Samstag, 24. Juni bis Sonntag, 2. Juli
Nun bin ich doch länger auf dem Campingplatz
Bellamare
in Porto Recanati geblieben als zunächst gedacht; den Dienstag habe ich doch noch zum Planen gebrauchte
und dann war von Mittwoch bis Freitag il caldo africano
, die afrikanische Hitze
, mit Werten bis 38° angekündigt -
kein Wetter um in italienischen Städten Berg zu steigen.
Deshalb ging es erst am Samstag weiter, zunächst zu dieser
Stiftskirche Santo Stefano in Castelfidardo bei
Ancona; in ihr werden Reliquien von
Corona und
Victor bewahrt. Die Stadt bereitet sich an
diesem Vormittag offenbar auf ein Fest vor.
Auch in Recanati ist der Samstag auf diesem
zentralen, dem Dichter Giacomo Leopardi gewidmeten Platz vom Wochenendfeeling geprägt. In Recnati machte eine Weile das
Geburtshaus der Maria in Loreto
Station; der hier geborene Bartholomäus
Placidus
von Recanati gründete das dann nach ihm benannte
Kloster del Beato Placido, im Konvent an
San Francesco lebte
Benvenuto Mareni,
Jakobus von der Mark predigte hier und
Hieronymus Gherarducci lebte im
Kloster an Sant'Agostino.
Parken in Italien ist einfach: überall, wo es Platz gibt, wenn nur 2 Meter zum Durchfahren bleiben. Strafzettel sind höchst
selten. Was aber immer und überall respektiert wird: das Freihalten der Behinderten-Parkplätze - vielleicht auch, weil sie
meist diesen Zusatz haben
Du willst meinen Parkplatz nehmen? Dann nimm auch meine Behinderung
.
Im sehr alten Kloster der
Franziskaner in Potenza Piceno lebte zeitweise
Bentivolius de Bonis und in diesem
Kloster der
Passionisten in Morrovalle bei Macerata traten
Bernhard Maria von Jesus Silvestrelli
und Gabriel von der
schmerzensreichen Jungfrau Possenti in diesen Orden ein.
Wieder im Landesinneren heißt es in Ostra Vetere bei Ancona erneut ordentlich Bergsteigen; dort im ehemaligen
Klarissenkloster
Santa Lucia lebte
Maria Kruzifixa Satellico.
In diesem ehemaligen Kloster der
Benediktiner in San Lorenzo in Campo bei Urbino lagen
Reliquien von
Demetrios von Saloniki. Und in
Pergola, wo ich in der Kathedrale die Abendmesse
erlebe, ist Secundus Patron.
In der Kirche des ehemaligen Klosters Santa Croce
bei Sassoferrato, wo Albert von
Sassoferrato Mönch war, gibt es diese Fresken aus dem 14. Jahrhundert. Und in Sentium - den heutigen
Ruinen nahe Sassoferrato - starben der Überlieferung
zufolge Donatus und Felix.
Auch in Cantiano bei Pesaro, wo Dominikus
Loricatus
, Petrus Damiani und
Romuald von Camaldoli in der Einsiedelei an der Stelle
der heutigen Kirche San Niccolò lebten, wurde
heute gefeiert, Hauptplatz und Straße im Ort sind reichlich mit Blumen geschmückt.
Zum Abschluss des Tages heißt es noch einmal Bergsteigen zur
Kathedrale in Cagli, wo
Rainer von Spalato Bischof war. Auch dort
wird gefeiert; einen speziellen Grund für all die Feste konnte ich nicjht finden, hier ist kein Feiertag; es ist wohl einfach
der Sommer.
