Welt bereisen Das Reiseblog des Ökumenischen Heiligenlexikons

Reiseberichte

Korsika

   J. Schäfer         

Montag, 8. April bis Dienstag, 23. April

Nach einem Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte und an dem ich zum ersten Mal auf dieser Reise den Pullover ausziehen konnte, ging es am Montag wieder hinab ins Tiefland, zuerst nach Prato zum ehemaligen Kloster San Leonardo. Bernhard von Ecche lebte hier, Jakobus von der Mark predigte. Heute ist das Anwesen ein Einkehrhaus, unterstützt von den Evangelischen Kirchen der Region Toskana, der Rumänisch-Orthodoxen Diözese Italien, der Fokolar-Bewegung Toskana, der Italienischen Buddhistischen Union, der Union Italienischer Jüdischer Gemeinden, der Union Islamischer Gemeinden Italiens und der Italienischen Hindu-Union; Ökumene geht auch über Relionsgrenzen hinweg, das könnte der Nahe Osten lernen.
Nächste Station ist Pistoia, zuerst diese ehemalige Kirche San Desiderio, in der Barontius von Montalbano bestattet wurde.

Vorbei an der Kirche Santissima Annunziata, in der die Gebeine von Bonaventura von Pistoia liegen und wo Cecilia Eusepi ausgebildet wurde, und dem Haus der ehemaligen Schwestern der Heimsuchung Mariens, in dem Katharina Columbini zeitweise lebte, komme ich zum Hospital del Ceppo, in dem Katharina Kranke pflegte, und dann zum ehemaligen Kloster San Merculiale - heute der Justizpalast -, das Mercurialis von Forlì geweiht war. Unweit steht dann diese Kathedrale, an der Atto von Pistoia Bischof war, in die er eine Reliquie von Jakobus „dem Älteren” brachte und die Zeno geweiht ist. Zudem entdecke ich hier Felix von Pistoia neu.

Auffällig: diese Kirche San Giovanni Fuorcivitas. Und zum Schluss dann die wie immer riesige Kirche San Domenico, in deren Kloster Andreas Franchi und Laurentius von Ripafratta lebten.

Zum Abschluss des sehr angenehmen Rundgangs in Pistoia, weil alles nahe beieinander liegt und eben ist, sehe ich noch dieses Denkmal für Garibaldi, den Befreier und Einiger Italiens, das man in jeder Stadt finden kann. Dann geht es zum Hafen nach Livorno, um die Fahrkarte für die Fähre nach Korsika zu kaufen; den Besuch dort hatte ich eigentlich schon vergangene Woche nach dem Aufenthalt auf dem Campingplatz in Calafuria bei Livorno geplant, aber in der Woche nach Ostern waren die Fähren ausgebucht oder mindestens sehr teuer. Aber auch jetzt ist die Nachfrage noch sehr groß. Zum Schlafen fahre ich an die große Raststätte Fine an der noch recht neuen und wenig befahrenen Autobahn Richtung Rom und verbringe dort eine sehr ruhige Nacht.

Allerdings auch eine kurze Nacht: Um 5.30 muss ich aufstehen, um 7 Uhr soll man an der Fähre sein. Die Überfahrt von Livorno aus dauert nur 4½ Stunden, von Frankreich aus wäre es doppelt so lang und natürlich teurer. Und diese Fährfahrten sind ja auch langweilig. So komme ich aber schon am Mittag in Bastia an - und werde dort bei der Abfahrt vom Schiff angehalten: alles wird kontrolliert, sogar die Schränke werden geöffnet und - wie ich das seither nur in der einstigen DDR erlebt habe - mit einem Spiegel wird rundherum unter die Kiste geblickt. Zoll, wo ich doch innerhalb der EU reise? In den folgenden Tagen lerne ich: polizeiliche Sicherheitskontrolle, in Frankriech ist die Angst vor Terrorismus virulent, an manchen öffentlichen Gebäuden warnen Plakate.
In der Stadt Bastia ist dann ein wahnsinniger Verkehr, Schritttempo wäre dopppelt so schnell. Als erstes sehe ich dort dieses ehemalige Jesuitenkolleg; Silvester Landinus wirkte auf Korsika als Missionar. Die Freiheit füf Stefanu wird hier gefordert für den am 26. März wegen militanter Aktionen als korsischer Separatist verhafteten Stéphane Ori; die Sicherheitskontrollen bei der Einreise haben ihren Grund wohl auch in dieser Autonomiebewegung. Korsika genießt zwar inzwischen ein höheres Maß an Unabhängigkeit als andere Regionen in Frankreich, etwa in der Schul-, Gesundheits- oder Verkehrspolitik, aber ein Teil der militanten Nationalisten auf der Insel will die volle Abspaltung vom Mutterland. Obwohl seit den letzten Wahlen nationalistische Parteien die korsische Politik dominieren, haben auch sie nicht zur Verbesserung der Infrastruktur oder zur Senkung der hohen Jugendarbeitslosigkeit beigetragen: Korsika ist die ärmste aller französischen Regionen. Zudem ist eine Mafia verbreitet, wodurch in Korsika drei Mal so viele Menschen ermordet werden als im Großraum Paris.

