Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons
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Inselhopping

   J. Schä­fer          

Diens­tag, 14. Mai bis Don­ners­tag, 16. Mai

Nach zwei Tagen Ar­beit, noch auf dem Cam­ping­platz in Kato Alis­sos, geht es am Don­ners­tag nach Kyl­li­ni, von dort dampft die Fähre zur Insel Zakynt­hos. Gleich beim An­kom­men in der gleich­na­mi­gen In­sel­haupt­stadt fällt die dir­kekt am Hafen ste­hen­de Dio­ny­si­os­kir­che - ge­weiht dem hier ge­bo­re­nen Dio­ny­si­os von Zakynt­hos - ins Auge, an der es auch ein gro­ßes Klos­ter gibt.

Schon das Klos­ter schin­det Ein­druck.


Vor der Dio­ny­si­os­kir­che steht die­ses Denk­mal für den hei­li­gen Theo­dor Uscha­kow. Wer ist das und warum sogar hei­lig?
Fjo­dor Fjo­do­ro­witsch Uscha­kow war Ad­mi­ral der der rus­si­schen Flot­te, er er­ober­te mit Un­ter­stüt­zung der Tür­ken 1800 die Io­ni­schen In­seln und schon 1798 Zaky­thos von den Ve­ne­zia­nern. End­lich war man die ver­hass­ten ka­tho­li­schen Pro­tes­tan­ten los! Unter dem Schutz der or­tho­do­xen Rus­sen und der mus­li­mi­schen Tür­ken konn­te die Re­pu­blik der Io­ni­schen In­seln ge­grün­det wer­den - bis sie 1815 von den Bri­ten ge­schla­gen wurde und neue pro­tes­tan­ti­sche, dies­mal an­gli­ka­ni­sche, Fremd­herr­schaft ein­kehr­te. 2001 wurde Fjo­dor Uscha­kow von der rus­si­schen Kir­che hei­lig­ge­spro­chen, 2013 das Denk­mal in Zakynt­hos auf­ge­stellt - vor der Kir­che des In­sel­hei­li­gen, also an der hei­ligs­ten Stel­le! - mit der Be­grün­dung, er habe den ers­ten au­to­no­men - und damit or­tho­do­xen - grie­chi­schen Staat der Neu­zeit er­mög­licht.

Dun­kel ist es - auch nach Fo­to­kor­rek­tur - im In­nern der Dio­ny­si­os­kir­che; Dio­ny­si­os hat nun hier nun seine Ru­he­stät­te in einem Sil­bers­ar­ko­phag.

Im Ver­gleich zur Dio­ny­si­os­kir­che ist die Me­tro­po­li­tan­kir­che mit­ten in der Stadt recht be­schei­den.

Es gibt auch noch eine ka­tho­li­sche Kir­che im Zen­trum und die ist na­tür­lich - als Über­bleib­sel aus der ve­ne­zia­ni­schen Zeit - Mar­kus ge­weiht.

Recht nett ist die Fu­ßgän­ger­zo­ne, schon fest in der Hand von Tou­ris­ten, und mit Ge­schäf­ten und Lo­ka­len ganz auf diese Kli­en­tel ein­ge­stellt.

Nahe am Hafen steht die alte Ni­ko­laus­kir­che, an der Dio­ny­si­os auch wirk­te …

… und am sel­ben Platz die­ses präch­ti­ge Haus, das das Mu­se­um für by­zan­ti­ni­sche Kunst. Zakynt­hos gilt als rei­che Insel, ihre Be­woh­ner waren schon immer die Mi­gra­ti­on ins Aus­land ge­wohnt und brach­ten Geld mit nach Hause, auch Händ­ler und Ree­der ver­dien­ten hier or­dent­lich. Und heute ist Zakynt­hos ein Hot­spot für Tou­ris­ten, die nun das Geld auf die Insel brin­gen. Nicht von un­ge­fähr ist auch der Flug­platz hier in der Hand von FRA­PORT. Das Denk­mal zeigt den auf Zakynt­hos ge­bo­re­nen grie­chi­schen Dich­ter Dio­ny­si­os So­lo­mos († 1857), aus des­sen Ge­dicht Hymne an die Frei­heit der Text der Na­tio­nal­hym­nen von Grie­chen­land und Zy­pern stammt.

