Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Durchs Oberelsass

   J. Schäfer          

Freitag, 24. Juli

Eguisheim ist eines der typischen elsässer Weindörfer, die ihre Bauten über Jahrhunderte erhalten haben: Armut und wechselnde Herrschaft verhinderten die Modernisierung, heute sind die Dörfer deshalb Touristenattraktion und bedienen nostalgische Bedürfnisse in Kombination mit Weinseligkeit und gutem Essen.


Eines der schönsten Dörfer Frankreichs

Im Schloss in Eguisheim wurde der spätere Papst Leo IX. geboren; die zum Schloss gehörende Kirche ist ganz von seiner Verehrung geprägt.

Vor der Kirche wird aufgebaut: heute beginnt wieder eines der Weinfeste.

In Colmar wird das Musée d'Unterlinden derzeit erneuert. Sehen kann ich aber die große Kaserne am Rand der Stadt: hier wurde 1941 - im besetzten Elsass - mein Vater als junger Mann ausgebildet, um dann für Nazi-Deutschland in den Krieg nach Russland zu ziehen.

In Trois-Epis erschien im Jahr 1491 Maria dem Schmied Dietrich / Thierry Schöre mit einem Eiszapfen und drei Ähren in den Händen und ermahnte zur Buße. Noch im selben Jahr wurde an dieser Stelle ein Kapelle aus Holz errichtet, zwei Jahre eine aus Stein, die bis heute Wallfahrtsort ist und der ein bis heute aktives Redemptoristinnenkloster angegliedert ist.

In Günzbach verbrachte der Pfarrersohn Albert Schweitzer Kindheit und Jugend; zwei Museen und die Kirche erinnern an ihn und sein Lebenswerk.

In der katholischen Kirche in Munster fällt diese alte Uhr ins Auge: jahrhundertelang maß sie die Zeit auf dem Kirchturm, jetzt wurde sie restauriert und zeigt im Kirchenschiff Mondphasen, Monate, Wochentage und die Zeit an.

Auch Munster ist ein nettes Städtchen. Im ehemaligen Kloster war Answald von Straßburg Abt.

Das ehemalige Kloster in Kientzheim ist heute ein privates Weingut. Fidelis von Sigmaringen leitet es zeitweise, Anicet Koplinski wurde hier Mönch.

In Kaysersberg wurde Albert Schweitzer geboren. Zuerst begegnet mir dort das Denkmal für Johann Geiler von Kaysersberg, den in Straßburg tätigen volkstümlichen Prediger aus der Zeit vor Martin Luther, der in Kaysersberg aufwuchs. Er übte scharfe Kritik am Zustand der Kirche und der Verweltlichung des KlerusEin Kleriker ist in der => orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat. Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien., forderte Reformen der Kirche und äußerte sich kritisch zur Hexenverfolgung: brennt man einen Mann, so brennt man wohl zehn Frauen.

Auch Kaysersberg ist eine schönes mittelalterliches Städtchen - es nennt sich ganz bescheiden schönste Stadt der Welt.

Am alten Stadttot erinnert eine Inschrift an die Opfer des Widerstandes gegen die deutschen Besatzer.

Neben Schweitzers Geburtshaus in Kaysersberg gibt es ein Museum.

Bescheiden und reformiert-spartanisch: die dazugehörige Kirche, an der Schweitzers Vater Pfarrer war.

Wehrhaft zeigt sich die Kirche in Hunawihr, die Huna mit ihrem Mann stiftete und in der ihr Grab zum vielbesuchten Wallfahrtsort wurde.

In Ribeauvillé wurde Philipp Jakob Spener als Sohn des Hofmeisters auf dem Schloss geboren. Darunter steht die reformierte Kirche, 1783/84 erbaut, mit typisch karger Innenausstattung, in der sein Bild hängt.

Samstag, 25. Juli

In Sélestat wurde Martin Bucer geboren und ausgebildet. Am Rathaus genießen die Menschen heute den sonnigen Samstagvormittag.

In der Kirche Ste-Foy, die Reliquien von Fides (Foy) besitzt, erlebe ich wieder einmal eine Trauerfeier; viele Leute, aber keine einfühlsame Predigt.

In der Kirche des Klosters in Ebersmunster, dessen Gründung der Überlieferung zufolge auf Deodatus von St. Dié und Huna vom Elsass zurückgeht, gibt es eine Orgel des berühmten Andreas Silbermann; Dank einer Reisegruppe, die auch die Kirche besucht, komme ich in den Genuss eines kleinen Konzertes - großartig!

Vor der Kirche zeigen sich dann die Begleiterscheinungen des Tourismus …

In Lièpvre im Elsass gründete Fulrad von St-Denis das - heute abgegangene - Kloster.

Am Rathaus des kleinen Dorfes Bellefosse / Schöngrund im Steintal erinnert eine Gedenktafel an die im Ort geborene Luise Scheppler.

In Waldersbach wirkten Johann Friedrich Oberlin und Luise Scheppler, der Sozialreformer und die Begründerin von Kindergärten.

Der Mont Sainte-Odile ist einer der wichtigsten französischen Wallfahrtsorte. Odilia war die Gründerin des Klosters, Eugenia von Odilienberg ihre Nachfolgerin, Attala von Straßburg war hier Nonne.

Im Klosterhof steht die Statue von Odilia.

Das Kloster steht auf dem hohen Berg, auf dem einst die Burg von Odilias Familie stand.

Vom Weg zum ebenfalls von Odilia gegründeten Kloster Niedermünster aus sieht man die Nikolaus von Myra geweihte Kapelle. Gundelindis war hier Äbtissin.

Im ehemaligen Kloster in Andlau war Richardis von Andlau Äbtissin. Von Lazarus von Bethanien wird eine Kopfreliquie verehrt.

Der Straßburger Künstler Baptiste Petit-Gérard stellte 1868 Richardis auf dem Totenbett dar.

Andlau ist - wohl schon seit dem 9. Jahrhundert auch Marien-Wallfahrtsort.

In Barr wurde Joseph Alois Faller geboren.

Sonntag, 26. Juli

In der Pfarrkirche in Matzenheim wird Sigismund von Burgund verehrt.

An der Stelle des heutigen Rathauses von Erstein stand das von Irmgard von Erstein gegründete Kloster, das Reliquien von Bertha von Blangy und Papst Urban I. besaß.

In der das Kloster ersetzende riesigen, Martin von Tours geweihten Pfarrkirche erlebe ich eine schöne Sonntagsmesse mit gutem Frauenchor und einem Priester, der in Wortwahl, Gestik, Inhalt und Sprachtempo Kindergartenkindern zu predigen scheint; trotzdem ist die große Kirche gut besucht und für mich ist es zum Verstehen ideal.

Im früheren Kloster in Eschau liegen Reliquien von Sophia von Rom und ihren Töchtern.

Mit der Heimfahrt endet dann auch diese Reise. Fast 200 Fotos fürs Ökumenische Heiligenlexikon und 270 im Blog, gut 4000 km gefahren, viel geschwitzt und noch vielmehr gesehen: die Schweiz hat mich begeistert mit ihrer gepflegten Ordnung - ein Land, in dem die öffentlichen Belange Wert geschätzt und instand gehalten werden in einer Weise, wie wir das in Deutschland seit 25 Jahren nicht mehr kennen. Und das Elsass ist mit seiner historischen Substanz - trotz der vielen anderen Touristen - sicher eine Reise wert.

Die Tracks:
Ribeauville2
Stuttgart

geschrieben am 28., 29. und 30. Juli 2015



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