Methana (Mitte), von deren
Hafen ich auf die Insel
Ägina (links) fahren werde.
Dieser Campingplatz ist sehr einfach ausgestattet - dafür Heimat vieler Ameisen und Schnaken, die mich gerne haben -,
aber auch sehr familiär durch einen äußerst redseligen 79-jährigen (!!) ehemaligen Metzger aus
Heinsberg und seine Frau, der seit 14 Jahren
hier das Frühjahr verbringt.
Nach zwei Tagen Arbeit, noch auf dem
Campingplatz in Kato Alissos, geht es am
Donnerstag nach Kyllini, von dort dampft die
Fähre zur Insel Zakynthos. Gleich beim Ankommen in der gleichnamigen Inselhauptstadt fällt die dirkekt am Hafen stehende
Dionysioskirche - geweiht dem hier geborenen
Dionysios von Zakynthos - ins Auge,
an der es auch ein großes Kloster gibt.
Spät eingeschlafen, dennoch früh raus: um 8 Uhr öffnet das
Ausgrabungsgelände von Olympia, ich will dann
gleich dort sein. Aber schon um diese Zeit kommen Busse im Minutentakt, die Touristensaison hat begonnen, und wie immer
gehören die Asiaten zu den eifrigsten.
Auch hier waren wir schon vor rund 30 Jahren, aber es lohnt auch ein zweites Mal.
Koroni ist wirklich ein hübsches Küstenstädtchen, beherrscht durch die große ehemalige Festung, die in byzantinischer Zeit
errichtet, dann beim 4. Kreuzzug erobert und nach der
1206 erfolgten Machtübernahme durch die Venezianer
ausgebaut wurde; es folgten 1500 die Türken, 1532 die
Genuesen, dann wieder die Osmanen, im 17.
Jahrhundert die Spanier, Ende des 18. die Russen, Anfang des 19. die Franzosen.
Dennoch: die Menschen haben ihre Liebenswürdigkeit und der Ort seinen Charme bewahrt! Merkwürdig, dass ich auf dem
Campingplatz erlebe, dass die meisten Leute
nur eine Nacht bleiben.
Nach frühem Aufstehen - um 8 Uhr musste ich in der Agentur sein für das Fährticket nach
Kythira - folgte die gut einstündige Überfahrt
auf die Insel mit einer fast leeren Fähre. Mit Einchecken sind das fast zwei Stunden Langeweile; mein Büchervorrat geht
zur Neige - ich lese gerade ein mäßig spannende Romanbiografie des kubanischen Autors Leonardo Padura über das Schicksal
von Leo Trotzki mit dem Titel Der Mann, der Hunde liebte - das war Trotzkis Auftragskiller.
Mein erstes Ziel auf Kythira war das Kloster
bei Pitsinades, das aus der Einsiedelei von
Theodor von Kythira wuchs. Auch hier
zeigt sich wieder: Klöster machen hier den Eindruck von Bauernhöfen - oder Wehrburgen.
Heute geht die Fahrt in den Osten der Halbinsel Argolis, deren Südseite kaum erschlossen ist; wieder quäle ich mich
schleichend über schmale Bergstraßen zum kleinen Bauerndorf
Thermisia, das bessere Zeiten hinter sich hat
und aus dem wohl Peter von Temissis stammte.
Meine letzten Ziele auf Kreta liegen im Osten der Insel. Das erste
ist die Ruine der großen Basilika in Chersonissos,
der bei Gerasimos IV. von Kreta
und Gefährten erwähnte Joachim war Bischof der Stadt. Im Reiseführer - Eberhard Fohrer: Kreta, 21. Aufl. Michel Müller
Verlag, Erlangen 2018, der absolut beste nicht nur für Kreta, sondern aller Reiseführer, die ich kenne - wird noch erzählt,
dass die Ruinen frei zugänglich sind, aber die Touristen ständig Bruchstücke, v. a. der Mosaiken, stehlen. Jetzt ist das
Gelände ganz abgesperrt, ich muss mich mit der kleinen Kirche
Agia Paraskevi direkt unterhalb begnügen.
Eigentlich steht heute eine einfach Aufgabe an: unweit der Hauptstraße liegt Agios Mironas, wo
Myron von Kreta geboren wurde, zeitweise
lebte und starb und ihm die Kirche geweiht ist.
Aber die Zufahrtstraße ist wegen Erdrutsch gesperrt, also Ausweichroute suchen, auf der engen Straße mich durchquälen - was
einfach schien, wird langwierig.
Nachdem ich am Dienstag eine Auszeit einlegen musste mit Halsweh und Ohrenschmerzen - das habe ich sonst nie - und etwas
Fieber, offenbar dem Sturm und der Kälte als Tribut gezollt, nahm ich mir für Mittwoch eine leichte Aufgabe vor: auf
der Hauptstraße nach Gortyna fahren, der frührenen Hauptstadt Kretas.
Dort stehen Reste der Titus-Basilika, benannt
nach Titus, dem ersten Bischof, 824 von den Sarazenen
zerstört. Sie ist das besterhaltene Bauwerk der ab 1884 von italienischen Archäologen ausgegrabenen Stadt, aber nicht die von
Titus gegründete Kirche - und wegen Bauarbeiten auch nicht zugänglich.
Zum Abschied gab es nach zwei Tagen Arbeit - auch den Einbau meiner Kiste, der sich auf den Bergstraßen wieder verschoben
hatte, musste ich richten - am Strand des
Campingplatzes Elisabeth noch ein herrliches
Abendrot mit Blick auf Réthymno.
Nach vier Tagen Arbeit auf dem ruhigen Campingplatz
Elisabeth geht es heute in die Umgebung. Das erste Ziel ist ganz in der Nähe, gut 5 km, das wird schnell gehen.
Die Anfahrt führt am Ende über eine Offroad-Piste mit tiefen Furchen, einer Bachdurchfahrt und ordentlichen Steigungen,
aber meine Kiste schlägt sich prächtig - bis zu der Stelle, wo an einer Wasserleitung eine 20 cm hohe Stufe im Weg
ist, das schafft keiner. Also zu Fuß weiter, nur noch gut 1 km. Nach 800 m ist der Weg mt einem Weidezaun versperrt und der
ist so gut befestigt, dass man ihn ohne Werkzeug nicht öffnen kann. Also zurück - und die Kiste schafft auch den Rückweg, ich
hatte schon Schlimmeres befürchtet!
Nun muss ich es also aus der anderen Richtung probieren, vom Dorf Chromonastri aus, das ich mir nun erst einaml anschaue
- und mich in den engen Gassen verlaufe, dann an der Hauptstraße aber auf das
Militärmuseum stoße, das die griechische Armee
(!) hier eingerichtet hat. Na ja.