Über Gaitáni, wo in der Kir­che die Ge­bei­ne von Jo­seph Sa­ma­kos, „dem Ge­hei­lig­ten” ver­wahrt wer­den, geht es in den ber­gi­gen Nor­den der Insel; un­ter­wegs gibt es an einem Aus­sichts­punkt frisch ge­press­ten Oran­gen­saft und den Blicklick auf ein Stück der Ost­küs­te.

Ziel ist das Klos­ter Pa­na­gia An­a­fo­ni­tria, wo die ehe­ma­li­ge Klos­ter­zel­le von Dio­ny­si­os von Zakynt­hos zu sehen ist. Das ver­las­se­ne Klos­ter, im 15. Jahr­hun­dert von einem Gra­fen in ve­ne­zia­ni­schen Diens­ten er­rich­tet, zeigt am Ein­gang mit dem wuch­ti­gen Turm seine da­ma­li­ge Be­deu­tung als wehr­haf­tem Stütz­punkt im Nord­wes­ten der Insel.

Das Ka­tho­li­kon - heute Pfarr­kir­che - des ver­las­se­nen Klos­ters ist eher be­schei­den; eine Grup­pe rus­si­scher Tou­ris­ten er­hält von ihrem Füh­rer Eräu­te­run­gen.

Im eben­falls ver­las­se­nen, Jo­han­nes Man­tei­os, dem Vor­her­sa­ger, ge­weih­ten Klos­ter bei Char­ta­ta - es soll wie­der be­wohnt wer­den - lagen frü­her die Re­li­qui­en von Jo­seph Sa­ma­kos; auch an die­sem Klos­ter be­ein­druckt der wehr­haf­te Turm.

Einen Hund gibt es schon …

Im In­sel­nor­den liegt Agios Ni­ko­la­os, Ab­fahrts­punkt für die Fähre nach Ke­phal­lo­nia. Am klei­nen Hafen gibt es keine Agen­tur, ich frage die Küs­ten­schutz-Po­li­zei: Die Fähre kommt um 19 Uhr und fährt um 19.45 los, Ti­ckets gibt es an Bord. So ver­trei­be ich mir die Zeit, aber auch um 19 Uhr tut sich nichts, mir fal­len auch keine War­ten­den auf.
19.37 kommt das Schiff und spuckt drei Om­ni­bus­se aus mit Asia­ten, die of­fen­sicht­lich einen sehr an­stren­gen­den Ta­ges­aus­flug nach Ke­fal­lo­nia un­ter­nom­men hat­ten. In­zwi­schen sind doch noch ei­ni­ge Autos ge­kom­men, mit ihnen will ich aufs Schiff fah­ren, der Ein­wei­ser fragt mich nach dem Ti­cket. Ti­cket - on board!!? Nein: ne­ben­an steht ein ur­al­ter Klein­wa­gen, darin ein äl­te­rer Herr mit ge­öff­ne­tem eben­soalt-Ak­ten­kof­fer auf dem Bei­fah­rer­sitz, in dem völ­lig un­ge­ord­net Geld liegt. 45 € will er für die Über­fahrt, dafür gibts eine hand­ge­schrie­be­ne Qut­tung - das war wohl der Tou­ris­ten­preis. Das klei­ne Schiff schau­kelt bei der Fahrt ge­hö­rig - glück­li­cher­wei­se kenne ich keine See­krank­heit.
Bei der An­kunft in Pessáda auf Ke­fal­lo­nia ist es stock­dun­kel; der Hafen ist gar kei­ner, son­dern nur die An­le­ge­stel­le und dann eine Stra­ße steil den Berg hoch ins klei­ne Dorf - keine Chan­ce zum Über­nach­ten. Im Navi suche ich einen Platz und finde eine Bucht etwas ent­fernt, den Kli­matsi­as-Strand, mit einem Park­platz, und schlei­che durch die Nacht auf engen, kur­vi­gen und stei­len Schlag­loch­strä­ßchen dort­hin.