Eigentlich soll es nun zur Kathedrale von Bastia gehen, aber Verkehr und keinerlei Aussicht auf eine Parkmöglichkeut verhindern dies; so komme ich nach Biguglia, wo es am Friedhof noch Ruinen des einstigen Franziskanerklosters gibt, in dem Paulus von Biguglia lebte. Biguglia - das Bild zeigt dessen Pfarrkirche - war bis 1380 die Hauptstadt der Insel, dann verlegten die Genuesen, die 1284 die Macht über Korsika ergriffen hatten, die Metropole nach Bastia.

An dieser Kirche: das Plakat zur Reaktion bei Terroranschlägen.

Am heutigen Flughafen Bastia-Poretta erinnert ein Denkmal an Antoine de Saint-Exupéry, der hier zu seinem letzten - mysteriösen - Flug startete. Dann geht es zur ehemaligen Kathedrale - genannt Canonica - im heute in diesen Ruinen liegenden Mariana, dem - der Legende zufolge - Todesort von Devota. Unweit ist die unzugängliche, nur mit Teleobjektiv zu fortografierende Kirche San Parteu, geweiht dem angeblich ersten Bischof, einem Gefährten von Restituta von Afrika.

Zum Abschluss des Tages heißt es kräftig Bergsteigen, da ich meiner Kiste den Weg nicht zumuten möchte: zu diesem heute in Ruinen liegenden ehemaligen Konvent der Franziskaner in Venzolasca bei Corte auf Korsika, in dem Franziskus von Venzolasca lebte.
Die Nacht verbringe ich am Einkaufszentrum in Alistro. Da es auf Korsika keine Autobahn und also keine Raststätte, aber auch nicht - wie in Italien - Tankstellen mit Bar gibt, sind hier - wie auch sonst oft in Frankreih - Einkaufszentren die Übernachtungsorte meiner Wahl: man kann einkaufen und es gibt eine Toilette. Und obwohl direkt an der großen Hauptstraße: es wird eine ruhige Nacht, um 21 Uhr ist Schluss mit Verkehr: die Korsen sind ein Bauernvolk, da kehrt frühzeitig Ruhe ein.

Dass Alexander Sauli, der Bischof von Aléria, tatsächlich in Cervione residierte, entdeckte ich abends im Reiseführer (sehr, sehr gut: Markus X. Schmid: Korsika, 15. Aufl. Michael Müller Verlag, Erlangen 2024). Also geht es zuerst in diesem beeindruckend am Berg klebende Ort zur Kathedrale. Das zuvor an ihrer Stelle stehende Kloster der Franziskaner reformierte Theophilus von Corte

