Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Fast schon spanisch

   J. Schäfer          

Donnerstag, 8. Mai

In Frankreich ist Feiertag, das nutze ich zum Besuch in Montpellier; große Städte an Sonn- und Feiertagen zu besuchen, hat sich bewährt: Verkehrs- und Parkplatzsituation sind sehr viel entspannter.
Die im 14. Jahrhundert gebaute Kathedrale - veranlasst von Papst Urban V. - präsentiert sich gewaltig; leider ist sie an staatlichen Feiertagen geschlossen.


Die gleichzeitig, ebenfalls auf Initiative dieses Papstes gegründete, daneben liegende Universität ist die drittälteste in Frankreich.

In der Stadt gibt es prächtige Hôtels - das ist die Bezeichnung herrschaftlicher Privathäuser ...

... und die üblichen engen, mittelalterlichen Straßen.
In den großen Städten sind diese natürlich Fußgängerzonen und Anliegern vorbehalten, aber in den kleineren und den Dörfern fährt man hindurch, ich muss ja meist ins alte Zentrum. Mit einem richtigen Wohnmobil ist so etwas unmöglich - ich frage mich, wie die Vielen mit ihren großen Kisten Städte besichtigen, zumal es für diese Fahrzeuge Parkplätze auch nur weit außerhalb gibt. Ich jedenfalls bin glücklich: die Beschränkung auf 2 Meter Breite und 5 Meter Länge für das Fahrzeug ist für mich unumgänglich.

Auch beeindruckend: die Kirche St-Roch, geweiht dem legendären Stadtheiligen Rochus.

Schön dagegen, gegenüber: die Fassade eines Hauses, die tatsächlich nur zwei Fenster hat, muss nicht hässlich bleiben ...

In der Stadt erwacht nun das Leben auch am Feiertag.
Es gibt hier in Südfrankreich schon auffallend viel Schwarze; man sieht sie v. a. in den Vorstädten, zusammen mit Muslimen, wohl hauptsächlich aus Marokko und Algerien. Die Probleme der Vorstädte in Frankreich sind bekannt - und offenbar durch die Konzentration bestimmter Bevölkerung dort verursacht. Dass man für Wohngebiete eine einigermaßen ausgewogene soziale Mischung finden muss, scheint in Frankreich nicht der Brauch - hoffentlich warnt das schlechte Beispiel, in Deutschland diesen Fehler nicht nachzumachen; Tendenzen dazu gibt es ja leider.

Beim Gang durch die Gassen fällt mir ein großes Banner auf, das für ein Museum in einem ehemaligen Kloster wirbt. Der Mann am Eingang bittet mich herein - kostet nur 3 €, da kann man nichts falsch machen. Als ich bezahle, fragt er nach meiner Herkunft und füllt dann sorgfältig seinen Statistikbogen aus; seit den letzten drei Tagen bin ich offensichtlich der erste Besucher - es gbt auch wenig zu sehen: eine doch sehr mitgenommen wirkende Jugendstil-Kapelle und zwei Räume der ehemaligen Apotheke der Barmherzigen Schwestern.
Aber erzählen muss ich endlich, wie sehr ich über mein Französisch glücklich bin: ich verstehe bislang alles, was die Leute zu mir sagen; selbst im Radio bekomme ich das meiste mit. Und auch ich selbst hatte noch keine Probleme, meine Anliegen auszudrücken oder mich mit Leuten zu unterhalten. Offenbar hat es doch genützt, dass ich sieben Jahre meiner Schulzeit mit dieser Sprache auseinandergesetzt habe, auch wenn es mit damals quälend erschien. Und da ich keinen Hut trage, keinen Rucksack habe und auch keinen auffälligen Fotoapparat, werde ich offenbar meist auch nicht als Tourist erkannt, sondern oft nach dem Weg gefragt und in den Läden normal behandelt.

Montpellier war auch ein Zentrum der Auseinandersetzungen mit den Hugenotten - so wie Jahrhunderte zuvor schon mit den Albigenser. Die Rekatholisierung gelang ziemlich perfekt, erst nach der Französischen Revolution konnten sich die wenigen verbliebene Protestanten offenbaren; und wie man an ihrer Kirche auch in Montpellier sieht, stehen sie bis heute am Rand. Die - wenigen - evangelischen Kirchen haben übrigens alle keine Türme.

