Vom Limousin durchs Périgord zum Atlantik
Montag, 5. Mai bis Mittwoch, 14. Mai
Im abgelegenen Saint-Hilaire-Foissac bei Tulle war
Jakob Lombardie - den ich ja eben erst in der
Kathedrale in Tulle entdeckte - Pfarrer an der
Kirche, bis er in der Französischen Revolution
als Märtyrer starb. Im ebenso ländlichen und kleinen Chaumeil bei Limoges lebte
Baomir als Einsiedler; in dieser Kirche des Ortes
findet sich aber - auch in der informativen Info-Broschüre - kein Hinweis auf ihn.
Bei der Weiterfahrt durch die tiefe Provinz sehe ich dieses Plakat, das erklärt, warum in Frankreich - und praktisch allen
anderen Ländern - Mobilfunk wirklich flächendeckend funktioniert: weil die Gebietskörperschaften den Ausbau des Netzes mit
finanzieren - und nicht wie in Deutschland abkassieren: die Schröder-Regierung hat damals fast 100 Milliarden erlöst, die
Merkel-Regierung später nach meiner Erinnerung nochmals 50.
Dann komme ich zu dieser Kirche im einsam
gelegenen Dorf L'Église-aux-Bois, weil ich vermutete, dass sie der Ort der Einsiedelei von
Psalmodius von Limoges war; ein Irrtum,
wie ich nun weiß. Eine Infotafel an der Kirche klärt mich auf, dass hier im März 1944 zwei deutsche und ein französischer
Offizier der
Waffenstillstandskommission
, die die 1940 nach der Niederlage Frankreichs eingesetzt worden war, von
Widerstandskämpfern überfallen und die Deutschen getötet wurden, was dann beim Durchzug der SS-Division Brehmer
Vergeltungsmaßnahmen auslöste: das Niederbrennen eines Teils eines Dorfes und standrechtliche Hinrichtungen.
In dieser wieder prächtig österlich geschmückten
Stiftskirche in Eymoutiers bei Limoges gibt es
die Reliquien von
Psalmodius von Limoges. Auf der
Weiterfahrt entdecke ich dann einen Wegweiser nach
St Psalmet
und finde dort im
Wald bei Grigea, einem Ortsteil von Domps bei
Limoges, nach einem Fußmarsch die kleine Kapelle an der Stelle, an der er tatsächlich gelebt hat. Während der Zustand
der Straßen in der Provinz in Frankreich diskussionswürdig ist - Belag top, aber Streckenführung und Unterbau oft sehr mäßig,
was ein Gekurve und Geschuckel bedeutet, das Nerven und Rückenschmerzen kostet -, ist die Ausschilderung auch noch zum
kleinsten Weiler - und davon gibt es ja unzählige - wieder bestens.
Diese Kirche in Chamberet bei Limoges ist
Dulcidius von Agen geweiht und birgt seinen
prächtigen Reliquienschrein.
In Saint-Méard bei Limoges, wo diese Kirche steht,
wurde Florentius Dumontet de
Cardaillac geboren. Sehr zu loben: in der Diözese Limoges fand ich bislang alle Kirchen offen! Das gilt auch für die
Pfarrkirche in Saint-Germain-les-Belles bei Limoges,
an der Franziskus d'Oudinot de la
Boissière Diakon war.
In dieser ehemaligen Kartause Glandier nahe Beyssac
war Johannes Birelle Mönch.
Direkt neben der Kirche des ehemaligen Klosters in
der kleinen Stadt Saint-Yrieix-la-Perche bei Limoges, das
Aredius aus dem Limousin gegründet
hatte, steht dieser Bergfried der einstigen Burg.
Eine sehr ruhige Nacht kann ich an der Raststätte
Porte-de-Corrèze verbringen; damit war ich dann auch im Périgord angekommen.
Am Morgen des Dienstags komme ich zuerst nach Terrasson-Lavilledieu bei Périgueux zur
Kirche Saint-Sour des ehemaligen Klosters, das
Sorus gegründet hatte;
Franziskus Mayaudon wurde in der Stadt
geboren. Ein wunderschön erhaltenes und restauriertes kleines Mittelalter-Dorf ist Saint-Amand-de-Coly bei Aurillac; im
einstigen Kloster mit dieser Kirche lebte
Bernhard von Rodez, Sorus lebte an dieser
Stelle zuvor als Einsiedler.
Gut erhaltren ist das Schloss in Saint-Geniès bei
Périgueux, in dem Bertrand von Aquileia
geboren wurde. Was den Charme der französischen Dörfer auch ausmacht: Altes wird erhalten, so diese Werbung an einer gut
restaurierten Scheune mitten im Dorf.