Und damit beginnen nun die Bergtouren: schmalste Straßen, unzählige Kurven, steile Auf- und Abfahrten, Kiste und Fahrer müssen schuften. Unterwegs sehe ich dieses seit 1987 verlassene Kloster Saint-François d'Alesani - natürlich der Franziskaner. Sie waren es, die auf Korsika am häufigsten gewirkt haben; Dominikaner liebten die großen Städte und die Zentren der Mächtigen, und die gab es auf Korsika nicht. Die Franziskaner aber gingen in die entlegendsten Dörflein und kümmerten sich um die Bauern, deshalb gibt es viele ihrer Konvente und diese in den abseitigsten Ecken der Insel. Und sie unterstützen oft die Rebellion der Bauern und Hirten gegen die herrschenden Besatzer, deshalb waren viele Klöster der Franziskaner immer wieder Zentren und Schlupfwinkel der Aufständischen.
Eine Kuriosität: 1736 kämpften die Korsen wieder einmal gegen die genuesischen Besatzer und blieben wieder einmal aussichtslos. Da landete im März ein sich auffällig kleidender Mann mit Soldaten im Gefolge auf der Insel, bezeichnete sich als Grande von Spanien, Lord von England, Pair von Frankreich und Fürst des Römischen Reiches; er sei in der Lage, den Freiheitskampf zum Erfolg zu führen. Es war der aus Köln stammene Offizierssohn und Abenteurer Theodor von Neuhoff, der daraufhin in diesem Kloster Saint-François d'Alesani von den korsischen Notablen vor 2000 Zuschauern zum König von Korsika ausgerufen wurde - dem allerdings nur repräsentative, keine legislativen Befugnisse erteilt wurden. Nachdem die Korsen ihn durchschaut hatten, verließ er im November die Insel wieder. Die kurze Episide eines korsischen Königreiches - das de facto nur im bergigen Landesinnern bestand -, war zuende.

Bei der Weiterfahrt: die Bergwelt Kosrsikas mit dem schneebedeckten Monte Cinto, dem mit 2706 Metern höchsten Berg der Insel, gerade einmal 23 km Luftlinie vom Meer entfernt.

Zunächst komme ich durch Moïta mit dieser Pfarrkirche; Karl Dominik Albini und zuvor Leonhard von Porto Maurizio wirkten hier als Volksmissionare.

Gegenüber der Kirche in Moïta, einem der größeren Dörfer der Gegend: Rathaus und Post, alles bescheiden - aber korsische Sprache, tatsächlich mehr als nur ein französischer - oder italienischer - Dialekt.

Nach 2¾ Stunden Fahrt für 48 Kilometer auf der nur einspurigen und sehr kurvigen Straße - Marathonläufer würden es zu Fuß schneller schaffen -, bin ich an dieser Kirche im Bergort Zuani angekommen, denn hier lebte, wie ich aus dem Reiseführer erfuhr, lange Zeit Theophilus von Corte. In der Kirche steht auch seine Statue - aber, wie ich jetzt weiß, Theophilus' Kloster Zuani steht im Nachbardorf Ampriani - nur knapp 3 km weiter. Die Mühe war also eigentlich vergeblich - aber das richtige Kloster ist Privatbesitz und unzugänglich.

Zuani hatte 1926 ganze 507 Einwohner - 2021 waren es noch 36. Dennoch starben viele Männer im 2. Weltkrieg, wie dieses Denkmal vor der Kirche beweist.

Gut 1½ Stunden brauche ich jetzt noch für die Fahrt ins 32 km entfernte Corte. Und inzwischen hat auch heftiger Regen eingesetzt, es ist alles mühsam. Diese heutige Pfarrkirche war die Kirche des früheren Franziskanerklosters in Corte, in das Theophilus von Corte eintrat. Unweit steht eine Kapelle, erbaut 1954 an der Stelle seines Geburtshauses.
Corte ist die heimliche Hauptstadt von Korsika, weil im Landesinnern gelegen und damit weniger von den in den Küstenorten residierenden Besatzern bedrängt. Nachdem die Separatisten 1751 die Stadt von den Genuesen erobern konnten, machten sie sie 1755 zur Hauptstadt ihres Staates - 1769 war es aber schon wieder zuende mit der Selbständigkeit, seitdem hat Frankreich die Macht. Aber den heutigen Separatisten gilt Corte als Hochburg, immerhin wurde dem Tribut gezollt und beherbergt die Stadt die einzige Universität der Insel.

Endlich bin ich nun wieder auf einigermaßen vernünftigen Straßen - wobei auch die ganz engen, ganz anders als in Italien - sehr guten Belag haben, allerdings - ganz anders als in Italien - fast nie Leitplanken zum tiefen Abgrund. Dabei geht es über diesen Pass - und, ich traue meinen Augen kaum: es fällt Schnee.