Am Nachmittag will ich noch die ehemalige Kathedrale Maguelone besuchen, die auf dem schmalen Damm zwischen dem Meer und dem Binnensee liegt und der ursprüngliche Sitz der Bischöfe von Montpellier war. Es gibt nur eine Zufahrt, durch einen Küstenort - aber dort ist heute, am Feiertag, Stierkampf! Tausende Autos suchen dafür einen Parkplatz, die Schlange auf der einen Straße ist endlos und bewegt sich kaum. Nach einer Stunde schlangestehen erfahre ich, dass auch die Zufahrt zum Kloster heute nicht möglich ist. Feiertagswahnsinn in prallender Sonne! Als ich zurück an meiner Autobahnraststätte bin, verspricht das Abendrot auch für den nächsten Tag bestes Wetter.

Freitag, 9. Mai

Ich bleibe arbeitend an der Raststätte. Da gibt es Plätze im Schatten (Dächer mit Solaranlage), kostenfreie Toilette, Dusche für 2 €, einen Shop, falls man etwas braucht, im Gebäude Internet und nachts ist man bewacht, die Polizei schaut öfters nach dem Rechten. Was will man mehr? Gewiss: die Ruhe fehlt.

Samstag, 10. Mai - Sonntag, 11. Mai

Es wird Zeit, den Besuch in der Kathedrale Maguelone noch einmal zu versuchen - am Vormittag wird kein Stierkampf sein; und es gelingt tatsächlich. Ein eindrückliches Relief ziert den Eingang.

Die Kirche hatte eine wechselvolle Geschichte - siehe bei Benedikt von Aniane. Aus ihren Glanzzeiten gibt es prachtvolle Bischofsgräber ...

... und einen Sarg aus der Zeit der Gründung im 6. Jahrhundert.

Auf dem Weg zum Auto durch die Étangs freuen sich auch die Möwen über das schöne Wetter.

Den erneuten, mit Geduld im samstäglichen Stadtverkehr erkauften Besuch in der Kathedrale in Montpellier hätte ich mir allerdings ersparen können - außer der glanzvollen Kathedra des Bischofs gibt es wenig Sehenswertes.

In meinem Reiseführer steht, es gebe wenige Radwege in Frankreich; das stimmt nun in keinster Weise. Überall wird bestens für Fußgänger und Radfahrer gesorgt, hier ein rein zufälliges Beispiel in Montpellier: die Straße wird zur Einbahnstraße gemacht, ⅓ bekommen die Autos, ⅓ die Fahrradfahrer, ⅓ die Fußgänger. Und die Absperrungen dazwischen wird kein Autofahrer überwinden wollen oder können. Diese Absperrungen gibt es überall, so dass man als Autofahrer manchmal ganz schön aufpassen muss, nicht anzuschrammen, dazu unzählige Rallentisseurs. Auch auf den Landstraßen gibt es zwar meist keine separaten Radwege, aber in der Regel am rechten Rand farblich abgesetzte Spuren in beide Richtungen. In diesem Land gilt nicht freie Fahrt sondern freies Bewegen für freie Bürger!

Das durch Benedikt von Aniane gegründete Kloster Aniane erlebte auch die Wechselfälle der Geschichte, zuletzt als Jugendgefängnis, entsprechend ist sein Zustand. Nun wird es restauriert.

Als Trost für alle in Deutschland unter der pastoralen Situation leidenden Katholiken hier ein Blick nach Frankreich: 1 Gemeinde, 26 Orte mit Kirchen, 5 Priester. Messe eher fallweise.

Auf dem Parkplatz des Dorfes steht dieses Prachtexemplar eines 2CV, zugelassen, fahrbereit. Was man auf dem Foto kaum erkennt: die beiden Sitze sind Campingstühle. Alte, meist aufgehübschte Enten sieht man immer wieder.

Ich bin kurz vor dem ebenfalls berühmten Kloster St-Guilhem-le-Désert, das Wilhelm von Aquitanien in der Wüste, der Einsamkeit der Berge in den Cevennen, gründete im Seitental dieser Schlucht.

Am Ausgang der Schlucht ist diese alte Brücke, die der Legende zufolge der Teufel gebaut hat.

