Schon in den Ausläufern des Appenin-Gebirges liegt Agnano; an dessen heutiger
Pfarrkirche San Giacomo gab es ein Kloster, in dem
Hieronymus von Korsika Mönch war. Mächtig:
dieser Turm der Pfarrkirche in Cascina, einem
Stadtteil von Pisa; Maschius von Aquila
wurde hier geboren. Leider ist auch diese Kirche geschlossen wie inzwischen viele auch zu normalen Öffnungszeiten; der
Priestermangel führt auch hier dazu, dass es in Gemeinden ohne Pfarrer nach einiger Zeit eben niemanden mehr gibt, der den
Dienst zur Öffnung einer Kirche übernimmmt.
In Lucca , der Stadt der 100 Kirchen, komme ich zuerst zur riesigen
Kirche San Francesco, in deren Konvent
Franziskus vom heiligen Johannes
lebte, dann zum Oratorium der
Schutzengel, das Franziskus' Ordensbruder
Bonaventura Gasparinus gründete und von dort zu dieser
Piazza dell'Anfiteatro; die einstigen Tribünenränge
hat man mit Häusern überbaut, die Arena selbst wurde 1839 von Häusern befreit und ist heute die viel besuchte gute Stube
der Stadt.
An der Kirche Santa Maria della Rosa gründete
Johannes Leonardi seine Kongregation, der
sich dann Petrus von der Geburt der
seligen Jungfrau Maria Casani anschloss. Gegenüber entdecke ich das
Wohnhaus von
Gemma Galgani und zum Schluss sehe ich diese
hässliche Kirche Santa Annunziata dei Servi, in
deren Kloster Johannes von Frankfurt
Prior war.
Ich fahre zum Übernachen nicht an die nahe liegende, aber kleine Raststätte, sondern an die entferntere große
Raststätte Serravalle in der Hoffnung auf
ruhigeren Schlaf - aber Hoffnung kann trügen, die Nacht war sehr unruhig. Auf der Herrentoilette - sehr löblich -
habe ich dort eine Einrichtung gesehen, um Babies die Windeln zu wechseln, beschrieben mit Baby changing station -
das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, falls man mit seinem Nachwuchs nicht zufrieden ist.
Nicht nur deutsche Sprache ist schwere Sprache.
Dann geht es auf steiler schmaler Straße hoch in die Berge nach Uzzano bei Lucca. Am Ortseingang ist Schluss mit Fahren, über
noch steilere Treppen und Gassen - Anlieger dürfen sie befahren, aber wie soll das gehen? - geht es mühsam hoch zur - leider
wieder einmal verschlossenen - Kirche;
Nikolaus von Uzzano wurde hier geboren.
Idyllisch ist es aber auch …
… nur dass man im wilden Mittelalter die Orte immer hoch am Berg - und die Kirche an deren Spitze - gebaut hat,
müsste von mir aus nicht sein. Wieder in der Ebene komme ich
nach Sant’Allucio, einen Ortsteil von Uzzano, wo gegenüber der ehemaligen, von
Allucius von Campugliano gegründeten
Kirche eine Kapelle steht. Ein Buchhaltungsfehler
führt mich dann nach Castelfranco di Sotto bei
Pisa, wo Burkhard II. von St. Gallen
starb - aber da war ich schon einmal. In Pontorme, einem Ortsteil von Empoli bei Florenz, sehe ich den - ebenfalls
verschlossenen - Komplex der Kirchen;
Lukas Manzoli wurde hier geboren.
Am Abend geht es nach Lastra a Signa bei Florenz und damit in einen sehr viel Zeit kostenden, durch den Berufsverkehr
im Umkreis der Großstadt verursachten Verkehrsstau; mühsam ist dort dann auch die Anfahrt über Feldwege zu diesem heute
geschlossenen und unzugänglichen Kloster Santa Maria
delle Selve, das für Angelus
Augustinus Mazzinghi wichtig war. Und zum Abschluss der nächste Buchhaltungsfehler: Auch das ehemalige Kloster an
Santa Maria a Mantignano in einem Vorort von
Florenz habe ich schon gesehen.
Auch nicht erfreulich: eine unruhige Nacht an der
Raststätte Bisenzio.