So komme ich nach Ghisoni bei Corte, wo diese ehemalige Pfarrkirche offen steht - und sich als heutiger Tanzsaal entpuppt. Daneben aber steht die Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters; Franziskus von Ghisoni wurde hier geboren.

Das gibt es - auch auf den breiteren Straßen - immer wieder: Kuhherden, Schweinefamilien mit derzeit herzigen kleinen Ferkeln, seltener Ziegen.

Gegenüber der einstigen Kathedrale im historischen Teil der Küstenstadt Aléria, deren Bischof Alexander Sauli war, steht dieses Kastell, in dem damals der hochstapelnde spätere König von Korsika empfangen wurde.
Ich übernachte am Einkaufszentrum im nahen Prunelli-di-Fiumorbo - und kann zwei Stunden lang nicht einschlafen: ich habe schmerzhaften Muskelkater im rechten Arm, das ist mir in über 50 Jahren Autofahren - und selbst in den Zeiten ohne Servolenkung - noch nie passiert!

Am Donnerstagmorgen fahre ich ins nahe Ornaso, denn dort soll in der - heute in Ruinen liegenden - Kirche Johannes Parenti als Incognitus verehrt worden sein. Aber ich finde nicht die Ruine einer Kirche, sondern eines Hauses. Auf der Karte sehe ich, dass es im eigentlichen Ort hoch in den Bergen eine Kirche gibt, also fahre ich 1 Stunde lang die 16 km auf enger Straße dorthin. Aber diese Kirche wurde erst 1818 gebaut, ist es also auch nicht. Inwischen weiß ich nach aufwändigster Recherche: richtig ist nicht Ornaso, sondern die Kirche des Klosters Ornano in Santa-Maria-Siché bei Ajaccio, also auf der anderen Seite Korsikas. Also geht es wieder zurück und dann ganz in den Süden der Insel, nach Bonifacio zur Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters neben der Zitadelle; Wilhelm von Bonifacio wurde hier geboren. Und von hier oben geht dieser traumhafte Blick über die Felsen …

… auch in die andere Richtung; kein Wunder, dass hier der Tourismus schon lebhaft ist.

Unterhalb der Stadt in einem Fjörd: der Hafen …

… und von dort nach oben: die ob vieler Kämpfe stark befestigte Altstadt.

Wieder im Landesinnern und in den Bergen: der ehemalige Konvent der Franziskaner in Sainte-Lucie-de-Tallano, in dem Wilhelm von Bonifacio lebte. Ans als historisches Monument geschützte Klostergebäude wurde das moderne Energiehaus angebaut, ohne dass der Denkmalschutz eingeschritten wäre, empört sich Marcus X. Schmid im Reiseführer zurecht.

Am Abend komme ich nach Ajaccio und in der Inselhauptstadt tobt der Feierabendverkehr. Mit Glück finde ich einen - natürlich illegalen - Parkplatz, um in die Altstadt zur Kirche Petit Saint Roch zu gehen, in deren einstigem Kloster Stephan von Renno lebte. In einem neueren Stadtteil steht die Kirche Sacré Cœur, die Kirche des Priesterseminars, an dem Karl Dominik Albini lehrte. Reliquien von Devota gibt es in der Kirche Saint Erasme.
Gerade noch rechtzeitig erreiche ich den etwas außerhalb der Stadt gelegenen, ruhigen Campingplatz Las Mimosas, an dem ich dann auch noch den Freitag verbringe mit Ausspannen und weiteren Recherchen.
Am Samstag geht es der Westküste entlang nach Sagone zu dieser ehemaligen Kathedrale, die Appianus geweiht ist an der Wilhelm von Speloncato Bischof war.

Nächstes Ziel ist der Bergort Vico; im Kloster Saint-François mit dieser barocken Kirche wirkte Karl Dominik Albini. Seine Gebeine ruhen heute in der Pfarrkirche des Ortes, die dereinst Kathedrale war.

Auf der Weiterfahrt nach Norden: großartige Bergwelt …

… und ebensolche Ausblicke, hier auf den Golf des Küstenortes Porto.

Trutzig: die Zitadelle mit der Altstadt von Calvi.

Dort auch das Denkmal für Christoph Kolumbus, denn der sei hier geboren und nicht wie allgemein behauptet in Genua; diese Behauptung beruhe darauf, dass Calvi damals genuesisch war. Wie auch immer: dem korsischen Selbstbewusstsein tut diese Möglichkeit jedenfalls gut.

