Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons
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Generalstreik und Mosaiken

   J. Schä­fer          

Sams­tag, 17. Juni bis Sonn­tag, 18. Juni

Sams­tag ist Au­to­tag. Vor­bei an der Gal­le­ria Na­zio­na­le d'Arte An­ti­ca


… geht es noch­ein­mal zur am Mitt­woch ge­schlos­se­nen Kir­che S. Pie­tro in Vin­co­li, wo die - an­geb­li­chen - Ket­ten der Ge­fan­gen­schaft von Pe­trus auf­be­wahrt wer­den, was frü­her mit dem Fest Petri Ket­ten­fei­er ei­gens ge­fei­ert wurde. Be­rühmt ist die Kir­che auch für ihre == Mo­se-Sta­tue von Mi­che­lan­ge­lo, ge­fer­tigt für das Grab von Papst Ju­li­us II.; auch Ni­ko­laus von Kues ist hier be­gra­ben.

läs­sig: Papst Ju­li­us II.

die Apsis mit den Ket­ten von Pe­trus.

das Grab von Kar­di­nal Ma­ria­no Pie­tro Ve­c­chia­rel­li, 1639 - fast wie bei den Ka­pu­zi­nern

das De­cken­fres­ko

In die Stadt hin­ein­kom­men war heute vor­mit­tag ganz leicht und einen Park­platz habe ich er­staun­li­cher­wei­se di­rekt vor der Tür von S. Pie­tro in Vin­co­li be­kom­men. Aber jetzt ist die halbe In­nen­stadt ab­ge­sperrt, das Navi hilft gar nicht mehr, glück­li­cher­wei­se kenne ich mich in­zwi­schen ei­ni­ger­ma­ßen aus, den­noch finde ich im Ein­bahn­stra­ßen­sys­tem nur schwer und erst nach Fahr­ten im Kreis den Aus­gang. Denn heute ist große De­mons­tra­ti­on, die Re­spekt vor dem Volks­wil­len ein­for­dert und ein­tritt für Ar­beits­plät­ze, für De­mo­kra­tie und für Ein­hal­tung der Ver­fas­sung (statt Re­gie­ren mit De­kre­ten am Par­la­ment vor­bei, wie das um der Markt­kon­for­mi­tät wil­len in­zwi­schen nicht nur in Ita­li­en üb­lich ist).
Ges­tern schon war Ge­ne­ral­streik; es fuhr nichts im öf­fent­li­chen Nah­ver­kehr, was mir egal war, weil ich zu schrei­ben hatte. Sonst hat man davon nichts ge­merkt: hier auf dem Cam­ping­platz haben wohl alle nor­mal ge­ar­bei­tet, im gro­ßen Su­per­markt ge­gen­über auch.

Über Stock und Stein gehe ich dann im wahrs­ten Sinne des Wor­tes, dazu berg­auf und -ab sowie durch dich­tes Un­ter­holz zu Fuß, um an der Via Appia ein Foto der ehe­ma­li­gen Kir­che S. Ur­ba­no alla Caf­f­a­rel­la - an­geb­lich er­baut über dem Grab des rö­mi­schen Bi­schofs Urban I. - zu ma­chen; die Schin­de­rei lohnt sich aber.
Und wenn ich schon in der Nähe bin: jetzt finde ich auch end­gül­tig die Ka­ta­kom­ben des Prä­te­sta­tus im An­we­sen des Stu­den­ten­hau­ses der Kon­gre­ga­ti­on Santa Te­re­sa del Bam­bi­no Gesù

Die Via Appia ist im Süd­os­ten der Stadt. Mein nächs­ten Ziel liegt im Osten der Stadt, dahin sind es 29 km, wie­der teil­wei­se über Fel­der und länd­li­che Ge­bie­te, aber immer noch Stadt Rom: das San­tua­rio Nos­tra Si­gno­ra di Fa­ti­ma a San Vit­to­ri­no, er­wähnt bei Maria - Lä­ti­tia - „sie­ben Freu­den Ma­ri­as”. Als ich aus­stei­ge, spricht mich ein alter Mann an, der mit Toch­ter und Schwie­ger­sohn hier ist. Er habe die Kir­che ge­baut, ob sie mir ge­fal­le?

na ja - eher: nein

Dass eine alte Ba­si­li­ka zur Ver­eh­rung von Sym­pho­ro­sa und ihren sie­ben Söh­nen an der Pfarr­kir­che S. Maria dell'Olivo steht, ist wohl nicht rich­tig - sie ist noch etwas wei­ter drau­ßen, schon in Ti­vo­li.

In den Ka­ta­kom­ben des Alex­an­der im Nor­den von Rom lagen die Ge­bei­ne von Alex­an­der I., Even­ti­us und Theo­dou­los, mög­li­cher­wei­se auch die von Su­san­na. Für das an­ste­hen­de Ju­bi­lä­um der ge­gen­über ste­hen­den gleich­na­mi­gen Pfarr­kir­che stellt man Alex­an­der volks­tüm­lich dar …

… und fürs Ge­mein­de­fest schmückt man die Kir­che.

