Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Von Hammerfest nach Olderdalen

   J. Schäfer          

Am Morgen ist der Blick auf die Stadt mit ihrem Naturhafen, der die besondere Bedeutung der Stadt bewirkte, klar. Hammerfest ist die nördlichste Stadt der Welt, mit 7000 Einwohnern die größte der Finnmark und hatte als erste Stadt der Welt eine elektrische Straßenbeleuchtung. So wie es im Sommer nie völlig dunkel ist, ist es im Winter schließlich ständig Nacht.


Das Hurtigrouten-Schiff kommt aus Norden eingelaufen

... und als es im Hafen festmacht, bin ich auch dort.

Die Stadt vom Hafen aus - schön ist anders; aber auch Hammerfest wurde von den Deutschen restlos platt gemacht

ein Pavillon mit Eisbär ...

... und eine Mutter mit Kindern als Brunnen - dahinter lebende Kinder, der Kindergarten auf Ausflug, alle mit Warnwesten

die Hauptstraße ...

... und die Kirche. Sie sei den Trockengestellen für die Stockfische nachempfunden

Das Heimatmuseum nennt sich Wiederaufbaumuseum und erläutert, warum es so heißen muss

Hammerfest boomt: vor der Stadt wird der Berg abgetragen für neue Gewerbeflächen. Größter Arbeitgeber am Ort ist Findus, das zum Nestlé-Konzern gehört und - auch mit 700 tamilischen Gastarbeitern - die Fischstäbchen herstellt, die wir dann essen.

unterwegs nach Süden: Blumen

der Vargsund und Berge

der Rastplatz eingezäunt gegen die Rentiere ...

... die auch immer wieder auf der Straße begegnen

Gestelle zum Fischtrocknen und die Brücke zum Festland - auch Hammerfest liegt auf einer Insel - Norwegens längste Hängebrücke

durch Hochgebirgsflora - aber fast auf Meereshöhe

... durch die Finnmarksvidda, das Kernland der Finnmark Die Gegend ist fast menschenleer, aber immer wieder gibt es Ferienhütten, hier eine, wo der Hausherr Moltebeeren sammelt - rotgelbe, brombeerähnliche Beeren, einzige Vitamin C-haltige Frucht im Norden.

unendliche Weiten ...

... viele Steine - die braune Farbe zeigt, wie erzhaltig sie sind

Jetzt, kurz vor Alta am Altafjord, gibt es wieder Landwirtschaft ...

... und blühende Hausgärten

Das Zentrum von Alta. Alta war früher der größe Markt der Samen und Sitz des Amtmanns der Finnmark. Das Denkmal im Zentrum zeigt den Schieferschleifer.

vor der Stadt: die Skischanzen. Die Finnmark ist auch ein riesiges Wintersportgebiet

Blick auf den Altafjord mit den Bergen von Haldde im Süden ...

... und der Finnmarksvidda im Norden des Fjords

Das Alta-Museum. Alta zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten, hier wurden rund 5000 Felszeichnungen gefunden, die meisten hier am Fjord, erschlossen durch das Museum und einen 1½-stündigen Marsch durch die Gegend. Diese Felszeichnung, rund 6000 Jahre alt, macht deutlich, wie schwer die in den Stein geschlagenen Figuren zu erkennen sind; deutlich werden die Umrisse von Rentieren (oben rechts) oder eine Art Amulett (darüber) - ob es eine Halskette mit Tierkrallen, eine Art Falle oder ein Sonnen-Symbol ist, ist ungewiss

Vermutlich waren die Felszeichnungen ursprünglich mit rotbrauner Farbe ausgemalt, das hat man zur besseren Erkennbarkeit rekonstruiert. Hier sind Rentiere z. T. außerhalb, z. T. innerhalb eines Zaunes: das weltweit älteste bekannte Bild einer Treibjagd und Haltung von Tieren in Gehegen.

Das Bild gibt einen Eindruck von der Größe der Felsen; diese liegen jetzt rund 25 m über dem Meer, waren aber früher unter Wasser (Landhebung!) und sind deshalb so rundgeschliffen.