Zum Übernachten hatte ich mir eine Raststätte an der Schnellstraße nach
Gubbio in
Umbrien ausgesucht, aber diese ist dann gesperrt, die Umleitung
führt noch einmal hoch über die Berge. So übernachte ich am
Friedhof in Gubbio. Und grüble am Abend über
die Ursache der lauter werden Geräusche am rechten Vorderrad meiner Kiste; schließlich bin ich fast sicher: es ist das
Radlager, ein Verschleißteil, das kaputt gehen kann. Was nicht ungefährlich ist: das Rad kann dadurch plötzlich blockieren,
was unweigerlich in den Straßengraben oder Gegenverkehr führt. In einem Vorort von Gubbio gibt es eine - im Internet
hochgelobte - Fordwerkstatt. Morgen ist Sonntag, aber am Montag werde ich sie aufsuchen.
Früh am Sonntag bin ich auf dem noch völlig freien Parkplatz an dieser Kirche
San Francesco in Gubbio; weil ich wie immer
keinen Parkschein löse, bekomme ich zum ersten Mal in vielen Jahren in Italien einen Strafzettel - 29,40 €, in der
Mischkalkulation noch immer lohnend. In Gubbio wurden
Benvenuto von Gubbio,
Bernhardin von Fossa und
Joseph von Gubbio geboren; die Kirche steht
an der Stelle, an der Franziskus von Assisi
Zuflucht gerfunden hatte; Jakobus von der Mark
predigte hier.
Die heutige Kirche San Giovanni Battista war
früher die Kathedrale von Gubbio, Johannes von
Lodi, Rudolf von Gubbio und
Ubald von Gubbio waren hier Bischöfe. Dann geht es wieder
steil bergauf - aber kein Bergsteigen: Gubbio hat - kostenlose! - Aufzüge, zunächst einen zur Piazza Grande mit diesem
Palazzo dei Consoli, dem Rathaus.
Mit einem zweiten Aufzug geht es dann ganz bequem zur heutigen
Kathedrale am oberen Ende der Stadt mit
Reliquien von
Marianus und Jakobus, denen die
Kathedrale geweiht ist, und Erasmus von Antiochia.
Zu Fuß geht es weider nach unten zur Kirche San
Francesco della Pace, erbaut - angeblich - über der Höhle, in der der von
Franziskus von Assisi gezähmt reißende Wolf
- worauf dieses Relief in der einstigen Höhle unter der Kirche hinweist - mitten in der Stadt nun Aufnahme gefunden hatte und
von den Bewohnern versorgt wurde. Diese Geschichte könnte ein Lehrstück sein für die heutigen aufgeregten Diskussionen um die
in Deutschland wieder heimisch werdenden Wölfe: zu zähmen ist weniger das Tier als der Mensch.
In der Kirche Sant'Agostino ist
Petrus Ghisenghi von Gubbio bestattet. Ihr gegenüber
steht diese
Porta Romana
. Die Stadtmauer um die Altstadt ist komplett erhalten, auch die Altstadt selbst hat ihr
mittelalterliches Aussehen bewahrt. Gubbio nennt sich die schönste mittelalterliche Stadt
- ohne aber die Bezugsgröße
anzugeben: der Welt? Italiens? Oder nur im Tal der Saonda? Schön und stimmungsvoll ist die Stadt aber auf jeden Fall.
Dann geht es mit dieser Seilbahn hoch auf den Berg Ingino zur Kirche
Sant'Ubaldo, der Grabstätte für
Ubald von Gubbio. Unten liegt die in die Ebene ausgedehnte
Neustadt von Gubbio. Nun bin ich dummerweise alles andere als schwindelfrei und diese Form des Seilbahntransports schlägt mir
auf den Magen - aber ich hab's, zitternd, überstanden.
Eingang zur Kirche Sant'Ubaldo
Ins damalige Kloster an dieser Kirche San Pietro,
nun wieder im Tal, trat der Mann von Santuccia
Terrebotti ein.
Auf dem Rückweg zur Kiste: der Blick in die Altstadt, zum Kirchturm der
Kathedrale und zur Kirche
Sant'Ubaldo hoch oben.