Frei­tag, 17. Mai

Was ich bei mei­nem Schlaf­platz nicht be­dacht hatte: den Schat­tensepn­der im Osten. Des­halb weckt mich schon früh am Mor­gen die Sonne. Es soll mir Recht sein, denn am spä­ten Nach­mit­tag geht die Fähre, sagt der Rei­se­füh­rer (Grie­chi­sche In­seln, 8. Aufl. Mi­chel Mül­ler Ver­lag, Er­lan­gen 2004 - einen ak­tu­el­le­ren für alle In­seln gibt es nicht und die vie­len für jede ein­zel­ne waren mir zu teuer). Ei­gent­lich hatte ich die Tour in um­ge­kehr­ter Rei­hen­fol­ge ge­plant und mich erst ges­tern Mor­gen um­entschlos­sen, des­halb hel­fen meine ak­tu­el­len Fahr­plä­ne nicht. Und spä­ten Nach­mit­tag könn­te ich schaf­fen, das käme mir ge­le­gen: auf den In­seln, ab­hän­gig von Fahr­plan und Platz auf der Fähre, fühle ich mich immer so ein biss­chen wie ein­ge­sperrt.
Aber schön war die­ser Schlaf­platz - ganz links meine Kiste.

Schon von wei­tem zu sehen ist die große, 1992 Ge­r­asi­mos dem Jün­ge­ren ge­weih­te Kir­che, die man vor sei­nem Klos­ter er­baut hat. Die­ses Ka­tho­li­kon des Frau­en­klos­ter mit Ge­r­asi­mos' Sil­bers­arg ist von außen da­ge­gen be­schei­den …

… aber innen wie immer ein­druchs­voll …

… eben­so wie das Tor am Ein­gang zum Klos­ter.

Im An­dre­as ge­weih­ten Klos­ter bei Pe­rata­ta wird die Re­li­quie sei­nes rech­ten Bei­nes ver­wahrt. Das alte Ka­tho­li­kon wurde nach des­sen Zer­stö­rung durch das Erd­be­ben von 1953 wie­der auf­ge­baut.

Da­mals wurde auch ein neues Ka­tho­li­kon er­baut, in dem der Schatz nun liegt.

Ober­halb des Klos­ters thront die frü­he­re Burg auf 322 m Höhe; in der ve­ne­zia­ni­schen Zeit, die von 1204 bis 1797 währ­te - mit einer kur­zen Un­ter­bre­chung zwi­schen 1479 und 1500, in der die Os­ma­nen herrsch­ten - war Pe­rata­ta mit sei­ner Burg die In­sel­haupt­stadt.

Dass Ge­r­asi­mos der Jün­ge­re in einer Höhle in Raz­a­ta - hier des­sen Kir­che - lebte, ist falsch, wie ich in­zwi­schen weiß; tat­säch­lich lebte er eine Zeit lang in einer Höhle nahe Ar­go­s­to­li.

Ke­fa­lo­nia wird durch einen gro­ßen Meer­bu­sen so­zu­sa­gen in zwei Teile zer­schnit­ten. Ge­gen­über der In­sel­haut­stadt liegt der an­de­re große Ort, Li­xou­ri; die Fahrt um den Meer­bu­sen herum be­deu­tet eine Weg­stre­cke von 33 km - das dau­ert. In Li­xou­ri suche ich die Kir­che, an der Pa­na­gis Ba­si­as wirk­te. Ihn hatte ich erst am letz­ten Abend noch ent­deckt und has­tig die Bio­gra­fie ver­fasst, für ge­naue­re Re­cher­chen fehl­te dann die Zeit. Diese, Ge­r­asi­mos ge­weih­te und nach dem ver­hee­ren­den Erd­be­ben von 1953 im Jahr 1959 ge­bau­te Kir­che ist es je­den­falls nicht.

Auch in der Haupt­kir­che im Zen­trum, dem Pan­to­kra­tor ge­weiht, werde ich nicht fün­dig, aber sie steht für den Ge­burts­ort von An­t­hi­mos dem Blin­den. In­zwi­schen weiß ich: Ba­si­as' Kir­che war die klei­ne Spy­ri­don-Kir­che; an der bin ich vor­bei­ge­fah­ren, habe an­ge­hal­ten aber sie dann doch nicht eines Fotos für wür­dig er­ach­tet. Künst­ler­pech. Auch wo sein zwei­tes, das er­hal­te­ne Wohn­haus war, weiß ich in­zwi­schen - zu spät.

Dafür finde ich die Spy­ri­don-Kir­che an der Stel­le des auf­ge­lös­ten Frau­en­klos­ters im Orts­teil Mant­zavina­ta, wo Pa­na­gis Ba­si­as auch tätig war. Weil ich mir noch nicht si­cher war, be­such­te ich auch diese Fried­hofs­kir­che, in der re­no­viert wurde und die Hand­wer­ker mich freund­lich be­grü­ß­ten. Sooft kommt hier­her kein Tou­rist.

