Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

In der Provence

   J. Schäfer          

Donnerstag, 16. Mai bis Freitag, 24. Mai

Erstes Ziel der Fahrt durch die Provence ist der Ort Saint-Cannat bei Aix-en-Provence, wo Cannatus von Marseille als Einsiedler lebte und ihm diese Pfarrkirche geweiht ist.


Nahe Beaumont-de-Pertuis bei Aix-en-Provence lebte Eucherius von Lyon als Einsiedler. Unweit von seiner Statue steht diese mittelalterliche Kirche aus dem 11. Jahrhundert, damals ein Priorat des Klosters Saint-Honorat.

Nach der Tullia geweihten Kapelle in Sainte-Tulle bei Manosque und dem Schloss Gassaud - heute Teil einer gated community - in Manosque, in dem Reliquien von Gerald von Aurillac verehrt wurden, komme ich zur tief im Wald einsam liegenden Kartause Notre-Dame nahe Reillanne, einem der zwei in Frankreich noch existierenden Klöstern der Kartäusernonnen, und schließlich zu dieser Kirche des ehemaligen Klosters in Mane bei Aix-en-Provence, in der Reliquien von Franz von Paola verehrt wurden; heute ist die Kirche die Lobby eines fünf-Sterne-Hotels.

Kräftig Bergsteigen heißt es in Forcalquier, wo hoch auf dem Berg über dem Ort diese nur über sehr viele Treppenstufen zu erreichende Marienkapelle thront auf dem Platz der ehemaligen Burg, in deren Schutz die heute in Trümmern liegende und Marius von Orléans geweihte Kathedrale Saint-Mari gebaut wurde, in der seine Reliquien verehrt wurden.

Kräftig Bergsteigen auf 711 Meter über dem Meer darf dann auch die Kiste auf der Fahrt ins abseits gelegene Puimichel bei Digne-les-Bains, wo Delphina von Glandenes geboren wurde im damaligen Schloss an der Stelle dieser späteren Kapelle, die heute als Veranstaltungsraum genutzt wird.
Zum Übernachten geht es dann an die kleine Raststätte Aubignosc an der wenig befahrenen Autobahn.

In Digne-les-Bains sehe ich am Freitag zuerst diese Kathedrale Saint-Jérôme, in der Christian Chessel - eine Gefährte von Peter Lucian Claverie - getauft wurde. Dann muss ich zur Post - und hier dauert es doch tatsächlich noch länger als in Italien üblich, obwohl ich der einzige Kunde bin, aber die Dame am Schalter nimmt wohl zum ersten Mal einen Brief entgegen. An der Stelle der ehemaligen Kathedrale von Digne wirkten Domninus von Digne und Vincentius von Digne.

In dieser Kathedrale in Sisteron wurden Thyrsos, Leukios, Kallinikos und Gefährten verehrt.

An der Stelle der abgelegenen Kirche nahe Bevons bei Sisteron gab es ein Kloster, dessen Abt war Marius von Orléans; Bobo von der Provence ist Patron des Ortes. Noch viel abgelegener, am Ende eines teilweise steilen Feldweges - die Kiste macht das auch mit Automatik gut! - liegte das verlassene und in Ruinen liegende Bergdorf Vieux Noyers nahe Noyers-sur-Jabron bei Sisteron, in dem Bobo geboren wurde; intakt ist dort dieses an die Trulli in Apulien erinnernde Vorratshäuschen.

Weit ist es nun nach Embrun bei Gap, wo dieser neben der Kathedrale stehende ehemalige Bischofspalast gerade renoviert wird. Marcellinus von Embrun gründete hier die Kirche - angeblich über den Gräbern von Nazarius und Celsus - und wurde durch Ämilianus von Valence zum Bischof geweiht. Auch Albin von Embrun und Peladius von Embrun waren hier Bischöfe; als Märtyrer verehrt wurden Vincentius von Embrun und Gefährten.

Dann geht es in die Berge nahe Embrun, nach Réallon, wo Bischof Peladius von Embrun die Kirche geweiht ist, die durch enge Gassen und Treppen wieder nur zu Fuß erreichbar ist. Aber der Ausblick auf die Alpen kann begeistern. Dass es dort noch soviel Schnee gibt, ist außergewöhnlich; in Italien musste nun die Strecke des Giro d'Italia mehrfach verlegt werden wegen beschneiten Alpenstraßen und Lawinengefahr …

Höher hinein in die Alpen fahre ich noch nach Le Monêtier-les-Bains bei Briançon, denn dort hat Eldrad von Novalesa das Kloster - diese heutige Pfarrkirche - gegründet.
Zum Übernachten geht es zurück nach Embrun auf einen Parkplatz am Ortsrand, ausgestattet mit Toiletten - und eigentlich ruhig gelegen, wären da nicht die hämmernden Beats einer nahen Disco, die das Einschlafen erschweren.

