Mittwoch, 3. Mai bis Donnerstag, 11. Mai
Weil der Wetterbericht auch für den 2. Mai eine Fortsetzung des Dauerregens vom 1. angekündigt hatte, blieb ich noch einen
Tag länger auf dem Campingplatz Lido die Salerno
in Pontecagnano; in Bologna und
Ravenna regenete es sogar so heftig, dass es zu
großen Überschwemmungen kam und drei Todesopfer zu beklagen waren.
Nur wenige Meter nach Verlassen des Campingplatzes am Mittwoch gibt die Halterung für mein Navi ihren Geist auf, das
Gerät baumelt an der Zuleitung; acht Jahre hat sie gehalten, nun haben die italienischen Holperstraßen ihr den Rest gegeben.
Ohne Sicht aufs Navi bin ich aber aufgeschmissen; eine Schraube durchs Armaturenbrett löst das Problem.
Erstes Ziel ist dann das Geburtshaus von
Pompilius Maria vom heiligen Nikolaus - heute
dieses Sanktuarium - in Montecalvo Irpino bei Avellino. Nach dessen Besuch fahre ich weiter durch die Ortsstraße - bis nach
wenigen Metern der Weg versperrt ist: der starke Wind hat - offenbar soeben - ein Stück der Begrenzungsmauer zum Einsturz
gebracht. Vor mir ein älterer Italiener mit einem kleinen FIAT; Umdrehen ist nicht möglich, die ganze Strecke rückwärts wäre
aufwängig, also räume ich Steine weg, damit ich dennoch durchfahren kann; der Italiener wundert sich und ist erfreut; nun
kommt auch die Polizei und fotografiert - aber mein Weg ist frei.
Vorbei an diesem Kastell in Ariano Irpino, das
in der Biografie über Angelus von Pesche
vorkommt, komme ich zu den Ruinen von Aeclanum
bei Mirabella Eclano, wo es Reliquien von
(Philopater) Mercurius gab.
In dieser Pfarrkirche in Mirabella Eclano liegen
Reliquien von
Modestus „dem Sarden”.
Über die Niederlassung der
Franziskanerinnen von der unbefleckten Empfängnis
in Pietradefusi,
die auf Teresa Manganiello zurückgehen,
erreiche ich diese Pfarrkirche im nahen Bergort
Montefusco, wo sie geboren wurde.
Wieder einmal ein Metzgersgang: der Besuch im Bergort Montemiletto bei Avellino, wo sich
Maria Christina von der Unbefleckten
Empfängnis Brando eben nicht aufhielt, sondern es war die Gasse
Vico Montemiletto in Neapel. Aber dieses
Kastell in Montemiletto beeindruckt durch seine -
nicht auf 1 Foto zu bannende - Größe. In Altavilla Irpina bei Avellino aber sehe ich das
Geburtshaus von
Alberich Crescitelli und dann in
Mercogliano die alte Kirche hoch oben am Kastell;
Modestinus ist der Patron des Ortes.
In Avellino komme ich trotz Feierabendverkehr zu dieser
Kathedrale, in der
Modestinus als Patron verehrt wird.
Paul Manna wurde in der Stadt geboren.
Den meisten gilt Palermo als Hauptstadt des
chaotischen Verkehrs. Bei unserem ersten Besuch dort vor 35 Jahren schrieb der legendäre Velbinger-Reiseführer: Machen
sie ein Foto von ihrem Auto, bevor sie in die Stadt fahren, sie werden es danach nicht wieder sehen wie zuvor.
Aber
Palermos Verkehr ist wohlgeordnet und sittsam gegen die heutigen Verhältnisse im Umland von
Neapel, die katastrophalen Straßenbeläge steuern
das Ihre bei zum Horror.
In dieser Pfarrkirche in Atripalda - der antiken
Vorgängerstadt von Avellino, heute ein eigenständiger Ort - wird als Patron
Hypolistus verehrt;
Modestinus und Gefährten,
Sabinus von Abellinum und vielleicht
Alexander von Forum Clodii haben
damals hier gewirkt.
Unweit ist dann die Raststätte Irpinia, mein
Nachtquartier.
Moderne Kunst: Philomena-Plakette im ihr geweihten
Sanktuarium in Mugnano del Cardinale bei Nola;
bei ihrem Besuch dort wurde Pauline Marie
Jaricot geheilt.
Über das Kloster San Giovanni del Palco in
Taurano bei Avellino, wo Ludwig von Casoria
sich den Franziskaner-Minoriten anschloss, komme
ich nach Nola - auf dem Parkplatz vor der Altstadt: aggressivstes Betteln - und entdecke diesen
Palazzo Zamparelli und dass
Alfons Maria von Liguori hier sein
berühmtes Weihnachtslied
Du steigst von den Sternen herab
-
der italienische Weihnachtsschlager - verfasste.