Nach­dem mein Navi mich auf un­be­fahr­ba­re Wege ge­schickt hatte, er­rei­che ich nach einem Fu­ß­marsch von 500 Me­tern über den Sand­strand das Klos­ter in Le­pa­da, in dem An­t­hi­mos der Blin­de Mönch wurde und nach einem be­weg­ten Leben auch starb. Das nach dem Er­be­ben von 1953 wie­der auf­ge­bau­te Klos­ter ist heute ver­las­sen.

Ur­sprüng­lich leb­ten die Mön­che dort in den Höh­len am Strand …

… heute tum­meln sich an die­sem Strand die - jetzt noch we­ni­gen - Tou­ris­ten.

Für die Rück­fahrt er­spa­re ich mir den lan­gen Weg um den Meer­bu­sen und nehme die halb­stünd­lich ver­keh­ren­de Fähre nach Ar­go­s­to­li - was sich bei 4 € Fahrt­kos­ten auch rech­net und zudem die Ge­le­gen­heit bie­tet, den Strand zu fo­to­gra­fi­ern, an dem sich der Schiff­bruchs von Pau­lus aller Wahr­schein­lich­keit nach tat­säch­lich er­eig­ne­te - und nicht auf Malta.

Bei der Ein­fahrt zum Hafen von Ar­go­s­to­li sieht man die­sen Strand und den wie ein Tem­pel ge­stal­te­ten Leucht­turm. Ein Stück wei­ter hin­ten ist das Denk­mal für die von den Deut­schen um­ge­brach­ten ita­lie­ni­schen Sol­da­ten; nach der Ab­set­zung von Mus­so­li­ni und der Kün­di­gung des Kriegs­bünd­nis­ses mit Deutsch­land durch Ita­li­en kamen deut­sche Trup­pen auf die Insel Ke­fa­lo­nia, die seit 1940 von den Ita­lie­nern be­setzt war. Die Ita­lie­ner we­ger­ten sich zu­nächst, den Deut­schen ihre Waf­fen ab­zu­ge­ben, nach sie­ben Tagen aber er­ga­ben sie sich, trotz­dem wur­den etwa 5000 (!) Ita­lie­ner - und ei­ni­ge grie­chi­sche Wi­der­stands­kämp­fer - am 13. Sep­tem­ber 1943 im Ak­kord hin­ge­rich­tet; die Lei­chen ließ man ein­fach lie­gen, sie wur­den dann von In­sel­be­woh­nern be­gra­ben.

Wie fast alle Ge­bäu­de auf der Insel muss­te auch die Me­tro­po­li­tan­kir­che in Ar­go­s­to­li nach dem Er­be­ben von 1953 neu ge­baut wer­den.

Nach einem Foto von der vor­ge­la­ger­ten klei­nen Insel Dias, auf der am da­ma­li­gen Klos­ter Vla­her­non Pa­na­gis Ba­si­as eine Zeit lang lebte, geht es nun quer über die Insel nach Wes­ten. Nahe Sami liegt das ehe­ma­li­ge Klos­ter, das an der Stel­le der Ein­sie­de­lei von Gre­gor, Theo­dor und Leo er­rich­tet wor­den war; ei­gent­lich müss­te das Tor zum Ge­län­de gemäß An­schlag nun ge­öff­net sein, aber lei­der: Fel­an­zei­ge.
Der Aus­blick von hier oben geht auf den Süden der nahen Insel Itha­ka.