Ebenso trutzig: die ehemalige Kathedrale.

Leider verschlossen ist das Oratorium Saint-Antoine, großarig aber der Blick über die Bucht auf die Berge mit dem Monte Cinto, jetzt von Westen aus.

Im damaligen Friedhof an der nun ihre geweihten Kapelle in Calenzana bei Calvi wurde Restituta von Afrika bestattet; daneben - es Samstag nachmittag, also Freizeit, wird französisch entspannt mit Boule-Spielen.

Die Weiterfahrt geht nun wieder durch die Berge; wieder einmal spektakulär liegt Speloncato, wo Wilhelm von Speloncato geboren wurde.

Nächstes Ziel ist das ehemalige Kloster San Francisco de la Pieve d'Aregno in Corbara; Ambrosius von Corbara wurde hier geboren.
Das naheliegendste Einkaufszentrum ist das in L'Île-Rousse, wieder einem Touristenort an der Küste, der seinen Namen hat, weil der vorgelagerte Felssporn bei Sonnenuntergang rot leuchtet. Mein Foto will das nicht so recht wiedergeben .

Am Sonntag geht es weiter nach Norden, in den Küstenort St-Florent, wo am Wasser viele Ausflügler das schöne Wetter genießen und Verkehrschaos anrichten, weiter im Landesinnern ich aber die ehemalige Kathedrale - geschmückt mit diesem Tympanon - besuche, weil Florentius dort Bischof war.

Noch weiter im Norden, jetzt wieder auf schmaler, oft aus dem Fels gehauener Straße, komme ich nach Nonza auf dem Kap Corse und sehe dort zuerst diesen im Reiseführer von Marcus X. Schmid beschriebenen Skandalstrand: In Nonza gab es ab 1928 in einem Bergwerk den Abbau von Asbest, bis zu 400 Arbeiter kamen dort in Lohn und Brot; die Abraumabfälle wurden einfach an den Strand unterhalb des Ortes geschüttet. 1965 wurde das Bergwerk geschlossen, in Ländern der 3. Welt war der Abbau nun billiger. Nachdem man die Krebserzeugung von Asbest festgestellt hat und auch viele Arbeiter am Karzinom gestorben waren, wurde das Baden an diesem Strand verboten - offiziell wegen der starken Brandung! Am heutigen Sonntag sehe ich dennoch einige Badende.

Nonza war der Legende zufolge der Ort des Martyriums von Julia von Korsika, die deshalb in dieser ihr geweihten Kirche verehrt wird.

Unterhalb, am Fels, steht diese Kapelle am angeblichen Ort ihres Martyriums.

Und immer wieder, so auch in Nonza, erstaunlich: wie die Häuser über dem Abgrund erbaut wurden.

Nun geht es zurück nach Bastia, es gilt die Fähre zurück nach Livorno zu buchen, und dann muss ich dort ja diese am Anfang ausgelassene Kathedrale in der Zitadelle noch besuchen. Die Reliquien von Germana Cousin finde ich aber nicht.
Die nächste Fähre legt erst Morgen um 14 Uhr ab, nun gilt es also 22 Stunden zu warten - bekanntlich meine Lieblingsbeschäftigung . Ein bei park4night empfohlener Parkplatz, vor dem aber User warnen, stellt sich tatsächlich als absolut nicht vertrauenswürdig heraus. Also versuche ich es im Hafen - aber das ist natürlich nicht erlaubt; um 23 Uhr entdeckt mich der Nachtwächer und weist mich aus. Daneben gibt es einen freien Parkplatz - laut und höchst ungemütlich, aber schlussendlich bringe ich die Wartezeit hinter mich.