In der Kathedrale werden
Euphemia von Chalcedon und der Patron
Paulinus von Nola verehrt. Sitz des Bistums
war aber bis ins 10. Jahrhundert der nahe Ort Cimitile, wo frühchristliche
Kirchen erhalten bzw. archäologisch erschlossen
sind. Dort also sind Archelais und
Gefährtinnen, Felix von Nola,
Maximus von Nola,
Melania die Jüngere,
Paulinus von Nola und
Reparatus anzusiedeln.
Ruhiger geht es dann zu in Gargani, wo es ein - leider geschlossenes -
Sanktuarium für
Agnellus von Neapel gibt. Wild dagegen wieder in
Marigliano bei Neapel, wo an der Stelle dieser Ruinen das
Kloster stand, in das
Maria Celeste Crostarosa eintrat.
Und warum ist auch hier die Straße dekoriert? Das war jetzt schon in mehreren Orten so, konnte also nicht die Feier
eines Ortsheiligen sein, sondern hat die ganze Gegend rund um
Neapel ergriffen.
Die Lösung finde ich durch Recherche: der Fußballclub SSC Neapel hat großen Vorsprung in der Tabelle und kann heute die
Meisterschaft endgültig klar machen - erstmals wieder nach 33 Jahren und das, obwohl der Club - wie eben das ganze
Mezzogiorno - im Vergleich zu den reichen Clubs von
Mailand oder
Turin sehr arm ist; der Verdienst wird einem
als Genie bezeichneten Trainer zugesprochen. Und das zu Erwartende kann man ja schon vorfeiern. Am Abend ist es dann endgültig
soweit, die Meisterschaft perfekt. Die deutsche Tagesschau schreibt:
Ekstase in einer gebeutelten Stadt. Für die Menschen
ist das eine Genugtuung. Bei den Feiern gab es aber auch einen Toten und viele Verletzte.
Nun geht es wieder in die Berge - enge, kurvige Straßen, dennoch bin ich froh, den Speckgürtel um
Neapel zu verlassen. Im vergangenen Jahr war ich
in der Stadt selbst und in Küstenorten der Gegend, da war alles vergleichsweise geordnet; hier im Hinterland aber ist Elend
und Chaos pur. In schöner Bergwelt komme ich zum
Sanktuarium für
Johannes von Tufara nahe Foiano di Val
Fortore bei Benevent und dann in die damalige Kathedrale von Volturara - die heutige
Pfarrkirche - in San Bartolomeo in Galdo, wo
Reliquien von Johannes liegen. Vor dieser Kirche steht
dieser wie immer pompöse Leichenwagen, denn in der Kirche findet ein Trauergottesdienst statt.
Die Anfahrt zum Bergort San Bartolomeo in Galdo war schwierig, weil die Straße aufgrund eines Erdutsches gesperrt war und die
engen Gassen dann nur den Fußmarsch zur Kirche
erlaubten, die Suche nach dieser Pfarrkirche in
Tufara und dann nach dem Geburtshaus von
Johannes von Tufara - inzwischen zur
Kapelle ausgebaut - wird im steilen Gassengewirr von Tufara noch schwieriger …
… aber ich muss hier ja nur einmal den Weg finden. Andere Menschen leben hier, müssen essen und einkaufen, zeugen
Kinder - und schlagen sie, wie man auch hören kann.
Nach dem herrlich auf einem Bergrücken gelegenen
Kloster nahe Celenza Valfortore bei Foggia, in dem
Hilarius von Acri und
Leo von Lecce lebten, komme ich nun ins
küstennahe Flachland, die
Tavoliere di Foggia
, benannt nach deren größter Stadt
Foggia. Dort stand die Stadt Montecorvino, von
der außer diesem Turmfragment und den Grundmauern der einstigen
Kathedrale nichts übrig ist.
Albert von Montecorvino war hier Bischof.
Eine ruhige Nacht verbringe ich auf der
Raststätte Gargano.
Schmucklos geht es am Freitag weiter in Lucera mit der
Kirche San Francesco; im Kloster lebten dort
Angelus von Pesche und
Franz Antonius Fasani.
In der Kathedrale von Lucera fällt diese Pestsäule
auf. Augustin Kažotić und
Markus von Lucera waren hier Bischöfe,
Markus von Eca wurde hier zum Priester geweiht.
Bei Lucera lebte Pardus von Larino als
Einsiedler, im damaligen Kapuzinerkloster
Julianus von Salò, das damalige
Franziskanerkloster Santissimo Salvatore wurde
von Johannes von Stroncone gegründet.
Weiter geht es nach Troia, wo in dieser alten - also düsteren -
Kathedrale die Bischöfe
Eleutherius von Illyricum und
Secundinus von Troia - den ich hier neu
entdecke - als Patrone verehrt werden. Die Kirche
San Basilio Magno war dort wohl die erste Kathedrale, dort amtierte demnach
Markus von Aecae. Abt
Burkhard II. von St. Gallen nahm
1021 an der Belagerung der Stadt teil.
In der nicht weniger alten und dunklen Kathedrale
in Bovino wurde Markus von Aecae bestattet.