Das frühe Auf­ste­hen hat sich ge­lohnt, ich habe alle Ziele auf der Insel ge­schafft und bin schon um 16 Uhr im Hafen von Sami. Die erste Agen­tur hat noch Mit­tags­pau­se, aber einen Plan im Schau­fens­ter: die Fahre nach Pa­tras fährt nur noch ein Mal am Tag, mor­gens um 8 Uhr! In der an­de­ren, schon ge­öff­ne­ten Agen­tur, be­stä­tigt mir das der In­ha­ber. Ge­se­hen habe ich aber am Aus­hang, dass noch am Abend eine Fähre von Poros nach Kyl­li­ni geht; nach Poros sind es 30 km, das schaf­fe ich, und dann muss ich eben von Kyl­li­ni aus zum drit­ten Mal die ver­hass­te au­to­bahn­ähn­lich Stra­ße der Ver­rück­ten gen Nor­den fah­ren. Diese Fähre fährt 8 Mal täg­lich und kos­tet nur die Hälf­te; auch wenn man nach Pa­tras will und des­halb noch 50 km selbst fah­ren muss, rech­net sich das; of­fen­bar funk­tio­niert die Kon­kur­renz unter den Ree­de­rei­en und die eine Linie hat der an­de­ren das Ge­schäft weit­ge­hend ver­ha­gelt.
Die große, an­ge­nehm ruhig da­hin­schwim­men­de Fähre ist am Frei­tag­abend wie­der gut ge­füllt, aber es gab noch Platz für mich. Ich über­nach­te nahe am Hafen von Kyl­li­ni, di­rekt am san­di­gen Strand, bei kla­rem Ster­nen­him­mel und Voll­mond. Herz, was wollst Du mehr?

Sams­tag, 18. Mai

Beim Be­such in der Ire­ne­kir­che in einem Vor­ort von Pa­tras, in der die an­geb­li­che Kopfre­li­quie der Irene von Thes­sa­lo­ni­ki liegt, ist die Mes­ne­rin am Put­zen; ihr Mann freut sich über mei­nen Be­such - so viele Frem­de kom­men nicht in diese Vor­ort­kir­che. Da­nach komme ich an die in einem klei­nen Park ge­le­ge­ne Kir­che Agia Tria­da im Zen­trum, in deren Nähe Za­cha­ri­as in einen Brun­nen ge­wor­fen wurde.

Den Ein­gang der Kir­che Kir­che Agia Tria­da ziert ein Mo­sa­ik mit einer - für mich merk­wür­di­gen - Dar­stel­lung der Drei­ei­nig­keit.

Auch hier wird sams­tags ge­putzt.

Nach die­sen bei­den beim vor­he­ri­gen Be­such in Pa­tras ver­säum­ten Stel­len folgt die Fahrt hoch in die Berge zum ehe­ma­li­gen Fel­sen­klos­ter Pa­na­gia Pe­pe­le­nitsa bei Kou­ni­na, wo Leon­ti­os von Mo­nem­va­sia Mönch wurde und die be­trü­ge­ri­sche Mut­ter des an­geb­li­chen Hei­li­gen Pan­te­lei­mon des Jün­ge­ren büßen muss­te. Wie be­fürch­tet sind die letz­ten Ki­lo­me­ter Feld­weg und so, dass ich ihn mei­ner Kiste nicht zu­mu­te: wie­der zu steil mit zu viel losem Ge­röll; aber die Land­schaft ist wie­der ein­mal herr­lich mit Blick auf den Golf von Ko­rinth und die noch immer mit Schnee­res­ten be­deck­ten Berge des Fest­lan­des …

… und Berge des fast 2000 m hohen Pa­na­chai­kon-Ge­bir­ges.

Keine 2 km sind es Luft­li­nie vom Klos­ter Pa­na­gia Pe­pe­le­nitsa zum Klos­ter Pam­me­gis­ton Ta­xi­ar­chon; da die schma­len Stra­ßen aber den da­zwi­schen lie­gen­den Berg um­fah­ren, brau­che ich dafür eine ¾ Stun­de und bei mei­ner An­kunft hat das Klos­ter lei­der schon Mit­tags­pau­se. In ihm liegt die Kopfre­li­quie von Cy­ria­ca von Ni­co­me­di­en. Leon­ti­os von Mo­nem­va­sia grün­de­te ober­halb das alte Klos­ter, auch am Fels hän­gend, das spä­ter nach zwei­ma­li­ger Zer­stö­rung durch die Os­ma­nen an den heu­ti­gen Platz etwas un­ter­halb ver­legt wurde.

Am Tor des Klos­ters der Erzengel sind Mi­cha­el (links) und Ga­bri­el ab­ge­bil­det.

