Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Innerschweiz

   J. Schäfer          

Sonntag, 12. Juli, und Montag, 13. Juli

Auf dem Campingplatz in Horw herrscht ständiges Kommen und Gehen: einige Schweizer verbringen ihr Wochenende hier, ansonsten v. a. Holländer und Deutsche für eine Nacht auf der Durchreise nach Süden. Trotz ständiger Fluktuation: die Spatzen sind hier zutraulich!
Ach ja: Merkel hat verloren, Griechenland bleibt im Euro.


Die Gallus geweihte Kirche im nahen Kriens birgt Reliquien von Franziskus von Assisi.

Im Bürgerspital in Luzern wurde Maria Theresia Scherer ausgebildet.

Im ehemaligen Franziskanerkloster in Luzern machte Markus von Aviano 1681 auf seiner Predigtreise durch Europa Station.

Der Chor der Franziskanerkirche ist geschmückt mit den vielen Fahnen der von Luzern eroberten und unterworfenen kleinen Herrschaften - der damaligen Griechen.

Immer wieder beeindruckend: wie in der Schweiz auch Altes bewahrt wird: keine Kriegsschäden, Traditionsbewusstsein und fürsorgliche Pflege bringen diesen Charme hervor, der das Land prägt - und für den Tourismus attraktiv macht. Es sind unzählige Touristen, v. a. Asiaten, in der Stadt unterwegs.

Besondere Berühmheit in Luzern ist natürlich die Kapellbrücke mit dem Wasserturm über den Abfluss des Vierwaldstätter Sees, die Reuss. Sie stammt aus dem Jahr 1365, ist die älteste noch erhaltene und die zweitlängste gedeckte Holzbrücke Europas. Im Jahre 1993 zerstörte ein Feuer einen Grossteil der Brücke, sie konnte aber originalgetreu wieder aufgebaut werden.

der Blick von der Brücke auf die Altstadt …

… und das Château Gütsch über der Stadt, ein 1888 im Stil des Historismus fertiggestelltes Hotel.

Von den dreieckigen mittelalterlichen Originalgemälden, welche auf ihrer ganzen Länge im Giebel der Brücke angebracht waren, wurden bei Brand der Brücke 1993 leider 81 von 111 unrettbar zerstört. Sie entstanden zur Zeit der Gegenreformation und sollten die luzernische und eidgenössische Geschichte darstellen im Sinn der Treue zur katholischen Kirche.

Am anderen Ende der Brücke in der Altstadt steht die Peters-Kapelle. Deren Vorgängerin, erstmals 1178 bezeugt, war in der Reformation zerstört worden; aufgrund einer Marienerscheinung im Jahr 1531 vor dem Spitalherrn Mauritz von Mettenwyl wurde sie dann wieder aufgebaut. * Die Kapelle war Station auf dem Weg der Reisenden zum Gotthard-Pass und dient heute Auslandsgemeinden.

Berühmt und traditionsreich sind auch die alten Raddampfer, die den Vierwaldstätter See befahren.

Patron der Stadt Luzern und des Kantons ist Leodegar von Autun, besonders verehrt in der Kirche St. Leodegar im Hof.

In Meggen nahe Luzern wurde Maria Theresia Scherer geboren. Die moderne, 1964–1966 gebaute Kirche der Gemeinde, in der wegen ihrer geringen Steuern drei von 22 in der Schweiz lebenden Milliardäre wohnen, ist ebenso interessant wie Geschmackssache. Die Wände zwischen dem Stahlgerippe bestehen aus Marmorplatten mit einer Stärke von nur 28 mm und sind damit durchscheinend.

In der Kirche: ein Gallus-Reliquiar …

… und vor der Kirche: ein echter Fiat 500.

Und dann komme ich auch noch zum Pilatussee - sonntags wird nicht gebaut.

Dienstag, 14. Juli, bis Donnerstag, 16. Juli

In Altdorf am Vierwaldstätter See ist das berühmte Tell-Denkmal von 1895.
Im Kapuzinerkloster wirkte Fidelis von Sigmaringen, Markus von Aviano machte hier auf seiner Predigtreise Station.

Altdorf hat den typischen Charme einer schweizerischen Kleinstadt …

… und eine repräsentative, Martin geweihte Kirche.

Auch in Brunnen am Vierwaldstätter See predigte Markus von Aviano 1681. Die Bundeskapelle war knapp 50 Jahre zuvor gestiftet worden, nachdem das Dorf von einem großen Brand verwüstet worden war.

In der Kapelle stellt ein Glasfenster von 1959 die für die Schweiz siegreiche Schlacht von Morgarten im Jahr 1315 dar.

An der Kapelle die Bronzefigur des typisch fleißigen Schweizers …

… und gegenüber der Vierwaldstätter See in seiner Bergkulisse.

In der Krypta der Klosterkirche der von Theodosius Florentini gegründeten Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Ingenbohl ist das Grab der ersten Generaloberin, Maria Theresia Scherer.

Dort findet sich auch dieses Relief von Maria Theresia Scherer.

Das Haus Maria Theresia beim Kloster ist Pilgerunterkunft für die Wallfahrer auf dem Schweizer Jakobsweg.