Antonius Lucci von Bovino - auch der
ist für mich neu - und Nikolaus
Molinari von Bovino waren hier Bischöfe. In
Deliceto, wo
Benvenuto von Gubbio Patron ist, wird es
mal wieder so eng, dass mein rechter Spiegel zu leiden hat - er beklagt es mit lautem Krachen, steckt es aber unversehrt weg.
In Corleto bei Foggia lebte einst Benvenuto; dann
wurde die Stadt zerstört, auch die Häuser des heutigen kleinen Bauerndorfes sind nun meist verlassen, aber sie zeugen noch
von der hier verbreiteten, traditionellen Bauweise der Trulli-Häuser.
In diesem heute festungsartig ausgebauten Kloster
Santa Maria degli Angelie in Cassano delle Murge lebte einst
Jakob Varingez von Bitetto.
In der Höhle unter der damaligen Abtei Santa Maria
ad Chryptam der Benediktiner in Modugno nahe Bari lebte und starb
Konrad von Bayern. Ich bekomme die gerade
dort beginnende Abendmesse mit und bin so vorbereitet für die Nacht an der
Raststätte Murge.
Am Samstag steht Bari auf dem Propgramm. Ich bin zeitig da, aber was ich bis gestern nicht auf dem Schirm hatte: heute
beginnen dort die Nikolaus-Feierlichkeiten:
mehrere Tage, an denen aufwändigst das Gedenken an die Übertragung (genauer: den Diebstahl) seiner
Gebeine begangen wird. Verkehr und Parkplatzsuche werden
zum Horror, mit Glück finde ich dann doch einen unweit der Altstadt und nahe bei diesem
Kastell, in das
Vitalis von Castronovo einst eingeladen
wurde.
Obwohl früh dran, bin ich natürlich weder in der Stadt noch dann in dieser
Nikolaus-Basilika mit den
Gebeinen von
Nikolaus von Myra der Einzige; schon vor mir
waren Benedikt-Joseph Labre,
Jeremias von der Walachei Kostist
dort; Stephan-Uroš II. Milutin stiftete
die wichtigste Ikone.
Für die vielen Pilger finden an Nikolaus' Grab in der Krypta fast ständig Gottesdienste statt - inzwischen auch nach
orthodoxem Ritus. Für die vielen Fotos gibt es nun den neuen Artikel
Die Nikolaus-Basilika in Bari.
Vorbei am ehemaligen Franziskanerkloster, in
dem Jakob Varingez von Bitetto eine
Weile lebte, finde ich die Kirche San Giovanni
Crisostomo, in der der byzantinische Ritus gepflegt wird.
Auch an und in dieser Kathedrale ist viel Betrieb;
Johannes von Matera predigte hier,
Maria wird als
Königin von Apulien
und mit der
Marienikone Hodegetria
verehrt, von
Kolumba von Sens und
Sabinus von Canusium gibt es
Reliquien.
Wenig her gibt die Krypta der Kathedrale, sie
steht eben im Schatten der Nikolaus-Basilika.
Die Orientierung in Gassengewirr der Altstadt ist schwierig, weil das Navi in den engen Gassen oft die Verbindung zu den
GPS-Satelliten verliert …
… deshalb lande ich auf dem Weg zum
Kapuzinerkloster, in dem
Markus von Terlizzi lebte, im Hafengelände,
wo der Aufbau zu den Nikolaus-Feiern im Gange ist.
Nach dem ehemaligen Kloster Santa Chiara in Mola
di Bari, in dem Maria von Turris Äbtissin war,
komme ich zu diesem ehemaligen Kloster Santa Maria
dell'Isola in Conversano, in dem
Jakob Varingez von Bitetto zeitweise
lebte. In Conversano gibt es auch das Kloster San
Benedetto, ursprünglich von Benediktinern bewohnt;
dessen Abt hatte Feudalgewalt und den Rang und die Insignien eines Bischofs. Nachdem die Benediktiner das Kloster verlassen
hatten, wurde es 1266 von Papst Clemens IV.
Zisterzienserinnen übergeben unter ausdrücklicher
Beibehaltung der Herrschaftsrechte sowie der bischöflichen Funktionen und Insignien für die Äbtissin. Geht also!
Letztes Ziel ist diese Kathedrale in Monopoli, wo
die Marienikone
Hodegetria
verehrt
wird. Und dann komme ich zum Campingplatz Santo
Stefano bei Monopoli, ein weiläufiges Wiesengelände mit schattenspendenden Bäumen direkt am Meer - sehr ruhig, da die
Dauercamper wohl in Bari bleiben und
Nikolaus feiern. Zudem ist das Wetter kühl,
viel Regen ist angesagt - kommt aber nicht -, so kann ich gemütlich arbeiten.
Tracks
Irpinia
Gargano (Ende fehlt)
Murge
Monopoli (Anfang fehlt)
geschrieben vom 7. Mai bis 10. Mai 2023