Das Dorf um das Kloster nennt sich eines der schönsten Frankreichs - und ist dementsprechend besucht.

der Kreuzgang

Originell gestaltet ist in Ermangelung alter Ausstattung die Krypta.

Ein uralter Taufstein wurde aus einer abgegangenen Dorfkirche der Gegend hierher gebracht.

Die Weiterfahrt geht an einem Stausee vorbei, hier suche und finde ich einen Campingplatz - einfach, sauber, preiswert und höchst still, fern der Straße. Strom brauche ich nicht, da meine Solaranlage funktioniert. Natur, Vogelgezwitscher, das Geräusch des wieder aufkommenden Windes in den Bäumen, in der Nacht völlige Dunkelheit, nur der Mond - schon recht voll - und die Lichter eines fernen Dorfes.
Auch tagsüber: Ruhe. Einfach Ruhe. Nur einmal hört man Motorräder. Warum eigentlich müssen sich Zweiradfahrer an keine Verkehrsregeln halten und warum dürfen einige Wenige auf Motorrädern solchen Krach machen, der tausende Menschen stört - gibt es keine andere Lösung für Potenzprobleme?

Entgegen meiner ersten Absicht bleibe ich und genieße den Sonntag.

Tagsüber fällt mir wenige Meter von meinem Platz eine Ameisenstraße auf: Im Gänsemarsch rennen hunderte geschäftige Ameisen wie auf der Autobahn hintereinander her; es herrscht geordneter Rechtsverkehr. Am nächsten Morgen fällt mir auf: es sind erst ganz wenige Frühaufsteher unterwegs, und jetzt gilt offenbar keine Regel, beim seltenen Gegenverkehr muss man sich nun einigen und tut das nach kurzem Zögern. In der Abenddämmerung dasselbe Bild mit den letzten Nachtschwärmern. Das gefällt mir: ein geordneter Staat, aber mit individuellen Rechten, was die Arbeitszeit betrifft, und Freiheit der Bewegung, wenn keine Vorschrift Not tut!

Ein Campingplatz (fast) nur für mich - herrlich. Ich habe inzwischen auch mein Arbeitstempo gefunden: 1 Tag reisen heißt danach 1 bis 1½ Tage arbeiten - das Material ins einfügen, belletristisches und den Rest in den Blog.

Montag, 12. Mai

Im Städtchen Lodève, wo Fulcran von Lodève Bischof war, gibt es eine große (ehemalige) Kathedrale; mit der Besichtigung muss ich warten, weil gerade eine Beerdigung stattfindet - wieder sind sehr viele Leute da, offenbar wird die Tradition in Frankreich jedenfalls was dies betrifft hochgehalten. Der Priester predigt sehr engagiert, ich schaue mir einstweilen aber doch das Städtchen an.

Später, im Kreuzgang: diese schöne alte Statue von Christophorus (man sieht in seiner rechten Hand (= links!) noch das Bein des Christus, den er trägt.

Die Weiterfahrt geht über eine Passstraße durch die Berge der Cevennen mit herrlicher Landschaft und noch reicher Vegetation. Das ist das schöne am Frühjahr: die Temperaturen sind schon sehr angenehm, die Natur in frischem Grün - mir wird klar, dass ich die letzten 30 Jahre das Frühjahr eigentlich immer verpasst habe, weil vor Pfingsten der Beruf keine Zeit ließ, es wirklich wahrzunehmen, gar zu genießen. Dafür ist es jetzt umso schöner!

Ich bin in Bédarieux, dem Geburtsort von Paul Rabaut, einem wichtigen Vertreter der Hugenotten. Von dem finde ich: nichts. Keine reformierte Kirche, kein Hinweis in der kleinen Stadt, im Tourismusbüro kennt ihn niemand. Dafür gibt es diesen lustigen Brunnen vor der städtischen Mediathek.

Lernen kann man aber, wie man Gegenreformation macht: vom Hügel oberhalb des Städtchens grüßt das Kreuz auf die Hauptstraße herab.

In jedem Dorf, in jeder Stadt - hier in St-Pons-de-Thomières - wird das französische Nationalbewusstsein deutlich ausgedrückt. Aber in keinem Fall gab es irgendwelche Vorbehalte gegen mich als Deutschem - das war vor Jahrzehnten anders - die europäische Einigung ist geglückt! Und wir als Deutsche haben allen Grund, dankbar zu sein, statt unsere Krämerseele hervorzukehren.