Ein­drück­lich am Fels liegt auch das Klos­ter Mega Spi­laio, große Höhle. An der Zu­fahrt­stra­ße, der nach Ka­lavry­ta füh­ren­den meist brei­ten Haupt­stra­ße, wird deut­lich, wie sehr auch hier der Regen sein Un­we­sen ge­trie­ben hat: viele Spu­ren zeu­gen von Erd­rut­schen, Fels­stür­zen und Stra­ßen­ab­brü­chen. Im Klos­ter wird ein Re­li­quie von Bar­ba­ra ver­wahrt, Ma­ka­ri­os No­ta­ras von Ko­rinth woll­te hier Mönch wer­den. Um 1900 war es das grö­ß­te und an­ge­se­hens­te Klos­ter Grie­chen­lands mit 109 Be­woh­nern. Heute, am Sonn­tag, sind viele Pil­ger hier, al­lein drei Rei­se­bus­se.

Ein­drück­lich auch der Ein­gang zum Ka­tho­li­kon und Mu­se­um, beide im ers­ten Stock.

Auch die­ses Klos­ter spiel­te im Frei­heits­kampf gegen die Tür­ken ab 1821 eine wich­ti­ge Rolle, woran die­ses Ge­mäl­de im Vor­raum zum Ka­tho­li­kon er­in­nert: 1827 er­ran­gen die Mön­che des Klos­ters in einer Schlacht den Sieg gegen die Be­sat­zer.

Die Ma­ri­en-Ikone ver­hin­der­te wun­der­sa­mer Weise, dass die Tür­ken Mön­che des Klos­ters tö­te­ten.

Die­ses Wand­bild zeigt links die drei Klos­ter­grün­der - die Le­gen­de er­zählt von der Grün­dung im 4. Jahr­hun­dert, nach­dem dort eine von Lukas ge­mal­te Ma­ri­en-Ikone ge­fun­den wor­den war. In der Mitte sind die drei by­zan­ti­ni­schen Kai­ser, die im 12./13. Jahr­hun­dert den Wie­der­auf­bau er­mög­lich­ten, nach­dem die Kreuz­fah­rer das Klos­ter zer­stört hat­ten, rechts der Bi­schof und der Abt, die die Re­stau­rie­rung nach einem ver­hee­ren­den Brand von 1953 för­der­ten.

Das Ka­tho­li­kon liegt teil­wei­se im Fels, rechts ist die hoch ver­ehr­te Ma­ri­en-Ikone.

Hin­ter den Ge­bäu­den öff­net sich der Raum zu den Höh­len im Fels, die das Klos­ter am An­fang be­her­berg­ten.

Vor dem Klos­ter er­in­nert die Tafel an das Mas­sa­ker, das deut­sche Sol­da­ten am 8. De­zem­ber 1943 ver­üb­ten: 17 Mön­che und Be­su­cher des Klos­ters im Alter zwi­schen 14 und 88 Jah­ren wur­den um­ge­bracht.
Das war aber nur ein Rand­ge­sche­hen zum un­säg­lich schreck­li­che­ren Ge­sche­hen, das im nahen Ort Ka­lavrit statt­fand: alle 690 Män­ner des Ortes und der Um­ge­bung zwi­schen 14 und 80 Jah­ren wur­den er­mor­det als Ver­gel­tung; die linke Grie­chi­schen Volks­be­frei­ungs­ar­mee ELAs hatte 81 deut­sche Sol­da­ten ge­fan­gen ge­nom­men; ver­ein­bart wurde, dass diese gegen grie­chi­sche Ge­fan­ge­ne aus­ge­tauscht wer­den, aber die Deut­schen bra­chen diese Ab­spra­che und woll­ten ihre Ka­me­ra­den mit Waf­fen­ge­walt be­frei­en; in die­sem Ge­fecht wehr­ten sich die Grie­chen er­folg­reich und er­schos­sen dabei die Ge­fan­ge­nen. Daran er­in­nert heute das 2004 er­öff­ne­te Ka­lavri­ta Ho­lo­coust-Mu­se­um. Eine deut­sche Wie­der­gut­ma­chung er­folg­te 1954 da­durch, dass ei­ni­ge junge Män­ner aus Ka­lavri­ta in Deutsch­land eine Lehre ab­sol­vie­ren durf­ten. Das Land­ge­richt in Bo­chum führ­te 1972 einen Pro­zess und ur­teil­te: In die­ser Si­tua­ti­on waren Re­pres­sa­li­en not­wen­di­ge und auch zu­läs­si­ge völ­ker­recht­li­che Mit­tel. (Das Ge­richt konn­te nicht ein­mal an­stän­dig mit Spra­che um­ge­hen, es müss­te na­tür­lich hei­ßen völ­ker­recht­lich zu­läs­si­ge Mit­tel).
Wir waren be­reits 1993 in Ka­lavri­ta, da­mals wurde schon am Mu­se­um ge­baut.