Damit ist die Rundreise auf Korsika zuende, auch die tollen Ausblicke wie hier auf der Rückfahrt nach Bastia der auf den Golf von St-Florent. Korsika ist herausfordernd, wild, ursprünglich, spannend. Ohne kulturelle Highlights, also auch mit nur wenigen Heiligen - die Leute waren schon immer arm, viel geben die Berge nicht her, und wo kein Geld lockt, bleiben auch die weltlichen wie die kirchlichen Herren ebenso wie die großen Geister des Kulturlebens abseits. Dennoch - oder deshalb - habe ich mich in die Insel verliebt. Ursprünglich gab es für mich dort 19 Ziele, das sind normalerweise bei den nicht großen Entfernungen zwei Tage. Daraus wurden - einschließlich der Fährfahrten - acht, weil die Straßen oft nur Schleichfahrten hergeben und weil ich Dank Marcus X. Schmid fünf weitere Ziele entdeckt habe. Bei Abfahrt der Fähre am Montag und dem Blick zurück auf die Berge überfällt mich Wehmut.
Zum Trost gönne ich mir am schon bewährten Schlafplatz an der Raststätte Fine ein Abendessen.

Auf dem Festland habe ich nun am Dienstag noch zwei Ziele, zunächst geht es in die Berge nach San Marcello Pistoiese; unterwegs sehe ich in Campo Tizzoro diesen Bunker, der als Denkmal erhalten ist. Hier verlief die Gotenlinie, an der sich die Nazis verschanzen wollten, nachdem 1944 die Allierten aus dem Süden Italiens voranrückten; schon auf dem Campingplatz in kleinen Bergdorf Monte di Fo' war mir diese Gotenlinie begegnet, die von den Allierten aber schnell überwunden war.

In San Marcello Pistoiese werden in dieser im engen Ortskern eingezwängten Propsteikirche die Reliquien von Coelestina verehrt. Noch höher in den Bergen liegt 1525 Meter hoch San Pellegrino in Alpe, ein Ortsteil von Frassinoro, der höchste dauerhaft bewohnte Ort im Appeningebirge. Dort wird im Sanktuarium Pellegrinus in den Alpen und sein Gefährte verehrt.

Ausgesucht zum Arbeiten hatte ich mir den Campingplatz in Tellaro. Der ist herrlich gelegen - dies ist der Blick von meinem Stellplatz auf die Bucht von La Spezia -, aber so steil am Berg, dass die versprochene Internetverbindung nicht funktioniert und auch der Gang zur Toilette zur Bergwanderung wird. Kein Platz, um vernünfig arbeiten zu können. In der Ebene gibt es in Marina di Massa viele Plätze - alle schlecht bewertet, außer dem Campingplatz Taimi, der aber erst Donnerstag öffnet. Dorthin wechsle ich dann und bin der erste Gast. Und nun: bestes WLAN, alles in Ordnung, preiswert dazu, hier verbringe ich nun weitere fünf Tage mit Schreiben, dann noch mit Planung für Südfrankreich und mit Hausarbeit - auch das muss sein. Das Wetter ist mäßig: am Freitag herrscht zwar strahlender Sonnenschein, aber es ist immer noch kalt und auf den nahen, gerade mal knapp 1000 Meter hohen Bergen hält sich der in der Nacht gefallene Schnee; auch die weiteren Tage bleiben kühl und des öfteren nass.

Tracks
Fine
Alistro
Prunelli-di-Fiumorbo
Ajaccio
L'Île-Rousse
Bastia
Fine gibt's nicht
Tellaro
Marina di Massa

geschrieben vom 17. bis 21. April 2024

In der Toskana

   J. Schäfer         

Freitag, 22. März bis Ostermontag, 1. April

In der Einsiedelei Malavalle nahe Castiglione della Pescaia ließ sich Wilhelm von Malavalle nieder, Albert schloss sich ihm als Schüler an. Etwas entfernt, an der Romitorio genannten Stelle, erschien Wilhelm Maria - beide Orte waren für mich unerreichbar. Und in dieser Kirche San Giovanni Battista in Castiglione della Pescaia liegen Wilhelms Gebeine; ihr Turm ist Teil der Stadtmauer, die Kirche selbst leider als Baustelle geschlossen.

