Mittwoch, 5. Juni bis Sonntag, 9. Juni
Weitere vier Tage verbringe ich arbeitend auf dem
Campingplatz bei Eretria, vor allem, um
zentral- und mittelgriechische Heilige zu recherchieren. Von Jahresende 2018 bis heute habe ich nun 206 Biografien von -
meist orthodoxen - Heiligen neu verfasst. Es
ist sehr heiß - darunter leidet der Arbeitseifer, viel Schweiß fließt schon beim Nichtstun.
An den Wocheneden ist der Platz gut gefüllt mit Griechen; als ich am Samstag im Vorbeigehen wie üblich welche grüße, die
beim Mittagessen sitzen , bekomme ich fünf Minuten später auf dem Rückweg einen großen Teller Spaghetti Bolognese in die Hand
gedrückt; ich sei doch der, der da allein ist. Das erinnert an das Video
Unglaubliche Gastfreundschaft
- eigentlich ein Werbefilm
für Kreta, dennoch nicht wirklich übertrieben, sondern treffend.
In den Nachrichten wird berichtet über Proteste in
Hasankeyf, die Höhlenstadt
im Tal des
Tigris in der Türkei. Deren Besiedelung ist schon für das 9. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen, eine große Brücke aus dem
12. Jahrhundert teilweise erhalten. Dass Adam und
Eva hier lebten, ist nicht überliefert - aber irgendwo
in der Nähe war es
Das alles ist nun vorbei, man hat einen Staudamm gebaut, der ist fertig wird nun geflutet, sein Wasser bedeckt dann
alles. Ich hab es glücklicherweise 2013 noch
gesehen.
Montag, 10. Juni
Erstes Ziel ist heute das Kloster
Nikolaos Amarinthos bei Ano Vathia in den
Bergen, in dem Porphyrios Bairaktaris
von Kafsokalyvia eine Zeit lang lebte. Leider ist es - obwohl anders ausgeschildert - geschlossen. Von hier hat man
einen herrlichen Blick auf den Golf von Euböa und
- im Dunst - das Festland gegenüber.
Wenig spektakulär ist die Kirche im Dorf Ágios
Ioánnis, in dem Porphyrios Bairaktaris
geboren wurde. Es gibt dort auch keine Erinnerung an ihn.
Hinter den Bergen, auf der Ostseite von Euböa
liegt auf rund 500 m Höhe bei Avlonari das
Charalambos-Kloster, dessen Nonnen den
kränklichen Porphyrios Bairaktaris
gepflegt haben. Das hat nun Mittagsruhe - und auch ich gönne mir eine solche; hier in der Höhe und im Schatten des Waldes
hat es endlich angenehme Temperatur.
Über Chalkida, wo ich nun doch noch die richtige
Metropolitankirche finde, geht es durch Berge
und dichte Wälder in den Norden der Insel, zuerst nach
Prokopi, das sich mit den
Reliquien des
Johannes von Euböa zum
Wallfahrtsort entwickelt hat - ein Feeling fast wie in
Lourdes und auch am Werktag -
Pfingsten ist hier ja erst nächste Woche - mit vielen
Besuchern.
Die Johannes geweihte
Kirche in Prokopi, links sein Sarkophag.
Wieder an der Küste besuche ich die Kapelle bei
Limni an der Stelle der Höhle, in der Christodoulos
bis zu seinem Tod lebte …
… und habe von dort den Blick auf den malerisch gelegen Ort.
Schon in abendlichem Schatten grüßt das Eingangstor zum von
David von Euböa gegründeten und nach ihm
benannten Davids-Kloster in den Bergen oberhalb
von Rovis. Ein Omnibus mit rumänischen Wallfahrern ist
auch da und feiert in einer Nebenkirche besonders lautstark - Lautsprecher ins Freie sind hier an allen Kirchen üblich -
die göttliche Liturgie.
Wie immer herrlich, hier besonders: das Katholikon des
Davids-Kloster …
… und höchst ansehnlich auch der Brunnen im Innenhof. Es rauscht hier alle paar Meter eine Quelle, in der waldreichen
Berggegend gibt es Wasser wie selten hier im Süden.
Zu der Höhle, in der
David vor der Gründung des
Klosters als Einsiedler lebte, führt eine
Schotterstraße - frisch geschoben und deshalb in sehr gutem Zustand. Ich habe nur ungenaue Koordinaten, aber nach einigem
Suchen finde ich den Einstieg, die letzten 200 m sind Fußweg.
Nicht nur die Höhle habe ich gefunden, am
Beginn des Fußweges auch den idealen
Schlafplatz: mitten im Wald, völlig ruhig, auf fast 600 m kühl, völlig ohne Insekten, die mich in den letzten Tagen
stundenlang plagten und trotz Autan am Einschlafen hinderten; endlich wieder tiefer, erholsamer Schlaf - herrlich!