Im nächsten Feld, wieder rund 6000 Jahre alt: Rentiere, ein Mensch, der etwas über seinen Kopf hält, Boote (links), links davon eine Bärenmutter mit zwei Jungen

Hier deutlicher: die Bärenmutter (Mitte), das Boot mit einem Bogenschützen (links unten), ein Boot, aus dem eine Angelschnur in die Tiefe geht, an der ein Fisch hängt (darüber)

ganz deutlich: das Boot mit einem Bogenschützen und einem, der etwas wie ein Netz schwingt

selbes Feld: unausgemalt ein Elch

Das nächste Feld, weiter unten zum Meer gelegen, ist jünger, etwa 4500 Jahre alt: verschiedene Vögel (Mitte) - alles Wasservögel wie Enten oder Schwan (links), darüber ein Mensch, der einen Vogel am Hals hält. Die Rentiere (z. B. links) sind jetzt rundlicher, die Boote größer

nächstes Feld, wieder ca. 4500 Jahre alt: ein Boot mit Elchköpfen am Vorder- und Hintersteven - das war damals bei allen Booten so -, dahinter (links) schwimmen drei Rentiere; der Mann im Boot schwingt etwas T-förmiges über dem Kopf - eine Art Axt zum Töten der schwimmenden Tiere oder ein kultischer Gegenstand? Auffällig: die älteren Felder beschäftigten sich mit Aktivitäten auf dem Land, die jüngeren mit solchen zu Wasser.

Auf der anderen Fjordseite gibt es eine Fülle ähnlicher Darstellungen. Nur rund 12 m über dem heutigen Wasserspiegel die jüngsten Darstellungen, ca 2800 Jahre alt; darunter der einzige dargestellt Fisch, ein Heilbutt.

9 m über dem Meer: die jüngsten Felszeichnungen, ca 2300 Jahre alt, zeigen Boote. Solche Boote waren damals aber nur in Südskandinavien in Gebrauch! Sicher ist: diese Bilder deuten auf Kontakte weit über die Region hinaus. Das Boot hat 12 Mann an Bord, die beiden mittleren haben Trommeln in der Hand und Tanzen; die Figuren zeigen Menschen bei kultischer oder kriegerischer Handlung. Aus der Zeit nach der Zeitenwende gibt es in Skandinavien keine Felszeichnungen mehr.

Im Museumsgebäude: Darstellung der Eisverbreitung in der Eiszeit 20.000 Jahre v.Chr: ganz Skandinavien bis nach Dänemark und bis nach Mecklenburg-Vorpommern - auch England, das noch mit dem Festland verbunden war - waren vom Eis bedeckt! Darunter die Eisbedeckung vor 11.000 Jahren: Skandinavien außer Südschweden, vor 9.000 Jahren: Mittelnorwegen, und -schweden; der Norden ist schon vom Golfstrom erwärmt

Rekonstruktion eines Bootes: Holzrahmen, Lederüberzug - und der Elchkopf!

Pieta aus einer Kirche in der West-Finnmark, entstanden um 1400 in Norddeutschland

Statue des Olav von Norwegen. Der Sohn eines wikingischen Kleinkönigs war auf Raubzügen unterwegs in der Ostsee, Holland und England, wo er eine Zeit lang im Dienst von König Ethelred stand und das Christentum kennenlernte. 1015 wurde er in Rouen in der Normandie getauft, 1016 wurde er zum ersten Oberkönig Norwegens. Er rief Missionare ins Land, ließ Kirchen bauen, heidnische Heiligtümer zerstören und Strafen einführen für alle Menschen, die die Taufe ablehnten. Er ist der Patron von Norwegen. In der Finnmark im Norden wurde das Christentum erst im 16. Jahrhundert heimisch

Bild des Thomas von Westen. Er wurde 1716 vom dänischen König zum Leiter der Lapplandmission ernannt und nach Trondheim an die Domschule gesandt, um dort Lehrer und Katecheten für die Samen auszubilden; er erzielte große Erfolge in der Mission unter den Samen

zurück zu religiösen Vorstellungen der Samen: so stellten sie ihr Paradies dar: ein Zelt, geschmückt mit Elchgeweihen, ein Rentier, ein Bärenjunges. Bescheiden!!