In den Abruzzen und in Latium

   J. Schäfer         

Montag, 11. März bis Donnerstag, 21. März

Nach der Rückkehr aus Ostdeutschland musste ich im November feststellen, dass die alte Kiste nunmehr solchen Reparaturbedarf erreicht hat, dass sich ein Weiterbetrieb für mich nicht mehr lohnt. Also musste ein neueres Modell her. Die seit 2012 gebauten Ford Transit Custom haben aber einen komplett veränderten Innenraum. So waren die Wintermonate geprägt vom Umzug der alten Einrichtung in die neue Kiste und deren Anpassung, zudem einer Veränderung des Konzeptes, um die Zweier-Beifahrersitzbank zu erhalten. Hinzu kamen Anpassungen, die aus der seitherigen Erfahrung geboren waren. Das war aufwändiger als zunächst gedacht. Aber dann konnte es Anfang März losgehen - wie immer zunächst zur Tante nach Aigle. Deren Gesundheitszustand verbietet inzwischen allzu lange Besuche, so dass ich schon am nächsten Tag aufbrach, um über den Großen St. Bernhard - Pass nach Italien zu kommen. Kurz vor dem Tunnel wollte ich die in der Sonne leuchtenden Schneeberge fotografieren - und musste feststellen, dass ich mein zweitwichtigstes Arbeitsgerät, den Fotoapparat, vergessen hatte - so ziemlich das allerdümmste, was passieren konnte. Es half nichts - ich musste zurück nach Stuttgart.

Im Süden von Thüringen

   J. Schäfer         

Sonntag, 22. Oktober bis Sonntag, 29. Oktober

Auch wenn der letzte Abend wirklich schön anzusehen war: am Sonntag verabschiede ich mich vom Campingplatz Pahna und, weil es auf dem Weg liegt, fahre ich nochmals zur Michaelskirche in Zeitz, denn ich hatte die Gedenksäule für Oskar Brüsewitz übersehen. Dann komme ich nach Weißenfels zum Schloss mit der integrierten Schlosskirche, an der Erdmann Neumeister als Hofprediger wirkte, und ich finde auch die ehemalige Schuhfabrik Banner des Friedens in Weißenfels, in der Brüsewitz arbeitete.

Leipzig und Halle

   J. Schäfer         

Samstag, 15. Oktober bis Samstag, 21. Oktober

Am Samstag ist die erste Station das Schloss Lochau im heutigen Annaburg bei Torgau, in dem Friedrich der Weise starb. Dann folgt das Schloss Hartenfels in Torgau mit diesem prächtigen Eingangstor, in dem Friedrich der Weise und Johann Friedrich von Sachsen geboren wurden. Georg Burkhardt (Spalatin) hat dort letzteren erzogen: Johann Friedrich wurde ein Anhänger der Reformation und ließ in seinem Schloss die erste protestantische Kirche erbauen, die Martin Luther 1544 weihte. Johann Walter war hier Hofkapellmeister.

Wittenberg

   J. Schäfer         

Montag, 9. Oktober bis Freitag, 13. Oktober

Schon am Montag breche ich auf aus dem von jeglicher Kommunikation abgeschnittenen Campingplatz Olympiasee und fahre ins nahe Wittenberg, zuerst zum ehemaligen Augustinerkloster, in dem Johann von Staupitz der Vorgesetzte des Mönches Martin Luther war, den Melchior Hofmann dort besuchte und in dem Philipp Melanchthon seine letzte Vorlesung hielt. Viel später war hier das Predigerseminar, das Oskar Brüsewitz besuchte.

Von der Ostsee nach Magdeburg

   J. Schäfer         

Montag, 2. Oktober bis Sonntag, 8. Oktober

Auf dem angenehmen Stellplatz in Peenemünde blieb ich dann noch einen Tag länger als zunächst beabsichtigt. Am Dienstag ging es dann zuerst nach Greifswald, wo an der Universität - damals im vormaligen Kloster der Dominikaner, heute die Poliklinik - Johannes Bugenhagen studierte, und dann auf die Insel Rügen, die mich norddeutsch mit solchen Reetdach-Häusern empfängt. Am heutigen Feiertag sind trotz des nun deutlich herbstlichen Wetters und stürmischen Windes viele Ausflügler unterwegs, aber die lange Anfahrt geht über sehr gut ausgebaute Straßen. Viele Straßen sind hier sehr gut ausgebaut, meist auch von radwegen begleitet, der Aufbau Ost hat sich gelohnt! Und sie sind hier im ebenen Land oft kilometerlang schnurgerade. Was mich aber stört: sehr oft sind sie als Alleen von dicken Bäumen direkt am Straßenrand gesäumt; ein Reifenplatzer, Unfall mit kleiner Ablenkung oder Fahrfehler ist das ziemlich sichere Todesurteil. In Meck-Pomm und Sachsen-Anhalt gibt es deshalb manchmal Leitplanken, Brandenburg verzichtet darauf.