Sarlat-la-Canéda bei Périgeux hat knapp 9000 Einwohner, Tendenz sinkend; aber als Paradebeispiel für gelungenen Denkmalschutz
ist der Ort ein beliebte Touristenziel. Und es gibt die
Kathedrale und daneben diesen Bischofspalast:
die Kathedrale war einst Klosterkirche, an der angeblich
Ambrosianus von Sarlat Bischof war;
Odo von Cluny reformierte das Kloster, es gab
die Gebeine von
Sacerdos von Limoges.
Neben der Kirche in Calviac-en-Périgord, an deren
einstigem Kloster Sacerdos von Limoges
Mönch wurde, wird gerade aufgebaut für die Feierlichkeiten zum Feiertag zum Kriegsende 8. Mai am Donnerstag - ich werde eine
solche Feier erleben. Im Weiler Étang de l'Ol,
einem Ortsteil von Daglan bei Périgueux mit diesem einzigen heute dort stehenden Haus, wurde Wilhelm Antonius Delfaut, ein
Gefährte von Jakob Julius Bonnaud, geboren.
Die Fahrt geht weiter dem Fluss der Dordogne entlang - eindrückliche Bilder und Touristen, die das hier in
La Roque-Gageac bei einer
Schifffahrt auf einer
Gabarre
, einem historischen Holz-Lastkahn, genießen.
Mein Ziel ist Castelnaud, ein Ortsteil von Castelnaud-la-Chapelle bei Périgueux, wo in der Kapelle dieser originalgetreu
restaurierten mittelalterlichen Burg oberhalb der
Dordogne angeblich Godinus verehrt wird.
Nur 2 Kilometer weiter: diese Burg in Beynac. Die
Herren von Castelnaud und von Beynac waren
trotz - oder wegen - ihrer Nachbarschaft verfeindet. Im Hundertjährigen Krieg standen die Herren von Castelnaud auf Seiten
der Engländer, die von Beynac auf französischer Seite. Man kann sich die Gemetzel vorstellen. Der neue Papst Leo XIV. sagte
bei seiner Vorstellung als erste Worte:
Friede sei mit euch allen, ein unbewaffneter Frieden, bescheiden, aber
durchgehend
- damals wie heute so aktuell und wichtig!
Wehrhaft: die Cyprian von Saint-Cyprien
geweihte Kirche in Saint-Cyprien im Département
Dordogne.
Auch mächtig: diese Kirche des ehemaligen Klosters
in Cadouin, dem heutigen Ortsteil von Le Buisson-de-Cadouin bei Périgeux. Es wurde berühmt, weil sein Mönch
Petrus 1117 das angebliche Leichentuch
Jesu Christi von einer
Wallfahrt mitbrachte; 1934 wurde das Tuch als tatsächlich
von einem Muslimen gefertigt entlarvt.
Diese Kirche Saint-Sernin in Villeneuve-sur-Lot bei
Agen steht auf dem Gelände der früheren römischen Siedlung Excisum; dort wurde das Kloster Exies gegründet, in dem
Aduinus von Excisum verehrt wurde. Bei der
Anfahrt hatte ich offenbar die Koordinaten falsch eingegeben und landete an einem einsamen Haus vor der Stadt. Sofort kam
dessen freundlicher Besitzer und fragte, was ich wolle.
Site archéologique
- dieses mein Französische versteht er nicht
und schlägt Englisch vor. Archeological Site
und Old Stones
versteht er auch nicht - aber Google hilft mir.
In Casseneuil-sur-Lot bei Agen, wo die Kirche
leider geschlossen ist, wurde Maria-Joseph
Cassant geboren. und in diesem Schloss in Lanquais
in der Dordogne wurde wohl Fronto von
Périgueux geboren.
Im netten Städtchen Bergerac genießen die Leute ihren Feierabend. Die Stadt war einst ein Zentrum der
Hugenotten,
Johannes Marteilhe wurde hier geboren.
In Mussidan ist dann die Pfarrkirche Saint-Georges
schon geschlossen. Magdalena Delbrêl wurde
hier geboren.
Das war mit 434 km wieder eine lange Tour, aber ich wollte die
Raststätte du Manoire erreichen - die aber keine
sehr angenehme Nacht zu bieten hatte: der Parkplatz war direkt am Autobahnzubringer mit viel Verkehr.
Der Mittwoch beginnt in Périgueux, wo Adalbald von
Ostrevant ermordet wurde. Auf dem Platz vor der
Kathedrale ist großer Markt mit viel Trubel. In
der Kathedrale wird Fronto von Périgueux
verehrt, sie ist ihm geweiht; Theobald von Dorat
studierte an der Schule des damaligen Klosters, nahe der Kathedrale wurde
Wilhelm-Joseph Chaminade geboren.
Aus der Stadt geht's wieder in die Provinz, zum Kloster
in Chancelade bei Périgueux, wo Alanus von
Solminihac Abt war und das seit 1998 wieder von
Augustiner-Chorherren belebt ist.