Auf der Piazza San Firenze, wo
Thesaurus Beccaria enthauptet wurde, endet
der Gang durch die Stadt und beginnt der lange Rückweg zur Kiste. Dann geht es steil hoch nach Fiesole, Ziel ist das ehemalige
Kloster an der Kirche San Girolamo, an dessen
Stelle Karl von Romena als Einsiedler lebte. Dort war ich schon einmal
und hatte es nicht gefunden, dasselbe passiert mir nun wieder - immerhin weiß ich aber jetzt den Grund: es ist praktisch
unzugänglich. Die Schufterei der Kiste auf der engen und steilen Nebenstraße wird aber mit diesem Blick auf die Stadt Florenz
belohnt.
Weiter hinein in die Berge des Appenin fahre ich auf kurvigen Straßen durch herrliche Landschaft, zunächst zu diesem ehemaligen
Kloster San Pietro a Luco, das
Rodulphus Falcucci gegründet hatte.
Nach weiterer Fahrt durch die Berge erreiche ich in Poggiole, einem Ortsteil von Vernio, dieses kleine
Sanktuarium, das an der Stelle des Geburtshauses
von Antonius Pucci errichtet wurde.
Dann geht die Fahrt zum Campingplatz in
kleinen Bergdorf Monte di Fo' - dem einzigen schon geöffneten in der ganzen Gegend. Die Lage ist wunderschön, der Platz
ordentlich, allerdings ist es hier auf 800 Metern Höhe jedenfalls in der Nacht doch noch recht kühl. Und am Wochenende
rasen unablässig unzählige Motorradfahrer durchs Dorf, die sich den Spaß auf kurvenreichen Bergstraßen gönnen. Die Zahl der
Fahrrad- und Motorradfahrer hierzulande, die sich auf den engen Straßen anscheinend ungerührt der Gefährdung durch die Autos
aussetzen, erstaunt mich immer wieder!
In der Einsiedelei Malavalle nahe Castiglione
della Pescaia ließ sich Wilhelm von Malavalle
nieder, Albert schloss sich ihm als Schüler an. Etwas
entfernt, an der Romitorio genannten Stelle,
erschien Wilhelm Maria - beide Orte waren für mich unerreichbar. Und in dieser
Kirche San Giovanni Battista in Castiglione della
Pescaia liegen Wilhelms Gebeine; ihr Turm ist Teil der
Stadtmauer, die Kirche selbst leider als Baustelle geschlossen.
Nach der Rückkehr aus Ostdeutschland musste ich im November feststellen, dass die alte Kiste nunmehr solchen
Reparaturbedarf erreicht hat, dass sich ein Weiterbetrieb für mich nicht mehr lohnt. Also musste ein neueres Modell her.
Die seit 2012 gebauten Ford Transit Custom haben aber einen komplett veränderten Innenraum. So waren die Wintermonate
geprägt vom Umzug der alten Einrichtung in die neue Kiste und deren Anpassung, zudem einer Veränderung des Konzeptes, um
die Zweier-Beifahrersitzbank zu erhalten. Hinzu kamen Anpassungen, die aus der seitherigen Erfahrung geboren waren. Das
war aufwändiger als zunächst gedacht. Aber dann konnte es Anfang März losgehen - wie immer zunächst zur Tante nach
Aigle. Deren Gesundheitszustand verbietet inzwischen allzu lange
Besuche, so dass ich schon am nächsten Tag aufbrach, um über den
Großen St. Bernhard - Pass nach Italien zu kommen.
Kurz vor dem Tunnel wollte ich die in der Sonne leuchtenden Schneeberge fotografieren - und musste feststellen, dass ich mein
zweitwichtigstes Arbeitsgerät, den Fotoapparat, vergessen hatte - so ziemlich das allerdümmste, was passieren konnte. Es half
nichts - ich musste zurück nach Stuttgart.
Auch wenn der letzte Abend wirklich schön anzusehen war: am Sonntag verabschiede ich mich vom
Campingplatz Pahna und, weil es auf dem Weg liegt,
fahre ich nochmals zur Michaelskirche in Zeitz,
denn ich hatte die Gedenksäule für Oskar Brüsewitz
übersehen. Dann komme ich nach Weißenfels zum Schloss mit der integrierten
Schlosskirche, an der
Erdmann Neumeister als Hofprediger wirkte,
und ich finde auch die ehemalige Schuhfabrik Banner
des Friedens in Weißenfels, in der Brüsewitz arbeitete.