Die Fahrt geht wei­ter, hin­un­ter zur Au­to­bahn an der Küste und dann wie­der in die Berge; sie lohnt mit tol­ler Aus­sicht auf den Golf von Ko­rinth und die Berge des ge­gen­über lie­gen­den Fest­lan­des.

Ich bin hier auf über 1000 Me­tern Höhe, mit Ho­tels für die hier im Win­ter Ski­fah­ren­den und gro­ßen, an den Schwarz­wald er­in­nern­den Tan­nen­wäl­dern und Berg­wie­sen. Auch hier aber haben die Un­wet­ter die Stra­ße be­schä­digt.

Im Ge­birgs­ort Ano Trika­la kam Ge­r­asi­mos der Jün­ge­re zur Welt, das klei­ne El­tern­haus ist er­hal­ten; wohl­ge­merkt: das war das Haus von Mit­glie­dern einer ein­fluss­rei­chen by­zan­ti­ni­schen Fa­mi­lie!

Da­ne­ben wurde eine 1977 Ge­r­asi­mos ge­weih­te Kir­che er­baut, an der er auf dem Mo­sa­ik ab­ge­bil­det ist …

… und die mit präch­ti­gem In­nen­raum glänzt.

Wei­ter geht es durch die Berge nach Osten auf einem klei­nen Strä­ßchen; das hat nun wirk­lich arg ge­lit­ten und wurde of­fen­bar erst in die­sen Tagen ei­ni­ger­ma­ßen be­fahr­bar ge­macht, aber ist den­noch teil­wei­se in schlech­te­rem Zu­stand als ein Feld­weg.
Ich suche mir kurz vor Son­nen­un­ter­gang ein stil­les Plätz­chen auf 800 m Höhe an einer ver­las­se­nen, na­men­lo­sen Ka­pel­le; nein: Goog­le Maps weiß, wie sie heißt - na­tür­lich: Pa­na­gia -, man kann sie auf einem Foto an­schau­en und Street View ist auch diese Stra­ße ge­fah­ren, man kann das Meter für Meter nach­schau­en - al­ler­dings war da­mals der Stra­ßen­zu­stand bes­ser als jetzt, nach den Un­wet­tern. Nur in Deutsch­land durf­te Goog­le (fast) nichts, weil die deut­schen Me­di­en­kon­zer­ne und mit ihnen die will­fäh­ri­ge Po­li­tik alles, was von Goog­le kommt, mit dem vor­ge­scho­be­nen Ar­gu­ment des Da­ten­schut­zes ver­teu­felt - es gab da­mals eine mas­si­ve Me­di­en-Kam­pa­gne gegen Street View. In Wahr­heit geht es Sprin­ger & Co. darum, den Kon­kur­ren­ten klein zu hal­ten und selbst die Kohle zu ma­chen - aber: sie kön­nen es eben nicht, denn in Deutsch­land wird immer zu­erst ge­fragt: wie ver­die­ne ich damit Geld? Goog­le macht es um­ge­kehrt: es stellt kos­ten­los Nütz­li­ches zur Ver­fü­gung und hat reich­li­che Ein­nah­men, weil die Leute das brau­chen kön­nen.

Sonn­tag, 19. Mai, bis Mitt­woch, 22. Mai

Das letz­te Ziel, das ich ges­tern nicht mehr ge­schafft hatte: Psari und die zu Ehren des Mär­ty­rers Ni­ko­laus von Ichthys in sei­nem Hei­mat­ort ge­bau­te Kir­che.

Dann geht es zum Ar­bei­ten nach Pa­laia Epidau­ros auf den ru­hi­gen Cam­ping­platz Ver­de­lis, von wo aus man bei Nacht schon den Wi­der­schein der Lich­ter von Athen am Him­mel sehen kann.

Tracks
Zakynt­hos (nur bis zur An­kunft auf der Insel)
Ke­fal­lo­nia
Ano Trika­la (nur bis Pa­tras)
Pa­laia Epidau­ros

Log­buch Rei­se­log­buch-2019-1-7

ge­schrie­ben vom 19. bis 22. Mai 2019



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