Wie eine Festung oberhalb der Stadt: die Kathedrale von Béziers. Den Platz vor der Kathedrale haben die Stadtväter Albigenser-Platz genannt - ganz schön frech!

Die Kathedrale - auch kein Bischofssitz mehr - ist auch innen eine Wucht und riesig. Schön: die alte Christusfigur.

eher Kitsch: Jesu Taufe

die Kathedrale vom Kreuzgang aus gesehen

Agde - noch nicht das berühmte Kap, sondern die Stadt im Landesinneren, aber auch schon ganz touristisch, war früher ebenfalls Bischofssitz - der mächtige Turm ist der der Kathedrale.
Am Cap d'Agde war ich vor Jahren mit einem meiner Söhne und dessen Freund - nach wenigen Tagen sind wir in die Cevennen geflohen. Aber unvergesslich: damals ging wie ein Lauffeuer und mit Entsetzen die Nachricht vom Unfalltod von Lady Diana über den Campingplatz. Schon damals war sie auch so etwas wie eine Heilige.

Reste der Stadtmauer sind erhalten, erbaut im Mittelalter durch den Bischof der Stadt auf den - unten noch erkennbaren - Fundamenten der alten Stadtmauer der griechischen Stadtgründer aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Als 1560 die Protestanten die Stadt einnahmen, brachten sie an der Mauer ihr Sigel - vier Wellenlinien - an (das ist auf dem verkleinerten Foto leider nicht mehr erkennbar).

Über die Bemalung einer nackten Hausfassade war ich schon in Montpellier begeistert, in Agde ist das Ganze noch großformatiger.

Dienstag, 13. Mai

Den Tag verbringe ich arbeitend an einer Raststätte. Am Abend stellt sich ein gepflegtes Auto neben meine Kiste, es entsteigen ein seriöser älter Herr, ein dicker, schmieriger junger Mann und eine schlanke Frau mit langem Rock und Kopftuch; sie bereitet aufwendig das warme Abendessen. Marokkaner auf dem Weg in die Heimat? Muslim müsste man sein, dann bekommt man gekocht! Der Schmierige kommt später zu mir, spricht wenig Französisch, ein bisschen Deutsch. Nein, er sei nicht Marokkaner, sondern Türke - aus Ankara. Da sei ich letztes Jahr gewesen, erzähle ich, aber es interessiert ihn nicht - der ist kein Türke. Was ich denn mache, als Tourist nach Spanien? Nein, ich schreibe, wie er ja sieht - wie soll ich es erklären? - Bücher. Da verdiene man sicher viel Geld. Nein - leider. Ich frage, wo sie hinwollten. Nach Montpellier - aber das liegt hinter uns. Er habe drei Kinder, die Schlanke sei seine Frau; die Kinder seien - natürlich in Ankara. Nichts an seinen Geschichten stimmt. Aber eine Zigarette - die bekommt er, gerne. Währenddessen hat die Frau das Zelt aufgebaut, der Ältere schläft im Auto, die beiden im Zelt. Ich schaue mir vorsichtshalber die Autonummer an: RO - Rumänien. Roma also. Morgens tritt er, mich freudestrahlend begrüßend, aus der Dusche; der Ältere absolvierte derweilen rauchend seinen Morgenspaziergang, die Frau baute das Zelt ab, räumte alles wohlgeordnet ins Auto, brachte den Müll weg, dann putzte sie das Auto außen und innen an allen denkbaren Teilen. Müsste man Roma sein?
Abends stehe ich in einer Autoschlange, am Straßenrand ist eine Waschanlage. Ich putze meine Kiste.

Mittwoch, 14. Mai

In Narbonne steht an der Stelle des angeblichen Geburtshauses des berühmten Märtyrers Sebastian eine Kirche, an der dieses alte Pilgerrelief angebracht ist.

Nicht auf ein Foto zu bannen ist die Kathedrale von Narbonne, dabei ist das nur der ab 1272 gebaute Chor; das geplante Schiff konnte 1340 wegen des Widerstandes der Stadtväter, danach wegen der Pest, dann wegen des wirtschaftlichen Niedergangs der Stadt durch Versandung des Hafens nicht gebaut werden. Als man endlich bauen wollte, kam die Französische Revolution. Aber auch der Chor allein ist eine Wucht - außen und innen.