Mit der Kiste geht es dann zu dieser - leider geschlossenen -
Kirche San Secondo des ehemaligen Klosters, in
dem Ubald von Gubbio ausgebildet wurde und wo - angeblich
- Reliquien von
Secundus liegen. Anschließend ist das
ehemalige Kapuzinerkloster Ziel, dort gab es eine
Marienerscheinung; heute ist der Komplex ein gehobenes
Hotel und jetzt am frühen Nachmittag der Andrang so groß, dass ein Hotelangestellter mit der Verkehrsregelung betraut ist.
Unerreichbar sind mit der Kiste die Klöster
Sant'Ambrogio, wo
Archangelus Canetoli und
Stephanus Agazzari lebten sowie
Santissima Trinità in San Girolamo, das
Klara Isabella Gherzi leitete.
Den späten Nachmittag und Abend verbringe ich lesend und schlafe wieder am
Friedhof in Gubbio, um morgen bald in der
Werkstatt zu sein.
Am Montag zu Arbeitsbeginn in der Werkstatt angekommen, untersucht der Mechaniker das Rad - ja, es sei das Radlager.
Aber er sei allein, die Kollegen im Urlaub, er habe die nächsten 30 Tage keine Zeit, ich solle in die
Ford-Werkstatt nach Gualdo Tadino fahren. Vorsichtig
fahre ich die 25 km dorthin. Der Meister unternimmt eine - lange - Probefahrt, kommt schließlich zurück, lässt einen Kollegen
einsteigen, fährt wieder längere Zeit und teilt dann seinen Bescheid mit: es sei nicht das Radlager, sondern die Reifen
seien oval geworden, daher die Geräusche. Das zu untzerscheiden, habe ich gelesen, sei schwierig, aber er klingt sehr
überzeugt. Und tatsächlich: die Geräusche sind nicht weg, aber weniger - Vorführeffekt! Ich beschließe,
piano nun mein Programm abzuspulen, auf das Geräusch zu achten und am Abend in der nächsten Stadt zum Reifenhändler zu fahren;
ich habe ja noch die Winterreifen und die vorderen haben sowieso ihre Lebenszeit erreicht.
So komme ich zunächst zum ehemaligen Kloster in
Camporeggiano bei Gubbio, das Petrus von
Fonte Avellana und Rudolf von Gubbio
stifteten, in dem sie als Mönche und ersterer dann auch als Abt lebten.
Die Krypta im Kloster Montecorona bei Umbertide,
das Romuald von Camaldoli gegründet hatte,
Johannes von Lodi weihte und
Paulus Giustiniani später reformierte.
Über Montone bei Perugia, wo Albertin von Fonte Avellana
geboren wurde und in der Pfarrkirche
Reliquien von
Getulius liegen und wo
Robert Malatesta die Tochter des
Burgherren heiratete, komm ich in das völlig
einsam gelegene frühere Bergdorf Pieve de' Saddi, einem Ortsteil von Pietralunga bei Perugia, wovon nur noch diese
Kapelle übrig ist, die
Floridus von Tifernum und
Amantius bauten über dem Grab von
Crescentianus. Das Anwesen ist heute
eine vom 1. Mai bis 30. September geöffnete Pilgerherberge auf Spendenbasis.
Nicht sehr ergiebig ist der Besuch in Villa San
Donino, der Namen gebende Domninus
von Città di Castello lebte dort als Einsiedler, aber das Anwesen ist heute ein Hotel, von der Kirche nichts übrig.
Noch ergebnisloser: die steile off-road-Fahrt nach San Ventura, wo
Ventura Pfarrer war. Von Kirche und Ort San Ventura
ist nur noch ein mit diesem Tor unzugänglich gemachtes
Privathaus vorhanden. Gerade als ich kurz
fotografiere kommt die Besitzerin - sehr freundlich, aber zum Haus will sie mich nicht lassen. Ist auch uninterressant und
ein Foto gibt's bei Google Maps.
Nun geht es zum Gommista
, Refenhändler
- drei gibt es in Città di Castello. Ich gehe zum gut bewerteten,
äußere meinen Wunsch, die richtigen Reifen sind auf Lager, ich bekomme einen anständigen Preis und sofortigen Reifenwechsel
- alles in allem keine Stunde, das ist Service!