Der Samstag bringt drei Stunden Fahrt nach Westen, nach Sainte-Jalle, schon bei Valence; dichter Ausflugsverkehr am langen Wochenende und v. a. schleichende Wohnmobile, dazu ein Riesenstau an einer Baustelle machen das zum Geduldsspiel. In diesem Schloss wurde dort Galla von Bagenum geboren, darin wurde ihr eine Kapelle errichtet.

Was es diesen Dörfern auch immer wieder gibt: das alte Waschhaus. Ebenso allüberall: öffentliche Toiletten und ein freier Bücherschrank - Frankreich ist eben eine Kulturnation! Deshalb sind auch die WCs auf den Raststätten natürlich kostenfrei und an allen Raststätten gibt es sogar eine ebenfalls kostenfreie Dusche! Und auch noch im kleinsten Ort gibt es ein - fahnengeschmücktes - Rathaus; Volksnähe ist trotz zentralistischem Staat ein hochgehaltenes Gut, Stolz auf die Grande Nation selbstverständlich.

In Richerenches bei Montélimar wurde Maria von Jesus vom Empfang des heiligsten Sakraments (Margaretha-Theresia) Charansol geboren, die als eine der Märtyrerinnen von Orange starb. Ich habe Glück: in der Kirche ist gerade eine Feier zu Ende, die nächste wird schon vorbereitet, aber ich kann ungestört fotografieren.

Doch dann kommt das Pech im nahen La Baume-de-Transit vor dieser Kirche - Pelagia vom heiligen Johannes dem Täufer (Rosalia-Clothilde) Bès, auch eine der Märtyrerinnen von Orange, wurde hier geboren. Ich sehe, dass einem meiner Autoreifen massiv Luft fehlt. Fahre zur nächsten Tankstelle, vielleicht ist mit Luft etwas zu retten: sie hat keine. Die übernächste: am Samstag vor den Feiertagen geschlossen. Also schleichend zur nicht weit enfernten Autobahnraststätte Mornas: dort ist die einzige Luftpumpe defekt. Also Reifenwechsel - aber einen Schraubenschlüssel für die höchst merkwürdige Mutter zur Halterung des Ersatzrades habe ich nicht. Deshalb: Telefon zur FORD-Mobilitätsgarantie - zwei Mal für mindestens 20 Minuten in der Warteschleife, dann jeweils von dort abgebrochen. Folglich: ADAC-Pannenservice; der fragt mir ein Loch in den Bauch nach Daten von Person, Reisezielen und Fahrzeug - um mir dann mitzuteilen, dass auf den französischen Autobahnen er nicht zuständig ist - das hätte er gleich sagen können, ich hatte ja zu Anfang gesagt, wo ich bin - aber so kann er seine Statistik aufhübschen. Ich müsse an der Kasse der Tankstelle um Hilfe bitten. Die besorgt dann tatsächlich einen Abschleppwagen und der kommt schnell - aber einen passenden Schraubenschlüssel für die Ersatzrad-Halterung hat auch er nicht, also lädt er mich auf und bringt die Kiste zu seiner Werkstatt ins nahe Piolenc - für 289 €. Den Reifen flickt er dann unbürokratisch und preiswert, aber der Nachmittag ist nun vorbei, ich fahre zum Übernachten an die Raststätte Mornas-Les-Ardrets. Im Großraum Marseille sind die Autobahn-Raststätten bekannt für nächtliche Diebstähle aus Wohnmobilen, deshalb parke ich ganz nahe am Rasthaus und nicht wie sonst möglichst entfernt, um Ruhe zu haben. Leise wird die Nacht deshalb nicht, aber ohne Zwischenfall.

Auch in Tulette bei Montélimar wurde eine der Märtyrerinnen von Orange geboren: Maria-Anna von der heiligen Franziska Depeyre. Hinter diesen Mauern aus der Sarazenen-Zeit versteckt sich die Kirche, die aber trotz Pfingstsonntag noch geschlossen ist.

Nach dem Platz des heute völlig abgegangenen Klosters Saint-André-de-Ramières, in dem Roselina von Celle-Roubaud Novizin war, komme ich nach mühevoller Fahrt auf einer sehr schmalen und steilen Bergstraße, auf der am heutigen Feiertag unzählige Radfahrer unterwegs sind, zu einer über einer christlichen Nekropole aus dem 5. Jahrhundert erbauten - dummerweise unzugänglichen, da in Privatbesitz befindlichen - Kapelle nahe Bédoin bei Carpentras, in der Reliquien von Antonius von Carpentras lagen.