An der Prima Porta bei der alten Kir­che Santi Ur­ba­no e Lo­ren­zo star­ben Abun­di­us und seine Ge­fähr­ten den Mar­ter­tod.

Da­ne­ben steht heute die neue Kir­che.
Die Stra­ße ist leer - ein höchst au­ßer­ge­wöhn­li­ches Bild; aber es ist ein­fach ver­dammt heiß, kein Lüft­chen zu spü­ren, der Schweiß tropft, das Navi (bes­ser: sein Trafo) setzt immer wie­der aus, auch die Kli­ma­an­la­ge schafft kaum Lin­de­rung. Auf dem Cam­ping­platz ver­lie­ren die Bäume über mir die Blät­ter als wäre es Herbst, des­halb wird nun auch der Schat­ten immer we­ni­ger …

Wie­der im Zen­trum der Stadt - die De­mons­tra­ti­on ist vor­über - suche ich das Mau­so­le­um des Au­gus­tus auf - dum­mer­wei­se weiß ich jetzt nicht mehr, warum ei­gent­lich; es ist un­zu­gäng­lich, wird aber ge­ra­de re­no­viert. Vor ihm stand frü­her der Obe­lisk, der um 1785 auf den Platz vor dem La­terans­pa­last ver­setzt wurde.

da­ne­ben steht die Kir­che San Rocco.

Habe ich ei­gent­lich schon er­wähnt, dass es sehr, sehr heiß ist …

Im Mu­se­um hin­ter Glas steht das an­ti­ke Hei­lig­tum Ara Pacis, von Kai­ser Au­gus­tus ge­stif­tet zum Ge­den­ken an sei­nen Sieg über Spa­ni­en und Gal­li­en 13 v. Chr. Die 17 € (!) Ein­tritt spare ich mir und bli­cke durchs Fens­ter.
Noch ein­mal Goe­the: Über­haupt aber ist dies die ent­schie­dens­te Wir­kung aller Kunst­wer­ke, daß sie uns in den Zu­stand der Zeit und der In­di­vi­du­en ver­set­zen, die sie her­vor­brach­ten. Um­ge­ben von an­ti­ken Sta­tu­en, … wird man die Man­nig­fal­tig­keit der Men­schen­ge­stal­tung ge­wahr und durch­aus auf den Men­schen in sei­nem reins­ten Zu­stan­de zu­rück­ge­führt, wo­durch denn der Be­schau­er selbst le­ben­dig und rein mensch­lich wird. … Kann man der­glei­chen Um­ge­bung in Rom tag­täg­lich ge­nie­ßen, so wird man zu­gleich hab­süch­tig dar­nach … Alles unser Den­ken und Sin­nen ist von sol­chen Ge­stal­ten be­glei­tet, und es wird da­durch un­mög­lich, in Bar­ba­rei zu­rück­zu­fal­len. 1

Letz­te Sta­ti­on: der Pa­laz­zo Fal­co­nie­ri, wo Georg von Pfron­ten-Kreu­zegg dem Haus­her­ren die Ge­ne­sung an­kün­di­gen konn­te Dank Ma­ri­as Für­spra­che. Heute sind dort un­ga­ri­sche In­sti­tu­tio­nen un­ter­ge­bracht


 

Mon­tag, 19. Juni

Ein letz­tes Mal geht's heute mit dem ÖPNV in die Stadt: zu­erst zur Kir­che S. Cle­men­te, Cle­mens I. ge­weiht, dem vier­ten in der Liste der Päps­te; Jo­han­nes II. war hier Pries­ter, Ser­vu­lus Bett­ler; Cy­ril­lus von Sa­lo­ni­ki ist hier in der Un­ter­kir­che be­stat­tet, von Igna­ti­us von An­tio­chi­en gibt es an­geb­li­che Re­li­qui­en. Die Kir­che ist nur we­ni­ge Schrit­te vom Ko­los­se­um ent­fernt, of­fen­bar sind die Er­fah­run­gen so schlecht, dass Fo­to­gra­fier­ver­bot herrscht und das auch streng kon­trol­liert wird.

Ein­fach zu fo­to­gra­fie­ren da­ge­gen: der schmuck­lo­se Platz Mar­tin Lu­te­ro in einem Park, 2005 nach Mar­tin Lu­ther be­nannt, der so in Rom doch noch zu - be­schei­de­nen - Ehren kam.

Die Kir­che S. Mar­ti­no ai Monti wurde ur­sprüng­lich durch den rö­mi­schen Bi­schof Sil­ves­ter I. er­rich­tet; in ihrem Klos­ter wurde der spä­te­re Papst Leo IV. er­zo­gen, Kas­par del Bufa­lo wurde hier ge­tauft. Es gibt hier Re­li­qui­en von Agape und Chio­nia von Thes­sa­lo­ni­ki, von Neo­pis­ta, Pol­lio von Ci­ba­lae, So­te­ris sowie Josef Maria To­ma­si.