Berlin bis Usedom

   J. Schäfer         

Montag, 25. September bis Sonntag, 1. Oktober

Am Montag geht es nun nach Berlin. Mit der Kiste fahre ich zum Pendlerparkplatz Erkner und von dort mit der S-Bahn direkt zum Alexanderplatz, wo mich der Fernsehturm begrüßt. Unweit ist die Ruine der Kirche des ehemaligen Grauen Klosters in Berlin, 1945 durch allierte Bomben zerstört, heute Ort für Ausstellungen. Dieses war bis zur Reformation ein Franziskanerkloster, dann ein Gymnasium, an dem Michael Schirmer Konrektor war.

Auf nach Berlin!

   J. Schäfer         

Montag, 18. September bis Sonntag, 24. September

Nach den drei Tagen Arbeit auf dem schönen Campingplatz in Königstein geht es nun weiter, zuerst nach Leutersdorf in der Oberlausitz, wo der Märtyrer Alois Scholze Pfarrer war und dann zur Kirche nach Großhennersdorf, wo Heinrich Melchior Mühlenberg als Pfarrer diente. Im selben Ort ist die Ruine des Wasserschlosses, in dem Nikolaus Graf von Zinzendorf als Kind lebte. Davor: diese Skulpturen eines örtlichen Künstlers.

Sachsen

   J. Schäfer         

Montag, 11. September bis Sonntag, 17. September

Nach Ende der Sommerferien kann ich wieder losfahren, Ostdeutschland ist mein Ziel.
Unterwegs besuche ich das Grab von Albrecht Dürer in dem unter Denkmalschutz stehenden Johannisfriedhof in Nürnberg und dann diesen Soldatenfriedhof - heute: Ehrenfriedhof - in Erlangen, wo Josef Mayr-Nusser bestattet war.

Nach Norden

   J. Schäfer         

Donnerstag, 6. Juli bis Mittwoch, 12. Juli

Am Donnerstag komme ich dann in die FORD-Werkstatt von Rimini zur Reparatur der Seitenscheibe - und frage nocheinmal nach dem Radlager, weiterfahren sei ja gefährlich. Das bejaht der Meister, er werde eine Probefahrt unternehmen - geht doch. Ja, da sei ein Geräusch, er will es auf der Hebebühne überprüfen; Diagnose dann: nicht Radlager, sondern Antriebswelle - damit kann man fahren, bis sie endgültig defekt ist.
So komme ich am Abend noch nach San Marino - erst mit der Kiste hoch hinauf, dann zu Fuß noch höher; und obwohl das Wetter mies ist, der Berg liegt im Nebel, ist dort der Massentourismus zugange, die Altstadt auch ganz darauf ausgerichtet - Badetouristen mit Tagesausflug, mehr als die Hälfte offenbar Osteuropäer. 2 Millionen Touristen besuchen jährlich das Land, ⅔ der Wirtschaft des Landes erbringt der Dienstleistungssektor, Industrie gibt es nicht, aber weitgehende Steuerfreiheit - Diesel kostet rund 10 Cent weniger als in Italien, was ich natürlich nutzte. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2019 bei 61.575 $ pro Einwohner (Deutschland: 50.425 $, EU insgesamt 41.175 $), damit liegt das Land im weltweiten Ranking an 11. Stelle.

Im Norden der Marken

   J. Schäfer         

Samstag, 24. Juni bis Sonntag, 2. Juli

Nun bin ich doch länger auf dem Campingplatz Bellamare in Porto Recanati geblieben als zunächst gedacht; den Dienstag habe ich doch noch zum Planen gebrauchte und dann war von Mittwoch bis Freitag il caldo africano, die afrikanische Hitze, mit Werten bis 38° angekündigt - kein Wetter um in italienischen Städten Berg zu steigen.
Deshalb ging es erst am Samstag weiter, zunächst zu dieser Stiftskirche Santo Stefano in Castelfidardo bei Ancona; in ihr werden Reliquien von Corona und Victor bewahrt. Die Stadt bereitet sich an diesem Vormittag offenbar auf ein Fest vor.