Auf dem angenehmen Stellplatz in Peenemünde blieb
ich dann noch einen Tag länger als zunächst beabsichtigt. Am Dienstag ging es dann zuerst nach Greifswald, wo an der
Universität - damals im vormaligen Kloster der
Dominikaner, heute die Poliklinik -
Johannes Bugenhagen studierte, und dann auf
die Insel Rügen, die mich norddeutsch mit solchen
Reetdach-Häusern empfängt. Am heutigen Feiertag sind trotz des nun deutlich herbstlichen Wetters und stürmischen Windes viele
Ausflügler unterwegs, aber die lange Anfahrt geht über sehr gut ausgebaute Straßen. Viele Straßen sind hier sehr gut ausgebaut,
meist auch von radwegen begleitet, der Aufbau Ost hat sich gelohnt! Und sie sind hier im ebenen Land oft kilometerlang
schnurgerade. Was mich aber stört: sehr oft sind sie als Alleen von dicken Bäumen direkt am Straßenrand gesäumt; ein
Reifenplatzer, Unfall mit kleiner Ablenkung oder Fahrfehler ist das ziemlich sichere Todesurteil. In Meck-Pomm und
Sachsen-Anhalt gibt es deshalb manchmal Leitplanken, Brandenburg verzichtet darauf.
Am Montag geht es nun nach Berlin. Mit der Kiste fahre ich zum
Pendlerparkplatz Erkner und von dort mit der S-Bahn
direkt zum Alexanderplatz, wo mich der Fernsehturm
begrüßt. Unweit ist die Ruine der Kirche des
ehemaligen Grauen Klosters in Berlin, 1945 durch allierte Bomben zerstört, heute Ort für Ausstellungen. Dieses war bis
zur Reformation ein Franziskanerkloster, dann ein Gymnasium, an dem
Michael Schirmer Konrektor war.
Nach Ende der Sommerferien kann ich wieder losfahren, Ostdeutschland ist mein Ziel.
Unterwegs besuche ich das Grab von
Albrecht Dürer in dem unter Denkmalschutz
stehenden Johannisfriedhof in Nürnberg und dann diesen
Soldatenfriedhof - heute: Ehrenfriedhof -
in Erlangen, wo Josef Mayr-Nusser bestattet war.
Am Donnerstag komme ich dann in die FORD-Werkstatt
von Rimini zur Reparatur der Seitenscheibe - und frage nocheinmal nach dem Radlager, weiterfahren sei ja gefährlich. Das
bejaht der Meister, er werde eine Probefahrt unternehmen - geht doch. Ja, da sei ein Geräusch, er will es auf der Hebebühne
überprüfen; Diagnose dann: nicht Radlager, sondern Antriebswelle - damit kann man fahren, bis sie endgültig defekt ist.
So komme ich am Abend noch nach San Marino - erst mit der Kiste hoch hinauf, dann zu Fuß noch höher; und obwohl das
Wetter mies ist, der Berg liegt im Nebel, ist dort der Massentourismus zugange, die Altstadt auch ganz darauf ausgerichtet -
Badetouristen mit Tagesausflug, mehr als die Hälfte offenbar Osteuropäer. 2 Millionen Touristen besuchen jährlich das
Land, ⅔ der Wirtschaft des Landes erbringt der Dienstleistungssektor, Industrie gibt es nicht, aber weitgehende Steuerfreiheit
- Diesel kostet rund 10 Cent weniger als in Italien, was ich natürlich nutzte. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2019 bei
61.575 $ pro Einwohner (Deutschland: 50.425 $, EU insgesamt 41.175 $), damit liegt das Land im weltweiten Ranking an 11. Stelle.
Ersters Ziel am Montag ist dieses Kloster in
Pietrarubbia, in dem Joseph von Copertino
zeitweise leben musste, und in dem gerade die Morgenmesse stattfindet.
Nun bin ich doch länger auf dem Campingplatz
Bellamare in Porto Recanati geblieben als zunächst gedacht; den Dienstag habe ich doch noch zum Planen gebrauchte
und dann war von Mittwoch bis Freitag il caldo africano, die afrikanische Hitze, mit Werten bis 38° angekündigt -
kein Wetter um in italienischen Städten Berg zu steigen.
Deshalb ging es erst am Samstag weiter, zunächst zu dieser
Stiftskirche Santo Stefano in Castelfidardo bei
Ancona; in ihr werden Reliquien von
Corona und
Victor bewahrt. Die Stadt bereitet sich an
diesem Vormittag offenbar auf ein Fest vor.
Im Reiseführer - Georg Henke und Julia Sander: umbrien und marken, 5. Aufl. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2010 -
lese ich, dass es nahe meines Campingplatzes
in Montefortino dieses aufgrund einer Marienerscheinungen
entstandene Sanktuarium gibt, das nun mein erstes
Ziel ist.