Erstes Ziel des neuen Trips ist das ehemalige
Frauenkloster in Lamspringe bei Hildesheim mit
dieser schwülstigen Barock-Ausstattung. Es wurde nicht gegründet, aber gefördert durch
Altfrid von Hildesheim und hat, wie ich
hier erfahre, Reliquien von
Oliver Plunket.
Bei herrlichem Sonnenschein - aber immer noch anhaltender Kälte - geht es nach den trüben Tagen auf dem
Campingplatz Nordloh weiter nach Norden, zuerst nach
Emden an diese ehemalige Große Kirche, die nach deren
Zerstörung durch Bomben 1943 als Johannes a Lasco Bibliothek wieder aufgebaut wurde. An ihr wirkten
Johann Laski als Reformator und zeitweise
Melchior Hofmann.
Nun geht es nach Hamburg; in der Speicherstadt zeigte Google-Maps viele Parkplätze, die allermeisten sind aber privat, die
anderen belegt. Dort wohnte an dieser Stelle des
heutigen Speichergebäudes Niels Stensen
1683/1684, nachdem er Paderborn aus Protest verlassen
hatte.
Nun geht es durch Niedersachsen, zuerst nach Wahrenholz, wo gegenüber dieser als Denkmal wieder zum Laufen gebrachten Mühle
eine von Bischof Bernward von Hildesheim
errichtete Burg stand. Nach den lausig kalten Tagen entfaltet nun die Sonne wieder zunehmend Wärme, das Bibbern hat ein Ende.
Nach dem Ende der Sommerferien und der Vertretungsdienst für die urlaubenden Kollegen konnte es am zweiten September-Sonntag
wieder losgehen. Wie im letzten Jahr standen der Osten und nun der Norden Deutschlands auf dem Programm. Erstes Ziel war diese
Kirche in Bad Bibra in Sachsen-Anhalt, an der
Erdmann Neumeister Pfarrer war. Dann geht
es nach Memleben, wo Otto I. der Große in der
Kaiserpflaz starb; diese ist abgegangen, von deren Monumentalkirche steht nur noch ein
Tor.
Nach einigen Regen- und Kältetagen wurde es am Montag und Dienstag für 1½ Tage doch richtig sommerlich; am Mittwoch verließ
ich dann den sehr angenehmen Campingplatz in
Néris-les-Bains - und bezahlte den Schäppchenpreis von 12 € pro Nacht, samt Dusche und Strom - für einen größeren Sprung nach
Norden, zu diesem ehemaligen Kloster Noirlac bei
Bruère-Allichamps im Département Cher, wo
Theobald von Clairvaux
(stellvertretend) Abt war. Die bestens renovierten Gebäude sind aber völlig nackt, dennoch werden sie viel besucht.
Am Montag konnte ich endlich den nicht so gemütlichen
Campingplatz von Lyon verlassen; erste Station war
Châtillon-sur-Chalaronne, wo Stephan von Die
geboren wurde und Vinzenz von Paul kurze
Zeit Pfarrer war. Rund um die Kirche fühlt man sich idyllisch ins Mittelalter versetzt …
Am Dienstag geht es dann weiter, zuerst ins einsam hoch in den Bergen gelegene Gluiras bei Valence zu dieser
Pfarrkirche, denn hier wurde Johann-Joseph de
Lavèze-Bellay, ein Gefährte von Andreas
Abel Alricy, geboren.
Am Samstag fahre ich also erneut zum Schloss in
Sarcenat, dem Geburtshaus von Pierre
Teilhard de Chardin. Das Betreten des weitläufigen Grundstücks ist verboten, aber der im Garten arbeitende Besitzer (?)
erlaubt mir ein Foto. Nicht mehr weit ist es dann nach Volvic: bekannt durch sein Mineralwasser - in Deutschland mehr als
in Frankreich -, das seit 1938 in Flaschen gefüllt wird. Mich interessiert dort aber diese
Prikt von Clermont geweihte
Kirche Saint Priest - früher ein Kloster; es wurde
gegründet am Ort des Martyriums von Amarin und
Elid und Prikt durch
Avitus II. von Clermont, von
Austremonius von Clermont und
Florus gibt es dort
Reliquien. Dumm nur, dass diese Kirchen zu allermeist so
ungeheuer dunkel sind; und dass die Decke nicht Steine verliert, ist offensichtlöich auch nicht gewiss; die meisten Kirchen
in Frankreich sind in erbärmlichem Zustand - es fehlt die Kirchensteuer, der sich laizistisch verstehende Staat tut wohl auch
nicht viel und der Priestermangel führt im Ergebnis dazu, dass sich auch kaum jemand wirklich kümmert. Immerhin aber sind in
dieser Gegend die meisten Kirchen geöffnet.
Erstes Ziel der Fahrt durch die Provence ist der Ort
Saint-Cannat bei Aix-en-Provence, wo Cannatus
von Marseille als Einsiedler lebte und ihm diese
Pfarrkirche geweiht ist.
Und wieder bin ich länger geblieben als geplant, nun also auf dem in die Jahre gekommenen, aber trotz italienischem Charme
vergangener Zeiten in allem gut funktionierenden
Campingplatz in Ventimiglia: es galt, drei Tage
mit Dauerregen zu überstehen. Am Samstag ging es dann zuerst nach Ventimiglia zu einem Elektromarkt: ein neuer Fotoapparat
musste her, denn mit viel googlen habe ich gelernt, dass die Reparatur des offenbar durchaus nicht seltenen Problems für
mich als Laien unmöglich ist und in einer Fachwerkstatt - die ich hier ohnehin nicht finde - fast daselbe kostet wie ein
neues Gerät. In Ventimiglia besuche ich deshalb ein Fotogeschäft - das aber so gut wie keine Apparate vorrätig hat,
ebenspwenig wie der andere Laden, auf den man mich verweist. Es muss also einstweilen wieder die Ersatzkamera herhalten.
Dann folgt der Grenzübertritt nach Frankreich - natürlich mit Kontrolle der Kiste. Schließlich lande ich im vornehmen
Küstenort Menton an der Côte d’Azur an der Stelle des ehemaligen Hotels, in dem
Charles Spurgeon starb. Auf dem Weg zur
hoch über dem Ort gelegenen BasilikaSaint-Michel, an der
Charles Dominique Albini erzogen wurde:
dieses Azulejo, das vor der Silhouette von Menton an Papst Pius VII. erinnert: 1796 nahmen französische Truppen seine damalige
Diözese Imola ein, 1814 erhielt er als Papst
von Napoleon den Kirchenstaat zurück: Römische Legionen haben auf der Via Julia (der römischen Straße entlang der Küste)
nun einen langen Weg gemacht.