Alta vor 100 Jahren

als Videopräsentation im Museum - weil ich sie nicht im Original sehen kann: Polarlicht / Nordlicht / Aurora - eine bis heute nicht endgültig erklärbare Erscheinung am Himmel der Polarregion, in der Zeit der ewigen Nacht zwischen November und Januar. Eskimos, Indianer und Samen erklären es als Flügelschlag gefrorener Schwäne, als Widerschein von Heringsschwärmen oder als Herdfeuer der Götter.

... und dann noch etwas für Norwegen typisches: Auch das Museum hat, wie jedes größere Gebäude in Norwegen bis heute, seinen Tilfluktsrom, seinen Luftschutz-Raum. Norwegen hat die größten Militärausgaben in Skandinavien, die relativ größte Armee Europas, beteiligt sich an allen militärischen UN-Einsätzen; Kriegsdienstverweigerung war noch nie Thema - das änderte sich nicht mit Ende des kalten Krieges, zu lebendig ist noch die Erinnerung an die Erfahrungen mit den Deutschen ...

Abschied mit einem letzten Blick auf das zweite Feld der Felszeichnungen unten am Fjord

in Käfjord, wenige km weiter: Pferde ...

... ein Schaf ...

... und ein Blick auf den südlichsten Arm des Altafjords. Hier lag im 2. Weltkrieg das deutsche Schlachtschiff Tirpitz, um die Konvois abzufangen, die die Alliierten zur Unterstützung der Russen nach Murmansk schickten.

auf dem Friedhof: ein schöner alter Grabstein, aus Kupfer, denn im Ort gab es seit 1826, von Engländern betrieben, eine Kupfermine

Weil es vor Ort kaum Menschen gab, die Arbeit zu tun, wurden Gastarbeiter, Rallare, aus Nordfinnland und -schweden angeworben; zu den 11 Arbeitern aus dem Ort kamen 1840 über 1000 Menschen aus den Rallarfamilien; auch viele der Frauen arbeiteten in der Mine; viele verunglückten und starben. Ihnen wurde 2004 dieses Denkmal auf dem Kirchhof gesetzt.

Mit den vielen Rallerfamilien wurde eine Kirche nötig: 1837 wurde sie geweiht, mit 500 Plätzen eine der größten in Nordnorwegen; die Pläne stammen wohl vom Königshof in Oslo, englischer Einfluss zeige sich an den gotischen Fenstern ...

Talvik, letzter Ort am Altafjord: ein Fischkutter auf dem Trockenen

An der Spitze der Landzunge zwischen Altafjord und Langfjord: Ruinen deutscher Stellungen aus dem 2. Weltkrieg. Die Deutschen hofften auf die Wunderwaffe, aber sie vertrauten dem Beton ...

der Ausblick ist grandios!

Die Samenfamilie, die heute sich hier aufhält, kocht ihr Abendessen.

Ich fahre weiter, schaue über den Langfjord auf die Berge, der vordere ist der Kåven, der sich direkt aus dem Meer erhebt

dann wieder durchs Binnenland: Tundra und kahle Berge

... bis zum Jøkelfjord. Hinten (rechts) zeigt sich schon der Øksfjordjøkulen - Norwegens einziger Gletscher, der direkt ins Meer kalbt.

zum Thema passend hat jemand sein Haus in alpenländischem Stil gebaut

Dann bin ich fast da - näher geht's nur zu Fuß oder mit einem Boot, aber es ist schon 19 Uhr

Dafür gibts bei der Weiterfahrt dieses Panorama, über den Fjord hinweg auf die Bergkette Kvænangenstindan ...

... und von derselben Stelle aus: der Blick zurück nach Nordwesten ...

... und ebenfalls von derselben Stelle aus nach Norden.

Am Lyngenfjord der Blick auf die Lyngenalpen und den Jiekkevarrebrøen mit 1833 m Höhe, direkt aus dem Meer erhoben.

Wenig später, 21.30 Uhr, malt die untergehende Sonne das Abendrot an die Berge an der Südspitze des Fjords ...

... und die über den Ort Engnes

der Gletscher am Store Lennanstind

und ein letzer einsamer Ruderer in der Abendsonne bei Olderdalen.

geschrieben am 8. Januar 2013


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