Zum Übernachten fahre ich auf den Campingplatz
Umbria oberhalb Città di Castello, nach all dem Stress gönne ich mir ein kaltes Bier.
Am Dienstag besuche ich das angenehm in der Ebene liegende Città di Castello, zuerst die
Kathedrale;
Floridus von Tifernum war hier Bischof,
Amantius sein Priester; verehrt werden die Märtyrer
Crescentianus und Gefäehrten und auch
Ventura, als apostolischer Legat wirkte hier
Lukas Manzoli.
Typisch riesig ist die Kirche San Domenico mit
dem Grab von Margareta von Città
di Castello. Petrus Capucci wurde hier
geboren. Auch nicht von schlechten Eltern: diese Sparkasse am Hauptplatz der Stadt. Sie steht auf dem Weg zur
Kirche San Francesco, in deren Konvent
Jakobus von Tifernum - der
Margareta von Città di Castello
nicht helfen konnte - und Paulus von Assisi
lebten.
Dann komme ich zu diesem großen Kloster der
Kapuziner-Klarissen, in dem
Florida Cevoli und
Veronika Giuliani lebten. Direkt gegenüber:
die Kirche Madonna Delle Grazie mit
Reliquien von
Crescentianus und Gefährten.
Johannes Angelus Porro lebte hier
zeitweise im Kloster.
Nun ist die Frage: Ford-Werkstatt in Città di Castello oder weiterfahren? Ich entscheide mich für letzteres, fahre nach
Sansepolcro - auch in einer Ebene - und marschiere dort zuerst zur
Kathedrale, die auf die Einsiedelei von
Arcanus und Ägidius zurückgeht und nun in der
Häuserfront nahe des Hauptplatzes fast versteckt wirkt.
Im Kloster an der Kirche Santa Maria dei Servi
lebte Andreas Dotti von Borgo
Sansepolcro. Ubald Adimarus wurde hier
geboren. Und im Kloster an dieser Kirche San Francesco
lebte Rainer von Arezzo,
Robert Malatesta wurde hier
Franziskaner-Tertiar. Dann geht es noch in die
Kirche Sant'Agostino mit dem Sarg von
Angelus de Scarpettis.
In dieser Pfarrkirche Santi Pietro e Paolo in
Mercatello sul Metauro wurden
Margareta von Città di Castello
und Veronika Giuliani getauft. Von letzterer
ist auch das Geburtshaus - heute Kloster der
Orden der Kapuziner-Klarissen - erhalten.
Im ehemaligen Kloster an der Kirche Santa Maria dei
Servi in Sant'Angelo in Vado lebten Hieronymus
Ranuzzi und Vicus von Sant'Angelo in
Vado.
Letzte Station ist hoch in den Bergen Pennabilli, wo es eine
Marienerscheinungen gab. Das an sie erinnernde
Sanktuarium ist wieder einmal nur mit Bergsteigen
zu erreichen und zeigt neben dem Marienbild von 1489 diesen Altar. Der Dalai Lama war in einem Haus in der Nähe auch schon da -
aber als Tibetaner ist man Bergsteigen ja gewohnt -, denn in jenem Haus wurde der
Kapuziner Orazio Olivieri geboren, der in Tibet als Missionar
wirkte und das erste Wörterbuch zur Übersetzung des Tibetanischen in westliche Sprachen verfasste - es umfasste 32.000 Wörter!
Dann will ich mich auch an die Wörter machen,
und fahre zum Schreiben auf den
Campingplatz im nahen Carpegna: 850 m hoch gelegen,
also schön kühl, rustikal aber sauber, beste Internet-Verbindung und keine Touristen, den Platz belegen italienische
Dauercamper, aber nur wenige Rentner sind da.
Tracks
Gubbio (Schluss fehlt)
Gubbio Stadt gibt's nicht
Città di Castello (Anfang und Schluss fehlen)
Carpegna
geschrieben vom 26. Juni bis 1. Juli 2023