Holland
Dienstag, 7. Oktober bis Montag, 13. Oktober
Nun geht es also doch Richtung Küste, zuerst nach Middelburg an die - unglaublich: geöffenete ! -
Nieuwe Kerk
, der Kirche der
ehemaligen Prämonstratenserabtei, in die damals
Adrian Jansen,
Jakob Lacoupe eintraten.
Direkt an der Nordsee liegt dann Vlissingen. Im Fort
Flushing - das war der englische Name für Vlissingen - wurde der
Jesuit
Henry Walpole gefangen gehalten. Unweit steht
dieser
Gefangenenturm
, ursprünglich ein
Stadttor, ab 1610 Gefängnis, heute eine Gaststätte.
An dieser - heute ebefalls protestantischen - Kirche in
Aagtekerke war Adrian Jansen Pfarrer.
Ein gutes Stück nach Norden bringt mich in die Provinz Zuid-Holland. Der für die Niederlande insgesamt oft gebrauchte Begriff
Holland
ist nicht richtig, Holland
sind nur die beiden Provinzen Zuid und Noord, also zwei der zwölf Provinzen der
Niederlande, in denen aber die wichtigsten Städte
Amsterdam,
Den Haag und
Rotterdam liegen. Nahe
Dordrecht - in der Stadt kommt, wie nun an fast
allen Orten, Venedig-Feeling auf - war
Bessela Äbtissin im heute abgegangenen Kloster Werten.
Nach der Augustinerkirche, wo
Heinrich Zütphen Prior war, sehe ich in
Dordrecht auch dieses Denkmal für Johan de Witt, den bedeutendsten Politiker der Republik der Republik der
Vereinigten
Niederlande
nach deren Gründung 1588 und für seinen Bruder Cornelis (rechts), einer der ebenfalls damals führenden
Persönlichkeiten; Johan war zudem ein begabter Mathematiker und gilt als einer der Begründer der Versicherungsmathematik.
Die Liebfrauenkirche - auch
Große Kirche
genannt -, geht der Legende zufolge auf
Sura von Dordrecht zurück, die auch
Stadtpatronin ist, und in der die maßgeblich Lehrregel des
Calvinismus beschlossen wurde, Und ich empinde weiteres
Venedig-Feeling. Dann komme ich nach Schiedam zu
der Lidwina geweihten
Kirche, die auch ihre
Reliquien bewahrt.
In Heenvliet bei Den Haag war Angelus Merula
Pfarrer an der dortigen Kirche; wegen seiner
reformatorischen Gesinnung wurde er in der - heute in Ruinen liegenden
Burg des Ortes eingesperrt. Letzte Station für heute
ist Briel - das heutige Brielle - woch diesen
Großer
Markt
genannten kleinen Platz im Zentrum sehe.
Am Rande der Stadt Brielle steht an der Stelle, an der die Märtyrer hingerichtet wurden, diese 1932 geweihte
Märtyrerkirche. Dort also starben
Adrian Jansen und
Jakob Lacoupe und
Johannes von Köln,
Johannes von Oisterwijk,
Nikolaus Pik von Gorkum und
Theodor van der Eem.
Klein, aber recht ruhig: mein Übernachtungsplatz, die
Raststätte Numansdorp.
Inmitten der Stadt Delft, in der
Adam Sasboldus geboren wurde, fotografiere ich
endlich eine der vielen das ganze Land prägenden Windmühlen. Die dienten übrigens nur manchmal dem Mahlen von Korn, meist aber
dem Schöpfen von Wasser in die das Land durchziehende Kanäle. Zuerst besuche ich den ehemaligen
Beginenhof, wo
Gertrud van Oosten lebte, dann den
Prinsenhof, wo
Wilhelm I. von Oranien starb., schließlich
das Denkmal für Gertrud van Oosten.
In Rijswijk - heute ein Stadtteil von Den Haag - steht das
Denkmal für den Frieden vin Rijswijk, bei dem sich
Claude Brousson - erfolglos - für eine Duldung
der reformierten Kirche in Frankreich einsetze. Ganz in der Nähe sehe ich dieses Schild, von dem ich lerne, wie die
Fahrt hindernden Bodenwellen auf Niederländisch heißen. Meine Bewunderung für die Straßen hier ist nahezu grenzenlos: alle
bestens in Ordnung - auf meinen bislang rund 2000 km habe ich noch kein einziges Schlagloch gesehen, die Straßen sind glatt
wie ein Kinderpopo und großzügigst ausgebaut, um Rotterdam
z. B. mit bis zu zwölf Spuren - da staunt der schwäbische Provinzler, bei dem die vielbefahrene A8 an Steigungen noch immer
vierspurig ist - und ist beim Fahren herausgefordert. Selbst viele Landstraßen sind hier vierspurig. Aber in bewohnten
Gebieten sind überall 30-er-Zonen und weinrot gefärbte Pflaster, um optisch und akustisch die Autofahrer auf Fußgänger und
Fahrräder hinzuweisen, dazu gibt es viele künstliche Engstellen und eben
Drempels
.