In Schwyz eröffnete Theodosius Florentini ein Kolleg und eine Industrieschule.
Das Rathaus der für das ganze Land namengebenden Gemeinde besticht mit prächtiger Bemalung. Der Name Schwyz stamme von Schwyter, einem Hauptmann der aus Dänemark wegen einer Hungersnot nach Süden ziehenden Kimbern, die in Norditalien von den Römern geschlagen wurden und sich dann nördlich in den Bergen niederließen.
Im Radio höre ich gerade, dass der Kanton Luzern ein leerstehendes Haus für Asylsuchende (!) bestimmt hat und der Bürgermeister des Ortes das selbstverständlich begrüßt; die Schweiz ist nicht gerade bekannt für überschwängliche Offenheit gegenüber Zuwanderern, aber man hat dennoch Anstand!

Südlich des Ortes beginnen die Alpen.

Auch am Rathaus von Schwyz: die Darstellung der Schlacht von Morgarten.

Das Kloster in Einsiedeln ist mit seiner Schwarzen Gottesmutter der meistbesuchte Wallfahrtsort der Schweiz, die Kirche ist eine barocke Wucht. Meinrad von Einsiedeln war hier Einsiedler, auch nach seinem Tod lebten hier weiter Einsiedler wie Benno, die Eberhard von Einsiedeln zu einer Gemeinschaft mit Benediktinerregel formte. Reginlind von Schwaben unterstützte das junge Kloster, ihr Sohn Adalrich wurde hier Mönch, ebenso Wolfgang von Regensburg, viele andere wirkten hier oder kamen als Wallfahrer.

der Altar Maria-Regina

der Benedikt-Altar

Eindrücklich auch: die Ex votosMit Ex voto (lateinisch: „aufgrund eines Gelübdes”) oder Votivtafel bezeichnet man Tafeln, die nach erfolgreicher Hilfe zur Erfüllung eines Gelübdes an den Ort der Gnade gebracht und dort ausgestellt werden, oft mit Darstellung der abgewendeten Notsituation. bei der Marienkapelle.

Bei Ausgrabungen fand man ein Kruzifix aus der Gründungszeit, dessen Nachbildung jetzt verkauft wird. Damals war die Kapelle dem Erlöser geweiht, der Wechsel zu Maria kam erst im 13. Jahrhundert.

Morgarten, der Platz der legendären Schlacht von 1315, als die Schweizer die zehnmal überlegenen Habsburger besiegten; Grund dafür war eine List: die Reiterheere wurden an dieser Engstelle vom Berg herab mit Gegenständen zu Fall gebracht und dann gemetzelt. Heute sagen dazu die Schwächeren Guerillataktik, die Stärkeren Terrorismus.
Bald nach der Schlacht wurde dieser Turm errichtet …

… dann auch eine Kapelle …

… und neuerdings ein Informationszentrum. Als Helfer zum Sieg gilt Otmar von St. Gallen.

Heute ist es hier idyllisch.

Eine andere, für die katholische Schweiz wichtige Schlacht, fand hier statt: Gubel bei Menzingen im Kanton Zug. Maria erschien hier im Jahr 1531 den Soldaten des katholischen Heeres und versprach den Sieg gegen die Reformierten, den sie tatsächlich errangen. Deshalb wurde hier eine Schlacht- und Wallfahrtskapelle errichtet, die 1559 geweiht wurde. Nach der 300-Jahr-Feier wurde auch ein Kloster mit Kapuzinerinnen eingerichtet.

Wie Gott und Maria das Schlachtgetümmel lenken, zeigt das große Deckenbild.

Zum Kloster gehörte das Gasthaus, die Schwestern mussten es aus Geldmangel verkaufen. Man beachte das Sonderangebot: Leberkäse mit Kartoffelsalat für 17,50 CHF. Bei einem Frankenkurs von 1 : 1 ist in der Schweiz einfach alles nahzu doppelt so teuer wie bei uns - deshalb gibt es kaum ausländische Touristen und massive Export-Probleme der Wirtschaft.

Großartig aber: der Ausblick auf das Schweizer Flachland mit dem Zuger See.

Das Institut der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen wurde 1844 von Theodosius Florentini gegründet; Maria Theresia Scherer war dort tätig.

Die Burg in Zug zeugt von altem Reichtum; den heutigen erwirbt sich der Kanton als Steuerparadies. In und um die Stadt fallen jede Menge exklusivster Luxusautos auf - mit älteren Fahrern, die die Monster-PS-Schlitten selbst für schweizer Verhältnisse gemächlich durchs Land schaukeln.

Oswald ist Patron der Stadt Zug und gab der mächtigen Kirche seinen Nemen.

Zum Schluss noch eine Korrektur: die Marienerscheinung in Luzern ereignete sich nicht im Stadtzentrum, sondern 1531 auf der Anhöhe Wesemlin. Umgeben von Engeln erschien sie dem Spitalherrn Mauritz von Mettenwyl im Licht an der Stelle eines durch die Reformierten zerstörten Marienbildstocks, was diesen zur Erneuerung des Bildes und Bau einer Kapelle veranlasste. Zudem wurde dort ein bis heute bestehendes Kapuzinerkloster eingerichtet.

… und dann noch eine Fundsache aus Twitter. Übertrieben? Für viele in Europa bechreibt es die momentane Stimmung.

Tracks gibt es nicht

geschrieben am 13., 15. und 16. Juli 2015



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