Ein Gobelin stellt die Taufe eines Muslimen durch - den schrecklichen - Papst Alexander VI. dar.

der Altar der Marienkapelle

Das heutige Rathaus in Narbonne war früher der Bischofspalast.

Auch der von der karolingischen Kirche - erbaut unter Erzbischof Theodard von Narbonne - übrig gebliebene Turm ist heute Teil des Rathauses.

Vor dem Rathaus hat man ein Stück der Via Dormitia, der Römerstraße nach Spanien, die mir hier immer wieder begegnet, freigelegt.

Am Rathaus ist dieser Brunnen.

Auf der anderen Seite des Kanals, der das Mittelmeer mit dem Canal du Midi verbindet, steht die Markthalle ...

... ein 1901 errichtetes Gebäude mit Jugendstil-Elementen; sie steht am Platz Emile Zola - geistige und leibliche Genüsse gehören zusammen.

Eine sehr schön gerichtete, gepflegte Anlage in Privatbesitz ist das ehemalige Zisterzienserkloster Fontfroide, entstanden ab 1145 an der Stelle eines früheren Benediktinerklosters. Nach einer Blütezeit begann mit der Pest 1348 ein Niedergang, von dem sich das Kloster nie mehr erholte, 1791 wurde es endgültig geschlossen und ging bald danach in Privatbesitz über. 1858 bis 1901 lebten dort nocheinmal Zisterzienser. Ab 1908 unternahm der neue private Besitzer umfangreiche Restaurierungen.

eine der Seitenkapellen in der Kirche aus dem 12. Jahrhundert

der Kapitelsaal

der Kreuzgang

der Schlafsaal der Laienbrüder mit Platz für 200 Brüder

Auch dieses Kloster ist gut besucht, obwohl weder Saison, noch Wochende oder Feiertag ist - trotz der 10 € Eintritt.

In Perpignan fällt zunächst das wehrhafte Kastell auf. Perpignan war die Residenz des Königs von Mallorca - den gabs wirklich, 1276 bis 1344 regierte er die Balearen und Teile von Katalonien, zu dem das Roussillon gehört. Ich bin also eigentlich schon in Spanien - erst seit 1659 ist die Gegend französisch, und hier sind die Ortsschilder zweisprachig, Französisch und Katalonisch. Das ist übrigens in ganz Südfrankreich so, im Osten ist es Französisch und Occitanisch.

In der Kathedrale in Perpignan gibt es diese schöne Marienstatue aus dem 11. Jahrhundert.

Das Haus der Liga der Seefahrer zeigt den Stolz der früheren Hafenstadt.

Der Sitz des Bischofs war früher nicht in Perpignan, sondern in Elne, nahe am Meer. Das dorige ehemalige Kloster ist heute Museum, v.a. wegen seines sehenswerten Kreuzgangs mit Säulen aus verschiedenen Epochen.

In diesem gibt es auch eine Fülle von Grabmalen. 1285 gab es Krieg zwischen Katalonien und Frankreich. Die Franzosen eroberten die Stadt, die Bevölkerung flüchtete sich in die Kathedrale, die daraufhin von den Franzosen angezündet wurde, niederbrannte und die Menschen in den Tod riss.

Ein Tragealtar für EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.feiern außerhalb der Kirche.

Die Kiste für den Hausrat, wohl eines Mönches.

Ein traditionsbewusster Hauseingang in der Stadt.

Am Abend will ich auf einen Campingplatz am Strand. Ich muss Wäsche waschen, die großen Plätze dort haben sicher eine Maschine. Ich klappere drei Orte ab - alle tot, menschenleer, die Gaststätten und Geschäfte geschlossen, auch der Supermarkt ist zu, ebenso die Campingplätze - hier gibt es Leben nur in der Hochsaison, jetzt stehen verlassene Betonburgen und Ferienhäuser in der Landschaft. Schließlich finde ich einen kommunalen Campingplatz mit großem Plakat: Geöffnet ab 1. März. Na also, allerdings ist das Tor geschlossen. Man solle läuten, steht an der Sprechanlage - es meldet sich nur keiner. Also fahre ich ins Landesinnere, auf einen Camping am Bauernhof aus dem ADAC-Campingführer (seit ich den kenne, also seit über 20 Jahren, weiß ich, dass ADAC-Wertungen nicht zu trauen ist - aber er ist eben mit Abstand der umfassendste Wegweiser für Campingplätze - jedenfalls abgesehen vom Internet, wo z. B. die Seite http://meinwomo.net hervorragend ist. Hier ist auch keiner mehr da, aber die Schranke ist offen und die Anmeldung ist am nächsten Morgen möglich.