In diesem schön gepflegten Schloss Belet bei
Saint-Aquilin in der Dordogne wurde Alanus von
Solminihac geboren.
Wirklich sehenswert: die Lage des des ehemaligen Klosters
Saint-Pierre am Fluss Dronne in Brantôme bei Périgueux.
Antimus war dort Abt, es gibt angebliche
Reliquien von einem der
Unschuldigen Kinder.
… und weil's so schön ist, kommen viele, obwohl der Ort etwas abgelegen ist. Und sie besuchen dann auch gerne dieses
idyllische Restaurant. Noch viel weiter abgelegen und im Verfall begriffen ist das
Schloss de Laxion in Corgnac-sur-l'Isle bei
Périgueux, in dem Armand Ananus August Sikarius Chapt de Rastignac, ein Gefährte von
Petrus Jakob Maria Vitalis,
geboren wurde.
In diesem Schloss in der kleinen Stadt
Barbezieux-Saint-Hilaire bei Angoulême wurde in der Kapelle der Stadtpatron
Eumachius verehrt.
In der Kirche in Jonzac bei Saintes werden diese
alten Sarkophage gezeigt; auch Anthimos der
Grieche war hier bestattet worden. Dann geht es noch zur - leider (schon) geschlossenen
Pfarrkirche in Mirambeau bei Saintes;
Franziskus von Mirambeau wurde hier
geboren.
An der Raststätte Saint-Léger gibt es eine
wieder eher unruhige Nacht, da der Parkplatz direkt an der Autobahn liegt und zudem viel Verkehr herrscht, da morgen ja
(schon wieder) Feiertag ist.
Nur langsam erwacht am heutigen Donnerstag - dem Nationalfeiertag zum siegreichen Kriegsende über Nazi-Deutschland 1945 - das
Leben. Fast allein bin ich noch an dieser Pfarrkirche
in Saujon bei Saintes, die auf ein Kloster zurückgeht, in dem
Ämilianus Mönch war und das angeblich von
Martin von Lyon gegründet worden war. Auch im
kleinen Dorf Meursac bei Saintes - schon nahe am Meer - ist noch nicht viel los, aber die
Pfarrkirche offen. Karl Jeremias Bérauld du Pérou,
ein Gefährte von Jakob Julius Bonnaud, wurde
hier geboren.
Gut 200 km (einfache Strecke) wären es auf dem Landweg nach Soulac-sur-Mer, das nun direkt am Atlantik liegt, denn die Fahrt
müsste den langen Meerbusen umrunden, durch den der Fluss Gironde sich in den Atlantik ergießt. Aber es gibt glücklicherweise
eine Fähre von Royan nach
Le Verdon-sur-Mer und so darf die Kiste mal wieder
auf's Schiff - aber erst nach geduldigem Warten in langer Autoschlange; am heutigen Feiertag und weil das Wetter nun wirklich
schön geworden ist, bin ich nicht der Einzige. Nicht mehr weit ist es dann nach Soulac-sur-Mer, wo angeblich
Veronika gestorben ist. Deshalb war der Ort Ziel von
Wallfahrern auf ihrem Weg nach
Santiago de Compostela. Für sie wurde diese
Kirche Notre-Dame-de-la-fin-des-Terres gebaut - ein
Vorgeschmack sozusagen auf das ja auch (fast) am Ende der Erde liegende Santiago.
In der großen, aber fast schmucklosen Kirche ist nichts zu finden. Davor aber geht die Post ab: um 12 Uhr findet die Zeremonie
zum Feiertag statt. Es fühlt sich aber eher nach Pflichtübung an: neben der versammelten Feuerwehr hält sich die Zahl der
Besucher in Grenzen. Die Liturgie ist einfach: Trommelwirbel, Fanfarengebläse, Kranzniederlegung, Marseillaise der Blasmusik
(sie könnten noch etwas üben, ich habe sie kaum erkannt), Fanfarengebläse, Trommelwirbel - das war's. Keine Rede, nur die
Kommandos des Regisseurs, nach zehn Minuten ist alles vorbei. Wichtiger scheint das Mittagessen, zu dem sich nun alle in
Bewegung setzen.
Mich bringt die Fähre - nach fast zweistündigem Warten - zurück und dann geht's nach Saintes auf den dortigen
Campingplatz. Der ist riesig, gehört - wie so viele
in Frankreich - der Kommune und zeichnet sich aus durch mäßigen Pflegezustand: alles vorhanden, aber alles verbesserungsfähig -
der perfekte Gegensatz zu dem liebevoll gestalteten
Campingplatz in Laguenne bei Tulle, von dem ich kam
- als sollte bewiesen werden, dass öffentliche Verwaltung zu Schlendrian führt - was so nicht stimmt, wie viele andere
Campings Municipaux
beweisen.
Tracks
Porte-de-Corrèze
du Manoire
Saint-Léger
Saintes
geschrieben vom 9. bis 12. Mai 2025