Über Monster, wo Adrian Jansen und
Jakob Lacoupe an der
Kirche wirkten, und
Den Haag, wo
Angelus Merula sich der Gerichtsvernadlung
stellen musste, Claude Brousson sich aufhielt,
Franz van der Lugt geboren wurde und die
1. Haager Friedenskonferenz - erwähnt im Artikel
Weltfriedenstag - stattfand, komme ich nach
Scheveningen zu diesem Tor des Gefängnisses, in
dem Titus Brandsma zunächst eingesperrt war.
In Leiden wurde
Petrus Blommeveen geboren. An der damaligen
Akademie - heute die Universität -
wurden Angelus Silesius und
Niels Stensen ausgebildet. Aus ihr wuchs die
von Wilhelm I. von Oranien gegründete
Universität. Dort auch: wieder einmal Venedig -
wenn die vielen Fahrräder nicht wären. Vorbei an ihnen komme ich zur Stelle des - um 1910 abgerissenen - ehamligen
Geburtshauses von
Rembrandt Harmensz van Rijn, wo
heute ein Denkmal steht.
In Noordwijk bei Den Haag steht diese Jeron (Hieron)
geweihte Kirche. Dann reicht die Zeit und das
Tageslicht noch, dass ich die mit der Kiste zu besuchenden Ziele im Außenbereich von Amsterdam aufsuche, zuerst den Ort einer
angeblichen Marienerscheinung in einem
Wohnhaus - heute mit Kapelle …
… und dann diese ehemalige Kirche Sint-Lucas
- heute ein Buddhistisches Zentrum
für Freundschaft und Frieden
- in der
Franz van der Lugt zum Priester geweiht wurde.
Auf der Anfahrt: Stau trotz vielspuriger Autobahn und diese Skyline …
… und direkt neben der ehemaligen Kirche Sint-Lucas
diese ländliche Idylle.
Zum Übernachten habe ich mir die große Raststätte
Den Ruygen ausgesucht - und nicht bedacht, dass sie genau unter der Linie der vom nahen Großflugplatz Schiphol startenden
Maschinen liegt. Alle 20 Sekunden geht hier das Getöse los - ab 22 Uhr deutlich weniger, aber ein Nachtflugverbot gibt es
offenbar nicht.
Am Donnerstag geht es in die Innenstadt von Amsterdam; die Frage ist: wo Parken? Von der
Raststätte Den Ruygen aus könnte ich mit Bus und
Bahn hinkommen - aber die App für den Fahrkartenkauf will meine Kreditkarte nicht. In der Nähe einer U-Bahn-Station finde ich
einen Platz an einer waldbedeckten Stelle, den offenbar schon viele benutzt habe, aber dann kommt ein sehr freundlicher
Polizist vorbei und meint, hier sei Parken verboten und es sei auch eine schlechte Idee, denn die Polizeistation sei um die Ecke.
Im nahen Parkhaus funktioniert meine Bankkarte nicht (was ist hier los?), also fahre ich weiter und finde einen - legalen und
kostenfreien (!) - Parkplatz im Wohngebiet, direkt an der U-Bahn Haltestelle, von der aus ich dann schnell in der Innenstadt bin.
Dort komme ich zuerst zum
Rembrandthaus
, in dem
der berühmte Maler Rembrandt Harmensz
van Rijn ab 1639 lebte und arbeitete. Gleich daneben war das damalige
Atelier von Pieter Lastman, bei dem Rembrandt seine
Lehre machte, und auch das damalige Elternhaus seiner 1934 geheirateten Frau. Am ehemaligen
Athenaeum Illustre, an dem
Hermann Friedrich Kohlbrügge und
Niels Stensen studierten, prangt dieses stolze
Logo.
Dann komme ich zu diesem der Straße zugewandten Gebäude
des ehemaligen Hofes der Beginen und fast gegenüber zur
Oude Lutherse Kerk, an der
Hermann Friedrich Kohlbrügge kurz
tätig war.