Donnerstag, 15. Mai bis Freitag, 18. Mai

Hier ist es wunderschön, ruhig, naturnah, gute Internet-Verbindung (kostenlos) - und das alles für 10 € am Tag. Dazu ein herrliches Wetter, endlich ohne den kalten Wind, der trotz des strahlenden Sonnenscheins die letzten drei Tage wieder sehr lästig war. Zwei Ehepaare sind noch da, aber die sieht man auf dem terassierten und mit viel Grün gestalteten Platz gar nicht. Eine super Profi-Waschmaschine haben die und am Abend einen Mondaufgang, wie ich ihn noch nie gesehen habe.

Am Abend des Donnerstags war ich im Städtchen, wollte Brot und Zigaretten kaufen, aber Bäcker und Tabakladen haben geschlossen. In der Bar, wo es überall in Frankreich Zigaretten gibt, hat man auch keine; aber der Wirt besorgt mir gerne welche von einem Gast - spanische Zigaretten für nur 5 €; mir wird klar: ich bin ganz nahe an der Grenze, da kauft keiner die Zigaretten hier. Aber wie wenig hier los ist? Provinz eben!
Am nächsten Morgen fällt mit plötzlich ein: gestern war wohl schon wieder Feiertag - klar: Christi Himmelfahrt. Tja, ich lebe zeitlos. Rentnerdasein. Großartig!
Tatsächlich: heute haben die Läden offen. Ich kaufe Küchentücher, um die Scheiben meiner Kiste streifenlos sauber zu bekommen. Von Zigeunern lass ich mir schließlich nichts vormachen!

Samstag, 16. Mai bis Sonntag, 18. Mai

Und weil der Mensch lernfähig ist - selbst ich, und im Alter - muss ich also nach Spanien zum Zigarettenkaufen; das sind von hier keine 10 km und spart pro Schachtel 2,10 €. Die Grenze ist in Le Perthus, das zugleich Els Limits heißt und teilt das Dorf mitten auf der Straße; links ist Frankreich, rechts Spanien. Entsprechend ist hier die Hölle los: Spanier kaufen links, was in Frankreich preiswerter ist, Franzosen rechts die spanischen Schnäppchen; z. B. Zigartetten.

Oberhalb des Örtchens thront die Festung. Nachdem die Franzosen 1659 diesen Teil von Katalonien übernommen hatten, mussten sie natürlich die neue Grenze sichern. Das galt fast 300 Jahre lang - wie großartig ist dagegen das in den letzten fast 70 Jahren gewachsene vereinte Europa - keine Grenzen, keine Kontrollen, keine Waffen - nur noch Schnäppchen.

Die Straße zur Festung hat der Rotary-Club gestiftet. Na also: man kann als Reicher auch sinnvolles machen.

Meine Fenster glänzen inzwischen schlierenfrei, die würden jeder Roma-Frau Ehre machen. Also folge ich dem Vorbild des holländischen Platzgenossen und lege mich zum Sonnen an den Pool - den gibts hier auch umsonst. Das Wasser - ich probiiiiiere es - probiiiiiiiiiiere es - probiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiire es. Nun gut, ich kann ja warm duschen gehen.
Die Internet-Verbindung hier ist wunderbar - nur hochladen kann man nichts, das ist abgeblockt, da konnte mir auch mein Sohn Tobi per Chat nicht helfen. Deshalb gehe ich in den Ort zu McDonalds, denn es wird Zeit, meine Arbeitsergebnisse auch der Welt zu präsentieren. Maggies gibt's hier überall - ich erinnere mich, dass die Franzosen diesen Angriff auf ihre Esskultur einmal abwehren wollten, das ist offensichtlich grandios gescheitert. Und wenn Ihr das lesen könnt, hat es tatsächlich geklappt!

Die Tracks - wieder einmal unvollständig:
Montpellier2
Montpellier3
Agde
Stausee
Perpignan fehlt leider

geschrieben am 11., 17. und 18. Mai 2014



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