Einziger Kritikpunkt: der Staub des Schotterweges hat meine Kiste eingzuckert, nachdem ich sie doch erst am Nachmittag
hatte waschen lassen: 2 Mann waren eine halbe Stunde beschäftigt, kostete 6 €!
Dienstag, 11. Juni
Nachdem ich am Morgen noch das Davids-Kloster in
der Sonne fotografieren konnte, sehe ich den Strand
in Rovis, an dem David gelandet war und
erreiche dann die Fähre von Loutra Edipsou
hinüber ans Festland nach Arkitsa, die den
großen Umweg über die Brücke in Chalkida
erspart.
Hier sieht man übrigens im
Track, dass die
Höhenangaben im GPS recht ungenau sind: die Schiffahrt - die Kiste steht auf der Fähre max. 5 m über dem Wasserspiegel -
gibt das GPS mit 38 m, am Ende sogar mit 53 m Meereshöhe an. Ungenau ist en Detail auch die Wegstrecke, da nur alle 3 Sekunden oder nach
50 Metern ein Wegpunkt gespeichert wird, also die Kurven werden nicht ausgefahren
; die km-Zahl ist deshalb am Ende
zu gering und die Geschwindigkeitsangeben sind es auch ein bisschen.
Gardinitsa, das heutige Kyparissi, war Davids
Geburtsort; in dem kleinen Dorf ist ihm die wenig spektakuläre
Pfarrkirche geweiht.
In Milesi, schon wieder nahe Athen, steht das
Kloster, das
Porphyrios Bairaktaris von
Kafsokalyvia gegründet hat. Der riesige Komplex sieht eher nach einer Fabrik aus, auch das Katholikon versprüht genau
diesen Charme; Geld macht eben nicht glücklich - und erst recht nicht spirituell.
Der vorgelagerte Bau am Eingang verstärkt den Eindruck noch. Schnell weg!
Weil ich inzwischen weiß hatte, dass vor einiger Zeit das
Grab von
Philothea Venizelou von Athen
in dem Athener Vorort Filothei gefunden wurde, geht es noch einmal ins Verkehrsgewühl im Speckgürtel der Hauptstadt; neben
dem aufwändig ausgebauten Grab wurde auch diese Philothea geweihte
Kirche errichtet.
Südwestlich von Athen steht nahe Megara das
Hierotheos von Athen und der
Entschlafung Marias geweihte
Kloster, in dem Hierotheos'
Schädelreliquie bewahrt wird. Eine sehr freundliche
Nonne zeigt mir alles - leider kann sie kein Wort Englisch und der gerade hier tätige Handwerker, der zu dolmetschen
versucht, auch nicht viel. Zum Abschied gibt's einen Lukoumi - den pudergezuckerten Geleewürfel aus Mandelsirup - und dann
natürlich eine Spende.
In der Stadt Megara steht die Kirche der 4
Märtyrer für Adrianos und Gefährten
und unweit die Kirche der 6 Märtyrer für
Seraphim und Gefährten.
Am Spätnachmittag komme ich ans Meletios dem
Jüngeren geweihte Kloster bei Lefka und
entscheide mich, hier in der Bergeshöhe erst einmal für den Mittagsschlaf.
Als ich dann eintreten will, verwehrt mir die Nonne am Eingang den Zutritt, es sei geschlossen, denn sie versammelten sich
jetzt in der Kirche vor dem Kloster - das ist
üblicherweise die Friedhofskirche, es ist wohl eine der Nonnen gestorben, die anderen gehen mit ernstem Blick dorthin.
In Thiva - dem antiken Theben - besche ich zuerst die
Lukaskirche, gebaut an der Stelle, an der
Lukas nach mancher Überlieferung als Märtyrer starb
und von wo aus Artemius seine
Gebeine demnach nach
Konstantinopel überführte. Die Kirche steht
auf einem aufgelassenen Friedhofsareal, auf dem man einige Gräber offensichtlich wichtiger Bürger der Stadt stehen ließ.
Rufus
der Auserwählte
war hier nach
orthodoxr Überlieferung der erste Bischof der
Stadt
Im Kloster, das damals an der Georgskirche - der
heutigen Metropolitankirche - im Zentrum der Stadt stand, war
Meletios der Jüngere Mönch und Abt.
Direkt gegenüber: die geschäftige Stadt mit 2011 22.883 Einwohnern zeigt, dass der Wohlstand woanders zuhause ist. In
der Stadt gibt es auffallend viele Sinti und Roma, vor der Stadt ein großes
Quartier aus Plastikplanen und Wellblech
Vom einstigen Glanz Thebens zeugt nur noch das
archäologische Museum und der dort stehende
mächtige Turm aus der Zeit der fränkischen Herrschaft im 13. Jahrhundert.
Tracks
Davids-Kloster
Thiva
geschrieben am 13. und 14. Juni 2019