Gegenüber der Nieuwen Kerk, in der der
Ökumenischer Rat der Kirchen gegründet
wurde und dem danebenstehenden königlichen Palais: dieses auch königlich anmutende Kaufhaus. Und wie man sieht: auch das
Wetter ist nach den vorangegangenen trüben Tagen (fast) königlich.
Im
Huis met de hoofden
, dem Haus mit den
Köpfen
, lebte und starb Johann Amos
Comenius. Die Kirche Sint-Nicolaas -
Nikolaus von Myra ist Patron der Stadt - steht unweit dieses
Hauptbahnhofs, von dem aus die U-Bahn mich zurück
zu meiner Kiste bringt. Der Rundgang durch die Stadt ging schnell, da die Entfernungen nicht groß waren und die Kirchen
schmucklos oder geschlossen sind. In Amsterdam konvertierte Christina von Schweden - erwähnt bei
Gustav II. Adolf zum Katholizismus.
Claude Brousson suchte hier nach Unterstützung
für die französischen Prostestanten, Jean
Marteilhe lebte hier zeitweise, ebenso Melchior
Hofmann.
An dieser Kirche in Velsen bei Amsterdam wurde
Engelmund bestattet.
Weiter geht es nach Norden, nach Egmond-Binnen, einem Ortsteil von Bergen bei Alkmaar, zu diesem
Kloster.
Adalbert von Egmond gründete dort die erste
Kirche, Herlind von Holland war Äbtissin des
dann entstandenen Klosters, von Werenfrid gab es
Reliquien. 1573 war das Kloster beim Aufstand der Geusen
gegen die spanischen Besatzer zerstört worden, aber 1935 wurde es wieder aufgebaut und Adalbert geweiht.
An der heutigen Kapelkerk in Alkmaar war
Adrian von Gouda Ordensmann der
Franziskaner. Zusammen mit vier weiteren Geistlichen starb
er nach einem Überfall der Geusen als Märtyrer. Daran erinnert eine Gedenktafel an dieser
Laurentiuskirche in Alkmaar.
Dann geht es noch nach Wervershoof - einem Ortsteil von Medemblik in Nordholland, direkt am IJsselmeer gelegen - wo
Werenfrid zuerst als Glaubensbote wirkte und ihm diese
Kirche geweiht ist.
An der nahen Raststätte Broerdijk gibt es dann
eine nun wieder ruhige Nacht.
Am Freitag geht es über den 1932 fertiggestellten Damm des IJsselmeer auf der Autobahn Richtung Osten, nach Stavoren bei
Leeuwarden; das damalige Kloster, das heute im Meer
versunken ist, gründete der Überlieferung zufolge Odulf von
Utrecht, nachdem er die aufständischen heidnischen Friesen bekämpft hatte. Ich sehe nur diese - wieder einmal verschlossene
- neuzeitliche Nicolaaskerk.
Dann komme ich zu dieser Kapelle in Haskerdijken. An
ihrer Stelle lebte einst Dodo von Haske als
Einsiedller; sie ist offen, da heute auch ein Kulturzentrum. in dem für eine Aufführung geprobt wird. Beim Dorf Scharnegoutum
nahe Sneek in Friesland sehe ich dann den Bauernhof,
der an der Stelle steht, an der Ulbold ein Kloster
stiftete.
Hier in Friesland ist einfach alles flach - schon kleinste Hügel sind künstlich angelegt. So liegt auch dieser
Bauernhof nahe Boldward, in dem
Titus Brandsma geboren wurde, auf flachem Land
…
… aber hier wird mit Liebe und Achtung vor der Kuh produziert.
Letzte Station ist vorerst der Gedenkstein für das
ehemalige Kloster Bloomkamp in Hartwerd, heute ein Ortsteil von Wûnseradiel. Dessen Stifter und erster Abt war
Cythardus von Bloomkamp, auch
Gerbrand von Bloomkamp und
Guido von Bloomkamp waren Äbte,
Ulbold Laienbruder.
Zum Arbeiten fahre ich auf den Campingplatz
nach Easterlittens bei Leeuwarden, tief in der Pampa; nach der Abreise der letzten (deutschen) Dauercamper bin ich hier der
einzige Gast.
Tracks
Numansdorp
Den Ruygen
Broerdijk gibt's mal wieder nicht
Easterlittens
geschrieben am 11. und 12. Oktober 2025