In der Kirche in Courthézon bei Orange - hier wurde Elisabeth-Theresia vom Herzen Jesu de Consolin geboren, wieder eine der Märtyrerinnen von Orange - bekomme ich noch das Ende der gut besuchten Pfingstmesse mit. Die Märtyrerinnen von Orange wurden vor der Stadt in Gruben geworfen; darüber errichtete der Grundstückseigentümer 1832 die Kapelle de Gabet, die aber wieder auf Privatbesitz steht und hinter Hecken verborgen ist.

In Monteux bei Carpentras wurde Gentius der Einsiedler geboren; gegenüber seiner Statue sehe ich dieses für einen kleinen Ort erstaunliche ehemalige Stadttor.

Steil hinauf geht es dann in die Berge nach Le Beaucet bei Carpentras; im Ort selbst gibt es in den engen Gassen keine Autos; auch die Kirche liegt eindrücklich am Steilhang; dort lagen lange die Gebeine von Gentius.

Auch im abgelegensten und kleinsten Bergdorf sind Touristen unterwegs - am heutigen Pfingstfeiertag natürlich auch französische. Einige Kilometer weiter liegt im Wald das Gentius geweihte Sanktuarium an der Stelle seiner Einsiedelei - auch das ist gut besucht.

Wieder ein Bergdorf ohne Autos - und ohne Fahrräder, Rollschuhe oder E-Roller! - ist Venasque bei Carpentras mit der Kirche, an der Sifredus von Carpentras starb.

In einem Tal tief in den Bergen liegt das - noch immer aktive - Kloster Sénanque bei Avignon, das wie viele andere Hugo von Bonnevaux unterstand und sich bei der Anfahrt eindrücklich von oben präsentiert.
Die Nacht an der Raststätte Morieres verbringe ich aus dem genannten Grund wieder nahe am Rasthaus, also wieder nicht leise, aber wieder ohne böse Buben.

Tief im Hinterland liegt Rustrel bei Apt; bei diesem Dorf kaufte Pauline Marie Jaricot eine Erzhütte, um die Arbeiter nach christlichen Maßstäben zu beschäftigen, was durch Unterschlagungen des Verwalters scheiterte. Ich sehe die Unterkunft für die Arbeiter, ansonsten ist das Gebiet privat und ein Teil ein Abenteuer-Campingplatz; die Felsformationen hier erinnern an Kappadokien.

Letzte Station wird diese Kirche in Cucuron bei Apt mit Reliquien von Tullia.
Dann gehts am Nachmittag des Pfingstmontags wieder zurück auf den Campingplatz Ceyreste, wo ich wieder meinen alten Platz reserviert habe und nun das Paket mit der neuen Kamera in Empfang nehmen kann, das meine Schwester hierher gesandt hat - ein Lob der französischen Post, das ging zügig.
Hier kann ich nun arbeiten und das dritte der aufgetretenen Probleme in Angriff nehmen: 1und1 schaltet morgen meine seitherige SIM-Karte ab - mit nur vierwöchiger Vorwarnzeit, da war ich längst schon unterwegs. Die neue Karte habe ich mir von meinem Sohn dann auch hierher schicken lassen - um hinterher zu erfahren, dass sie nur in Deutschland aktiviert werden kann. Also muss ich mir hier eine französische SIM-Karte kaufen und bin nicht mehr unter der bekannten Telefonnummer erreichbar, denn eine Weiterleitung ins Ausland kann man bei 1und1 auch nicht einrichten. Ich bin seit über 20 Jahren 1und1-Kunde und eigentlich war ich immer zufrieden - aber dieses Vorgehen geht nun gar nicht und es betrifft ja nicht nur mich sondern sehr viele Leute, die als Rentner in Massen monatelang im Süden unterwegs sind. Immerhin: das Wetter bessert sich, auch wenn ich gelegentlich am Abend noch immer heize!

Tracks
Aubignosc
Embrun
Mornas-Les-Ardrets/a>
Morières
Ceyreste

geschrieben vom 21. bis 23. Mai 2024



Kommentare


Kommentar schreiben

URLs werden automatisch umgewandelt.
[b]DEIN TEXT[/b] für Fett gedruckt
[quote]DEIN ZITAT[/quote] für Zitate
[code]DEIN CODE[/code] für Code
captcha