Die Kir­che S. Mar­ti­no ai Monti von außen.

An der Kir­che ist heute das Kol­leg der Kar­me­li­ter.

Die Kir­che S. Lucia in Selci ist im Ver­gleich zu an­de­ren jung (6. Jahr­hun­dert), das Ge­bäu­de mit einem Klos­ter der Au­gus­ti­ne­rin­nen aber nach heu­ti­gen Maß­stä­ben uralt; die Kir­che ist Lucia von Sy­ra­kus ge­weiht, von Be­ne­dic­ta gibt es hier Re­li­qui­en.

Gro­ßar­tig ist die Kir­che S. Pras­se­de - nur we­ni­ge Schrit­te ent­fernt von S. Maria Mag­gio­re, aber da­zwi­schen lie­gen Wel­ten: hier Kunst und aus dem Raum at­men­de Kon­tem­pla­ti­on, dort Kälte und Macht­de­mons­tra­ti­on. Die Kir­che wurde der Über­lie­fe­rung zu­fol­ge ur­sprüng­lich von Pra­xe­dis ge­stif­tet; Papst Pa­scha­lis I. ließ die Re­li­qui­en von 2300 Mär­ty­rern hier­her über­tra­gen, dar­un­ter jene von Can­di­da, Clau­di­us und Jason und Mau­rus von Rom, Gor­di­a­nus und Epi­ma­chus, Pol­lio von Ci­ba­lae, Ter­tul­li­nus sowie Va­len­tin von Rom; Karl Bor­ro­mä­us war Kar­di­nal mit die­ser Kir­che als Ti­tel­kir­che, sie ist auch Sitz des Ge­ne­ral­pro­ku­ra­tors des Val­lom­bro­sa­ner­or­dens.
Das Fres­ko von Fran­ces­co Gai, zeigt die Gei­ße­lung Jesu, 1863.

S. Pras­se­de von außen: un­schein­bar

Wun­der­voll sind die by­zan­ti­ni­schen Mo­sai­ken in der von Papst Pa­scha­lis I. in Auf­trag ge­ge­be­nen Ka­pel­le, die dem rö­mi­schen Mär­ty­rer Zeno ge­weiht ist, ent­stan­den um 820. Darin lässt er seine Mut­ter Theo­do­ra - diese war Bi­schö­fin (!!) - mit Hei­li­gen­schein dar­stel­len - einem ecki­gen, weil sie noch lebte. Auch er selbst ist in der Kir­che so ab­ge­bil­det.
Hier: Maria mit Pra­xe­dis und ihrer Schwes­ter Pu­den­tia­na. Mit­tel­al­ter­li­che Pil­ger­füh­rer be­schrie­ben die Ka­pel­le als Pa­ra­dies­gar­ten - zu­recht.

In der Kir­che auf­be­wahrt wird die Säule, an der Jesus ge­pei­nigt wurde, 1223 aus Je­ru­sa­lem nach Rom ge­bracht.

Eine der vier Ge­ne­ral­tu­gen­den ist die Vor­sicht …

… eine wei­te­re: die Ge­rech­tig­keit.

Am Ein­gang der Ze­no-Ka­pel­le: Mo­sa­ik mit vie­len weib­li­chen Hei­li­gen, um 820

Die Kir­che S. An­to­nio Abate ist An­to­ni­us dem Gro­ßen ge­weiht, den Ur­sprungs­bau habe Papst Sim­pli­ci­us er­rich­ten las­sen.

Die Kir­che S. Eu­se­bio stif­te­te Eu­se­bi­us von Rom.

Neben der Stra­ße fährt hier - nicht eine Mu­se­ums­bahn, son­dern die­ser Zug in um­lie­gen­de Städ­te. In mei­ner Kind­heit bin ich mit einer ähn­li­chen Stra­ßen­bahn in die Schu­le ge­fah­ren, vor mehr als 50 Jah­ren.

Un­weit der Kir­che S. Bi­bia­na, die über der Stel­le des Gra­bes von Bi­bia­na er­rich­tet und von Papst Sim­pli­ci­us ge­weiht wurde und in der die Ge­bei­ne von Bea­trix, Faus­ti­nus und Sim­pli­ci­us lie­gen, ste­hen die Reste des Tem­pels der Mi­ner­va Me­di­ca, deren Heil­kunst nun Bi­bia­na über­nom­men hat.

Diese Ge­gend hier beim Haupt­bahn­hof ge­hört nicht zu den ex­klu­si­ven Wohn­ge­bie­ten in Rom.

Ge­gen­über der Kir­che Ss. Mar­cel­li­no e Pie­tro al La­ter­a­no, die Mar­cel­li­nus und Pe­trus ge­weiht ist, steht die Kir­che S. An­to­nio da Pa­do­va all'Es­qui­li­no, die Kir­che der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät An­to­nia­num, an der Ga­bri­el Maria Al­le­gra stu­dier­te.

ge­schrie­ben am 18., 20., 21 und 23 Juni 2017



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